Auf Schatzsuche unter dem Schulhof
Quedlinburg/MZ. - Nun soll nach dem Abriss der alten Schulturnhalle eine neue gebaut werden. Da diese Einfeld-Turnhalle aber im Vergleich zur alten Halle gedreht und mit drei Metern Abstand zur Grundstücksgrenze gebaut wird, muss ein Teil des Schulhofes dem Neubau weichen.
Doch bevor die 2,5 Meter tiefe Baugrube ausgehoben werden kann und anschließend bis zu vier Meter tiefe Gründungen für die bewehr
ten Fundamentbalken erfolgen können, sind archäologische Untersuchungen nötig. Kreisarchäologe Dr. Oliver Schlegel und Schulleiter Manfred Scherer haben
sich darauf verständigt, dass ein Grabungsteam aus Schülern zusammengestellt wird. Maximal zehn Schüler wurden dafür mit Hilfe eines Aushanges gesucht. Eine Freistellung vom Unterricht bis zum Ferienbeginn lockte: Schon einen Tag später lagen die ersten Bewerbungen vor, berichtete Scherer.
Die eventuellen Funde möchte die Schule später in einer Ausstellung zeigen. Geschichtslehrerin Birgitt Noske, Kunstlehrerin Martina Prezewowski und Marion Feger, die Fachleiterin Wirtschaft / Technik werden die Schüler bei ihrer Arbeit und der Dokumentation begleiten. "Meine Schüler haben mich gefragt, welche Schätze denn zu erwarten sind", berichtete Martina Prezewowski vom großen Interesse, das schon bei den Abrissarbeiten zu sehen war. "Ungeahnte", so ihre verschwörerisch-geheimnisvolle Antwort.
Als die erste Turnhalle gebaut wurde, gab es schon einmal archäologische Untersuchungen auf der damaligen Baustelle. Der Schule ist aber nur der Fund von Tierknochen bekannt. Die jetzt mit dem Rohbau beauftragte Quedlinburger Firma Sporleder und Hecker hat bereits Feldsteine eines Weges freigelegt. Außerdem Ziegel, die auf Gebäude schließen lassen.
Anhand von Fotos, die vor dem Abriss des Klosters entstanden waren, war bereits gezielt gegraben worden. Das wohl im 13. Jahrhundert gestiftete Franziskanerkloster war nach der Reformation um 1525 von den Mönchen verlassen worden und von der Äbtissin eingezogen. Anna II. ließ 1540 eine höhere Schule einrichten, aus der später das Gymnasium wurde, das bis 1862 hier bestand. 1891 erfolgte der Teilabriss. Nur eine kleine Kapelle ist heute noch erhalten. Die heutige Bosse-Schule war 1891 / 92 in nur einem Jahr als Realschule gebaut worden.