Ahnenforschung Ahnenforschung in Quedlinburg: Der eigenen Vergangenheit auf der Spur

Quedlinburg - Wie war das damals? - Diese Frage beschäftigt wohl jeden irgendwann im Leben Mal in irgendeiner Weise. Tandiwe Wheeler, geborene M’Suka, stellt sich diese Frage in letzter Zeit immer häufiger, denn sie will ihre Kindheit aufarbeiten. Doch das ist schwieriger, als gedacht.
Die 52-Jährige studiert derzeit Film-Produktion an der Universität von West-London. In ihrer Diplomarbeit will sie in den nächsten Monaten einen Dokumentarfilm drehen. Die Geschichte dazu liefert ihr eigenes Leben. Denn als kleines Kind lebte Tandiwe Wheeler in der ehemaligen DDR. Sie wurde sogar in Quedlinburg geboren.
Kaum Erinnerung an die eigene Kindheit
Ihre Eltern stammen aus Sambia und kehrten nach einigen Jahren in Deutschland in ihre Heimat zurück. Doch erinnern kann sich Wheeler heute kaum noch an die Zeit ihrer frühen Kindheit. Deshalb sucht sie in der Welterbestadt nach Antworten. Mitte Dezember besuchte sie Quedlinburg mit ihrem Filmteam und schwärmt in England von dem hübschen Weihnachtsmarkt.
Ein Schicksalsschlag gab den Anstoß dazu, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten. 2015 brannte ihr Elternhaus in Sambia bis auf die Grundmauern nieder. Die Mutter verlor ihr Hab und Gut - die Kinder beinahe einen Elternteil. Dabei hatte gerade die Mutter die Antworten auf viele offene Fragen aus der Kindheit, die in Quedlinburg begann.
Thandiwe aus Sambia verbrachte ihre Kindheit zum Teil in Quedlinburg.
Privat
Die heute 52-Jährige Tandiwe Wheeler (geboren M’Suka) lebte mit ihrer Mutter Joyce und ihrer Schwester Petunia einige Jahre in Quedlinburg.
Es drängten sich immer mehr Fragen auf
Seit dem Vorfall drängten sich ihr viele Fragen überhaupt erst auf. Wie bewältigte die Frau als junge ausländische Studentin diese Zeit mit zwei Kleinkindern? Wer passte auf Tandiwe und ihre Schwester Petunia auf, während die Eltern an unterschiedlichen Universitäten in Dresden und Leipzig ausgebildet wurden?
„Im Gespräch über diese Zeit erfuhr ich, dass auch andere Menschen und Institutionen mithalfen bei unserer Betreuung“, berichtet Tandiwe Wheeler.
„So sprach meine Mutter davon, dass wir die Woche über von der Quedlinburger Familie Karloff betreut wurden, während meine Mutter an der Uni beziehungsweise im Krankenhaus tätig war und wir nur die Wochenenden mit ihr verbrachten.“ Selbst erinnert sie sich daran nicht.
Viele Puzzleteile zusammentragen
Neugierig ist sie trotzdem. „Deshalb bin ich nach so vielen Jahren auf der Suche nach Menschen, die dazu beitragen können und bereit sind, die Puzzleteile unserer frühen Kindheit zusammenzutragen und die verschütteten Antworten freizulegen.“
Auf Nachfrage habe sie vom Kreiseinwohnerregister des Altkreises neue Informationen bekommen. Sie grenzen zumindest den Aufenthalt in der Welterbestadt zeitlich ein.
Karten als Beweise sind gefunden worden
„Da sind Karten von meiner Mutter, Vater, Schwester gefunden worden.“ Darauf sei festgehalten, dass ihre Mutter Joyce, Mädchenname Chatupa, am 3. Februar 1964 von Weißenfels in den Ditfurter Weg 22 in Quedlinburg umzog. Zwei Jahre später, am 18. Oktober 1966, zog sie dann nach Dresden, wo sie in der Senefelderstraße 2 wohnte.
Ihr Vater Otema M’Suka, geboren am 20. Juni 1938, folgte der Familie laut Register am 16. Dezember 1965 von Leipzig nach Quedlinburg, Ditfurter Weg 22. Er zog am 11. Januar 1966 nach Bernau, wo er die Gewerkschaftsschule besuchte.
„Auf meiner Karte ist noch der Eintrag, dass ich in Quedlinburg, Ditfurter Weg 22, von Geburt an gemeldet war und am 15. September 1966 nach Dresden, Nr. 23 Kinderheim, Weinbergstraße 02, verzogen bin.“
„Ich bin mir nicht sicher, wie alt ich war, als wir Deutschland verließen. Ich glaube, ich war fünf. Wir sind nach Sambia zurückgekehrt. Dort habe ich die Grundschule absolviert. Ich habe teilweise in England und Sambia die Oberschule und das Gymnasium absolviert. Ich kam dann 1984 nach Deutschland zum Studium in Berlin. Ich hatte Deutsch verlernt und musste die Sprache von Anfang an wieder neu lernen“, berichtet sie aus ihrem Leben.
Hoffnung auf neue Erkenntnisse
Nun möchte sie so viel aus der Zeit in Quedlinburg rekonstruieren, wie möglich. Doch bereits Familie Karloff, die Tandiwe Wheeler nach so langer Zeit wiederfinden möchte, konnte im Register nicht ausfindig gemacht werden.
Ihre Hoffnung liegt deshalb auf Quedlinburgern, die sich vielleicht an Familie M’Suka erinnern.
Wer sich an die Familie erinnert, kann sich an unsere Redaktion wenden unter Telefon 03946/52 46 61 07. (mz)
