Aegidiikirche Quedlinburg Aegidiikirche Quedlinburg: Dauerausstellung informiert über Haus und Förderkreis

Quedlinburg/MZ - Die Aegidiikirche in Quedlinburg ist ähnlich wie St. Blasii mehr ein Kulturtempel als ein Haus für Gottesdienste. Doch während die Blasiikirche durch die Stadt betrieben wird, hat sich um St. Aegidii ein Förderkreis aus engagierten Mitgliedern der evangelischen Gemeinde und weiteren Bürgern gebildet. Seit fünf Jahren wirkt der Förderkreis inzwischen für den Erhalt und die Belebung der Kirche. In einer Dauerausstellung wird nun über das Besondere von St. Aegidii und die Arbeit des Förderkreises informiert. Auf acht Tafeln kann der Besucher ablesen, was sich in und um die etwas abseits unweit der Schmalen Straße gelegene Kirche getan hat.
Auf der Suche nach Anekdoten
Manch Anekdote haben drei der Förderkreismitglieder in alten Akten gefunden. Damit sind Roland Lehmann, Gerhard Schenk und Felix-Michael Vatteroth seit einiger Zeit beschäftigt und konnten so schon für die Ausstellung Informationen beisteuern. Gestaltet wurden die Tafeln vom Designbüro Signa von Wolfgang Fischer, der ebenfalls zum Förderkreis gehört.
Die erste Tafel befasst sich mit dem Umstand, dass die Kirche eigentlich zwei Heiligen gewidmet war - Aegidius und Katharina. Doch Katharina wird schon lange nicht mehr genannt. Wann dieser Einschnitt erfolgte, ist bisher nicht erforscht worden. So heißt die Überschrift auf der ersten Tafel auch „Eine Heilige kommt abhanden - Aegidius bleibt“.
Ein Bleiglasfenster von St. Aegidii stammt aus dem 15. Jahrhundert, dagegen wurde jetzt ein Fenster im Turm gerade erst neu eingebaut. Dies gehört zu dem, was der Förderkreis bewerkstelligte. Er weist aber in der Ausstellung auch darauf hin, dass manch besonderes Stück in andere Kirchen ausgelagert wurde. Dazu gehören ein Flügelaltar, der sich seit 1959 in St. Wiperti befindet oder Priestergewänder, die in der Stiftskirche einen neuen Platz erhielten.
Eigenversuch als Glöckner
Besonders erwähnt wird die Orgel, die seit vergangenem Jahr wieder bespielt werden kann. Der Orgelbauer Martin Lodahl hat das stark beschädigte Instrument instand gesetzt und damit ein dem Förderkreis besonders am Herz liegendes Anliegen in die Tat umgesetzt, für das zuvor viele Spenden eingesammelt werden konnten. Ebenso wurde die große Glocke wieder gangbar gemacht. Sie läutete 1766 das erste Mal. Heute stimmt sie immer sonnabends um 18 Uhr von Hand bewegt in den Chor der Läutwerke der Quedlinburger Kirchen vor dem Sonntag ein. Wer Lust hat, kann sich als Glöckner unter Anleitung von Mitgliedern des Förderkreises betätigen.
Kirche stand beinahe leer
Nicht zu vergessen bei der Geschichte der Kirche ist der Friedhof, dessen Reste, unter anderem gusseiserne Kreuze, wieder repariert worden sind. Die Kreuze waren einst in Mägdesprung gegossen worden. Der Friedhof an St. Aegidii war früher deutlich größer, nahm auch die Toten der Marktgemeinde auf, als dort der Platz nicht mehr da war.
Unter der Überschrift „Die Kümmerer“ sind alle Pfarrer seit 1534 aufgeführt. Früher zurückliegende Unterlagen fehlen. Erster Pfarrer von insgesamt 29 war demnach Lorenz Dönert 1534-1540, letzter Werner Rennecke 1953-1978. Danach hatte die Kirche keinen Pfarrer mehr. Sie wurde nur noch sporadisch genutzt, bis auf ein Zwischenspiel in den 1990er Jahren, als die Juba, die Jugendbegegnungs- und Arbeitsstätte um St. Aegidii, versuchte, dem Gotteshaus einen neuen Sinn zu geben. Der Verein ging aber in Insolvenz, so dass die Kirche weitere Jahre mehr oder weniger leer stand.
Hilfe bei Sanierung
Ein neuer Anfang wurde 2010 von Ulf Koischwitz unternommen. Er, der wenige Schritte von St. Aegidii weg wohnt, sprach einige Leute an, ob sie nicht mithelfen würden, die Kirche wieder zu beleben. Inzwischen sind aus den paar immerhin um die 20 geworden, die bei der Sanierung mithelfen und dafür sorgen, dass zwischen April und Oktober das Gotteshaus jeden Sonnabend von 15 bis 18 Uhr für Besucher offen steht, aber auch manch Veranstaltung, wie Konzerte, stattfinden kann.
