20. Quedlinburger Bücherfrühling 20. Quedlinburger Bücherfrühling : Zurück zum Urformat

Quedlinburg - Alles fängt an, wo alles begonnen hat: Im Kulturzentrum Reichenstraße startet der 20. Quedlinburger Bücherfrühling. Am Freitag, 13. März, packte dort die Supertussi Rena Schwarz kabarettistisch aus. „Unser Warm-up für die insgesamt 60 Veranstaltungen von der Lesenacht über Autorenabende bis zur Entdeckungsreise vor Ladenöffnung in der Buchhandlung“, erzählen Stefan Helmholz und Anne Melz, die schon vor zwei Jahrzehnten so etwas wie Geburtshelfer für dieses weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Kulturerlebnis waren.
„Nur damals passte das Programm auf ein A-5-Blatt“, sagt Helmholz, der nicht nur die organisatorischen Fäden mit in der Hand hat, sondern selbst eine wichtige Rolle spielt: den Bären in „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ der hauseigenen Theatergruppe „Horizonte“.
Was recht humorvoll klingt, lässt dem Zuschauer das Blut in den Adern gefrieren. 1994 wurden Teile des verschütteten und überwachsenen Zoos im Konzentrationslager Buchenwald freigelegt und sind heute wieder zugänglich. Das sei der Ausgangspunkt des Stückes, „bei dem Gestreifte auf Gestiefelte treffen“.
Bewährte Partner sitzen in einem Boot
Lesungen, Literaturverfilmungen, Diskussionsrunden, Kreativangebote und Kabarett, das Programmheft, an dem selbst bei der Vorstellung noch durch fast alle Teilnehmer handschriftlich korrigiert wird, bietet selbst für Bücher-Muffel etwas. Anne Melz freut sich, dass bewährte Partner mit im Boot sitzen.
So klingt der Titel „Feuer, Qualm und Abenteuer“ nun nicht wie ein Abend für Bibliophile. „Wir kehren damit zu unserem Urformat zurück, der Lesenacht für Kinder. Von Feuerwehr bis Feuerstein ist alles im Einsatz. Diesmal schlafen 15 Kinder im Feuerwehrdepot Schillerstraße. Aber wir haben die Erfahrung gemacht, die Letzten lesen bis vier, die Ersten ab sechs Uhr“, erzählt Melz.
Buchhändler Jörg Pfeifer: „15 Klassen mit 343 Schülern haben sich bei uns angemeldet“
Im 20. Frühling spannt sich der Bogen von höchst verkopften Auftritten zweier Dadaisten bis zu handfester Leseförderung. Buchhändler Jörg Pfeifer öffnet sein Bücherparadies in diesen Wochen für eine spezielle Leser-Gruppe bereits eine Stunde früher.
„Schüler entdecken eine Buchhandlung“ wendet sich an Viert- und Fünfklässler. „15 Klassen mit 343 Schülern haben sich bei uns angemeldet. Sie erleben, wie Bücher entstehen, wie Preise entstehen, spielen Buchhändler und Kunde. Zum Schluss lösen sie eine ganz reale Bestellung aus. Dabei überrascht es sie, dass wir in vielen Fällen schneller liefern als Amazon und Co.“
Jeder der jungen Gäste erhält dann am Ende sein eigenes „Verschenkbuch“.
Auftaktlesung gestaltet am 20. März in der Reichenstraße Maximilian Schäfer
Die Gästeliste des Bücherfrühlings liest sich spannend wie ein Krimi. Der Kinderladen in der Reichenstraße lädt die Ex-Halberstädterin Judith Burger ein, die erst kürzlich für ihren Erstling, ein Wendekinderbuch, einen Preis erhielt, und nun „Roberta verliebt“ vorstellt, dessen Titel schon alles sagt. Schauspielerin Elena Uhlig liest, Ilka Hein undAndreas Reinmann reisen „Mit der Titanic ins Lala Land“ und Darsteller Thomas Bading kehrt mit „Romeo und Julia“ in den Stiftssaal St. Cyriakus seines alten Heimatortes Gernrode zurück.
Die Auftaktlesung gestaltet am 20. März in der Reichenstraße jedoch Maximilian Schäfer. Es ist ein Heimspiel für den Abiturienten, der kürzlich mit „Das rote Auge - Silberne Fäden“ debütierte.
Heimatautoren kommen auch zu Wort
Doch die Veranstaltungen von März bis Juni lassen außer ihm eine Reihe Heimatautoren zu Wort kommen: Carsten Kiehne, Hilde Thoms, Gabriele Schnee und Poetry Slamer Aaron Boks, den Blogger und Lyriker Thomas Loch, aber auch Bauchtänzerin Karo Stein und Glücksfee Miriam Fuchs. Wessen Werke am 10. Mai in der „7Kunst“ zur Aufführung kommen, wissen die Veranstalter noch nicht. „Aber es wird richtig spannend“, verspricht Anne Melz.
Die Schauspielerinnen Swantje Fischer und Mona Schneider standen vor einigen Monaten am ihrem Schreibtisch: „Sie hatten eine Idee, kein Geld, das dank des Landkreises jetzt fließt, sowie junge Menschen zwischen 14 und 25 Jahren, die Szenentexte mit maximal drei Rollen schufen und ansonsten über alle Freiheiten zu schreiben verfügten. So erlebt das Publikum, was Schauspieler auf die Bühne bringen, wenn jungen Autoren künstlerisch freie Hand gelassen wird.“
„Wir freuen uns auf den Jubiläumsbücherfrühling“, sagt Stefan Helmholz. Er hätte darauf mit den Beteiligten gern mit dem Sektglas angestoßen. „Bloß da scheitere ich an meinen eigenen Richtlinien: Alkohol in der Reiche erst ab 18.30 Uhr.“ (mz)