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"After Walpurgisnacht" "After Walpurgisnacht": US-Thriller aus dem Harz

Von Jessica Hanack 30.04.2016, 07:18
Für seinen Film „After Walpurgisnacht“ hat William von Tagen am Freitag im Kreuzgang der Liebfrauenkirche in Halberstadt gedreht.
Für seinen Film „After Walpurgisnacht“ hat William von Tagen am Freitag im Kreuzgang der Liebfrauenkirche in Halberstadt gedreht. Chris Wohlfeld

Halberstadt - Regisseur William van Tagen hat sich die Kamera um den Oberkörper geschnallt und geht langsam rückwärts. Die beiden Hauptdarsteller folgen ihm, sie diskutieren, am Ende stürmt Luisa Wietzorek davon. Wer den Dreh der Szene beobachtet, schaut aber nicht zuerst auf die Schauspieler, sondern auf den Regisseur, besser gesagt: auf seine Füße. William von Tagen trägt keine Schuhe, sondern läuft bei acht Grad auf Socken durch den Kreuzgang der Halberstädter Liebfrauenkirche.

„Schuhe wären zu laut, da würde man mich auf der Tonspur hören“, erklärt von Tagen. Insgesamt 16 Tage lang dreht der Amerikaner in Halberstadt und Umgebung für seinen neuen Film „After Walpurgisnacht“. Bei dem Thriller ist von Tagen Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor in einer Person. Überhaupt ist das Filmteam erstaunlich klein, nur wenige Personen sind am Freitag bei den Dreharbeiten dabei. „Wir sind eine kleine Crew, aber das passt zum Film. So können wir schneller arbeiten“, sagt von Tagen.

Freunde verschwinden im Harz

„After Walpurgisnacht“ ist sein zweiter Spielfilm. Darin sucht ein amerikanischer Student aus Berlin einen Freund, der im Harz spurlos verschwunden ist. Dass sich William von Tagen dafür unter anderem Halberstadt, Thale und Benzingerode als Drehorte ausgesucht hat, ist kein Zufall. „Ich war mit 17 Jahren selbst Austauschschüler in Halberstadt“, sagt William von Tagen und erklärt damit auch, warum er sich so problemlos auf Deutsch unterhalten kann. Vor drei Jahren war er für ein Projekt noch einmal in Halberstadt, um sich mit Volkskunde, Mythen und alten Sagen der Region zu beschäftigen - die auch im Film eine Rolle spielen.

William von Tagen ist ein 28-jähriger Regisseur aus Idaho in den USA. Nach mehreren Kurzfilmen erschien 2015 sein erster Spielfilm. Wenn die Dreharbeiten zu seinem aktuellen Thriller „After Walpurgisnacht“ im Harz abgeschlossen sind, geht es für das Team für vier Tage nach Bulgarien. Im November soll der Film dann fertig sein und auf verschiedenen Film-Festivals gezeigt werden. Von Tagen plant, dass es auch eine deutsche Version des Films geben soll.

Im vergangenen November begann William von Tagen das Drehbuch zu schreiben und sprach erstmals mit dem Schauspieler Jake Koeppl über das Projekt. Der Amerikaner war bereits in von Tagens vorherigem Film dabei, in „After Walpurgisnacht“ spielt er jetzt die Hauptrolle an der Seite von Luisa Wietzorek. In Deutschland war Koeppl im Gegensatz zu von Tagen vor dem Dreh aber noch nie. „Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet“, sagt er. „Als ich ins Flugzeug gestiegen bin, war ich super aufgeregt.“ Bislang hat ihn der Harz nicht enttäuscht. Besonders der Hexentanzplatz in Thale hat Koeppl, der in den USA Schauspiel studiert hat, beeindruckt. „Wir haben während des Sonnenuntergangs gedreht und konnten über das Tal bis zum Brocken gucken.“

Schauspielerin hält Anfrage erst für Spam

Dass die Berliner Schauspielerin und Synchronsprecherin Luisa Wietzorek (u.a. „Tatort“ und „Rapunzel“) die zweite Hauptrolle bekommen hat, kann man wohl als glückliche Fügung bezeichnen. „Will hat mich im Internet gefunden und mir an meinem Geburtstag geschrieben. Ich dachte zuerst, das ist eine Spam-Nachricht, weil das Deutsch nicht so gut war“, sagt sie lachend. Ziemlich schnell wurde ihr aber klar: Der Regisseur meint es ernst. „Wir haben dann über Skype miteinander gesprochen und uns sofort verstanden.“ Und das merkt jeder, der am Freitag bei dem Dreh dabei ist. Die Stimmung ist locker, in den Drehpausen wird viel gelacht. „Ich habe selten so ein gutes Klima erlebt. Es ist sehr entspannt, aber effektiv“, sagt Luisa Wietzorek.

Nur einmal, bei der Frage ob die beiden Hauptdarsteller denn im Film eigentlich ein Liebespaar spielen, wird die Harmonie für einen Moment gestört. Ja, sagt Jake Koeppl. Nein, sagt Luisa Wietzorek. Koeppl ist entsetzt: „Aber du findest mich süß. Wir küssen uns!“ Alle lachen - mal wieder. Schließlich einigen sich die beiden darauf, dass ihre Charaktere eine „sehr besondere Beziehung“ haben. Was am Ende des Films daraus wird, verraten sie noch nicht.

Nach der Szene in der Liebfrauenkirche ist die Arbeit längst nicht vorbei. „Wir drehen heute bis in die Nacht“, sagt Wietzorek. Immerhin: Für die kalten Nächte sind alle bestens ausgerüstet. „Als wir angekommen sind, haben wir uns erst einmal Schals und Pullover gekauft“, sagt Koeppl. Und vielleicht kann William von Tagen dann auch wieder seine Schuhe anziehen. (mz)

Luisa Wietzorek und Jake Koeppl spielen in dem Film die Hauptrollen.
Luisa Wietzorek und Jake Koeppl spielen in dem Film die Hauptrollen.
Wohlfeld