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Aquarium in Neinstedt Aquarium in Neinstedt: Exotische Unterwasserwelt

Von Sigrid Dillge 28.12.2015, 17:46
Da braucht man keinen Fernseher: Kai Lorenz hat wirklich ein Händchen für sein Hobby.
Da braucht man keinen Fernseher: Kai Lorenz hat wirklich ein Händchen für sein Hobby. Chris Wohlfeld Lizenz

Neinstedt - Geburtenstation und Kinderzimmer liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. Im Kindergarten tummeln sich winzige Nemos, jene weiß-orange-gestreiften Clownsfische, die spätestens seit einem publikumswirksamen Animationsfilm die Herzen von Kindern und Erwachsenen erobert haben. Sie sind erst wenige Wochen alt. Nebenan sind noch kleinere Lebewesen zu sehen, kaum zu glauben, dass sie einmal zu richtigen Fischen werden. Die Kleinen gehören zu den Bewohnern eines ungewöhnlichen Hauskellers in Neinstedt. Hier hat sich Kay Lorenz eine wundersame Unterwasserwelt mit farbenprächtigen, exotischen Fischen, seltsam geformten Korallen und allerlei Kleinstlebewesen geschaffen. Das Besondere: Sie alle leben in Salzwasser.

Lorenz, 49 Jahre alt und von Beruf Maurer, hatte schon als Kind seine Freude an einem allgemein üblichen Aquarium mit Guppys. Doch irgendwann war ihm das Süßwasserbecken zu langweilig. Vor etwa zehn Jahren gab es dann zu Weihnachten das erste Meereswasseraquarium. Übrigens ein Geschenk seiner Frau Andrea, die damals wohl nicht geahnt hat, dass sie für die neue Leidenschaft ihres Mannes sämtliche Kellerräume hergeben musste.

Denn inzwischen gibt es weit mehr als ein Becken, in dem sich die Farbenpracht ferner Unterwasserwelten entfaltet. Fische mit wie von Designern entworfenen Mustern schwimmen darin, verstecken sich in den Seeanemonen oder schaukeln in der künstlich erzeugten Strömung. Schwarze Seeigel zeigen ihre ganze Pracht, Feuerfische entfalten ihre weiß-braunen, fast wie Papier aussehenden schleierartigen Flossen. Ihre Schönheit wissen sie mit gefährlichen Stacheln zu schützen.

Faszinierende Unterwasser-Landschaft

Steine scheinen zum Leben zu erwachen, haben auf einmal kleine tanzende Äste und Blüten. Fast überall tummeln sich die wunderschönen Doktorfische. Sie leuchten in Blau und Gelb, haben Tupfen und Streifen auf der Haut und scheinen manchmal vor Freude zu grinsen. Kay Lorenz weiß sehr viel über diese Fische. „Doktoren kann man nicht züchten“, lautet eine seiner Erkenntnisse. Die Doktoren mögen Salat, Bananen, Gurke und Löwenzahn und verändern je nach Alter und Laichbereitschaft ihre Farbe. Einige der Exemplare in Kellerbecken sind seit Anfang des Hobbys dabei. „Sie haben eine Lebenserwartung von 14 bis 15 Jahren“, so Lorenz.

Er hat seine Freude daran, immer wieder die Unterwasserwelt zu beobachten oder auch zu verändern. Schließlich wachsen auch die Korallen und brauchen immer mehr Platz. Da muss dann schon mal aufgeräumt werden. Lorenz hat inzwischen dafür ein sicheres Händchen, genau so wie bei der Nachzucht einiger Aquarienbewohner. „Ich züchte die Nemos und Kardinalbarsche“, verrät er. Auch einige der Helfer im Aquarium kommen aus den eigenen Zuchtbecken. Es gibt, so Lorenz jede Menge Plagegeister, die ein geordnetes Unterwasserleben ins Wanken bringen können.

Aber natürlich hält die Natur auch zahlreiche Kontrolleure und „Müllschlucker“ bereit. Glasrosen sind solche Plagegeister. „Sie nesseln die Korallen kaputt. Ich züchte die glasrosenfressende Schnecke. Die nimmt nichts anderes zu sich“, weiß Lorenz. Sein Wissen hat er sich zum größten Teil angelesen. Doch es gibt auch den Austausch mit Gleichgesinnten, die er im Aquarienverein Thale gefunden hat. Lorenz ist gerne Ratgeber für andere und hofft, dass noch mehr Gefallen an seinem Hobby finden. „Das alles ist zwar nicht ganz billig, aber es lohnt“, sagt er und lehnt sich auf seinem Stuhl in einem der Kellerräume zurück. Von hier aus kann er die schönsten seiner Aquarien betrachten und deren Bewohner beobachten.

Geduld ist gefragt

Für das große Wohlfühlprogramm ist gesorgt. In einem Kreislauf wird das extra aufbereitete Wasser gereinigt. „Gutes Wasser ist das A und O. Und man braucht jede Menge Geduld“, lautet die Einschätzung des Aquarianers. Allein die Einrichtung eines Behälters dauert seine Zeit. Vier Wochen lang muss das Wasser gemeinsam mit Sand oder Kies und totem Riffgestein „reifen“. Ein weiterer Monat vergeht, bis die ersten lebenden Steine eingesetzt werden können. Etwa weitere vier Wochen später kann das erste Nemo-Pärchen mit einer Wirtsanemone Einzug halten. Schritt für Schritt geht es weiter, bis sich das Miniaturriff so präsentiert, wie sich sein Schöpfer es vorgestellt hat. Selbstverständlich, so Lorenz, ist die Sache dann nicht erledigt. Die Aquarien müssen gepflegt werden und ihre Bewohner ein möglichst den natürlichen Bedingungen entsprechendes Heim haben. Darum gibt es bei Lorenz im Keller beispielsweise Zeitschaltuhren, die langsam eine Dämmerung und schließlich nächtliche Dunkelheit eintreten lassen, denn auch auf die tropischen Meereswelten scheint nicht unentwegt die Sonne. Vieles hat Lorenz installiert, um sein Hobby zu perfektionieren. Und eines ist für ihn sicher: „Es reicht jetzt erst mal mit den Fischen. Wenn ich nochmal investiere, dann in Technik.“ (mz)

Bei Kai Lorenz fühlen sich die Exotenfische wohl.
Bei Kai Lorenz fühlen sich die Exotenfische wohl.
Chris Wohlfeld Lizenz