Auf Umwegen doch noch zum Traumjob
Ballenstedt/MZ. - "Das Kreative liegt mir", betont eine zielstrebige Frau, die seit ihrem vierten Lebensjahr in Ballenstedt wohnt und von ihrer Familie jegliche Unterstützung erfährt.
Dagmar Naumann ist eigentlich auf Umwegen zu ihrem Beruf gekommen. Nach dem Abitur hat sie eine Ausbildung zur Röntgenassistentin an der Ballenstedter Lungenklinik begonnen. Aber schon während der Schule entdeckte sie ihre kreative Ader. "Ich habe sehr gern gezeichnet", erinnert sie sich. Da war der Schritt, ein Studium ander Kunsthochschule Burg Giebichenstein aufzunehmen, nur richtig.
Das war 1979. Allerdings merkte sie sehr schnell, dass ihr der technische Bereich, die Arbeitsmittelgestaltung, nicht so lag. Sie brach im dritten Jahr ihr Studium ab und wechselte zur Fachschule nach Heiligendamm mit der Fachrichtung Gefäßgestaltung. Mit Erfolg, denn danach arbeitete sie mehrere Jahre in den keramischen Werken in Haldensleben als Designerin. Dann kam die Wende, die Abteilung wurde aufgelöst und Dagmar Naumann arbeitslos. Doch aufgeben, gar resignieren, das ist nicht ihr Ding. Sie verschlug es noch einmal für zwei Jahre an die Burg Giebichenstein. Dann wurde auch dieser Bereich ausgelöst und sie stand erneut vor dem Nichts. Aber irgendwie musste es weitergehen, sagt sie. Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und Weiterbildung am PC und im Multimediabereich folgten. 1996 erneut ein Lichtblick. Sie bekam eine ABM-Stelle als Projektleiterin für den Aufbau des Papiermuseums in Weddersleben, einer Einrichtung der Lebenshilfe. "Die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht und dann habe ich mich gefreut, als man mich als Gruppenleiterin fest eingestellt hat. Und ich habe dann noch eine sonderpädagogische Ausbildung gemacht", sagt sie. Im September 2004 stand Dagmar Naumann erneut vor der Frage, wie es weitergehen soll.
Da besann sie sich auf ihre kreative Ader und entschloss sich, künftig ihr eigener Herr zu sein. Nachdem alle Formalitäten erledigt und passende Räume auf dem Schloss in Ballenstedt gefunden waren, startete die 50-Jährige Ende Juli ihre neue Karriere. Durch ihre Arbeit im Papiermuseum entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Papierherstellung. Sie besuchte Workshops, auch internationale, um sich das Rüstzeug für ihre Tätigkeit zu holen. Mit der Buchbinderei hat sie sich autodidaktisch beschäftigt.
Papier schöpfen, gestalten und verarbeiten, das will sie künftig tun. Die Dinge, die sie herstellt, sind alles Unikate. Ob Glückwunschkarten, Adressbücher oder auch Briefpapier. "Ich gehe aber auch auf Kundenwünsche ein, wenn jemand etwas ganz besonderes, einmaliges benötigt", wirbt Dagmar Naumann. Um auch andere für die Papierherstellung zu begeistern, gibt sie Kurse an der Kreisvolkshochschule zu den Themen "Papier schöpfen", Büttenpapiergestaltung, Büttenpapier schöpfen und gestalten sowie Buchbinden. Und wer Lust hat, kann einfach mal in der Papierwerkstatt vorbeischauen. Ein Besuch , der sich lohnt.
Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag 9 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung. Telefon: 039483 / 81 483 oder 0173 / 6709880