Ausstellung mit Tura Jursas Holzarbeiten auf Schloss Neuenburg Wimmelbilder in Esche
Im Gewölbekeller führen eindrucksvolle Reliefarbeiten in einen bunten Sagenwald.

Freyburg - Die Vögel zwitschern und tirilieren. Den Besucher umgibt ein sattes Grün und reichlich Holz. Eschenholz, das bekannte Geschichten auf wundersame Weise erzählt. „Ich glaub’, ich steh’ im Sagenwald. Geschichten aus dem Unterholz“, so der Titel der neuen Ausstellung im Museum auf Schloss Neuenburg, ist durchaus wortwörtlich zu verstehen. Selbst wenn der Gast im Gewölbekeller und damit einige Meter unter der Erde steht.
Viel zu entdecken
In zwölf Holz-Tafeln hat die Künstlerin Tura Jursa aus Nordhausen verschiedene Sagen aus dem Harz sowie speziell für die Sonderschau die hiesige Edelacker-Sage hineingeschnitzt. Entstanden sind eindrucksvolle Arbeiten, die den Betrachter herausfordern. „Das Besondere ist, dass es die Werke als reliefartige Wimmelbilder so kein zweites Mal gibt. Es gibt viel zu entdecken“, sagt Claudia Meißner, Museumspädagogin und Kuratorin der Schau. Jursas Werke vereinen jeweils in einem Holzstück auf engstem Raum gleich mehrere Szenen der jeweiligen Sage, die mal bekannt, mal weniger bekannt und vor allem zumeist im Harz, der Heimat der Künstlerin, verortet ist.
Dabei darf die Walpurgisnacht nicht fehlen. Ebenfalls Teil dieses Reigens aus Geschichten: die Sage von den Neunlingen aus Querfurt, die Geschichte über die urige Schäfereiche bei Bad Suderode oder über den Juessee in Herzberg. „Die Werke zeichnen sich zudem durch ihre Liebe zum Detail aus, die auf den Betrachter überspringt“, so Claudia Meißner weiter. Man sieht den Waschbär im Baum hocken, wie der Bauer sein Feld bestellt, ein Heißluftballon in die Höhe steigt, Enten auf dem Bach schwimmen, ein Kind im Apfelbaum sitzt. Es gibt viele Hexen und Ritter. All das in einer beeindruckenden Farbigkeit.

In der Harz-Region ist Jursa bekannt. 1948 geboren, präsentierte sie ihre speziellen Arbeiten in zahlreichen Ausstellungen; sie trug mit ihren Holzschnitt-Arbeiten zur Verschönerung ihrer Heimatstadt im Südharz bei. Die theoretischen wie praktischen Kenntnisse erwarb sie sich autodidaktisch. Wer genauer auf ihre Holzarbeiten im Gewölbekeller der Neuenburg schaut, kann sie und ihren Mann entdecken.
Ausstellung für die ganze Familie
Die Ausstellung richtet sich an Kinder ab fünf Jahren - vor allem aber an die ganze Familie. Zur Schau wurde ein Begleitheft erstellt, so dass „Eltern und Großeltern vorlesen können, während die Kinder sich die Bilder anschauen“, gibt die Museumspädagogin einen Tipp. Für die ansprechende Gestaltung zeichnet Juliane Sieber aus Halle verantwortlich. Die Idee, Vogelstimmen mittels Lautsprecher im Raum erklingen zu lassen, wurde auf der Neuenburg geboren.
Die Werke zeichnen sich zudem durch ihre Liebe zum Detail aus, die auf den Betrachter überspringt.
Claudia Meißner, Museumspädagogin und Kuratorin
Die Sonderschau wird die einzige in der aktuellen Saison auf der Neuenburg sein. Coronabedingt wurden die geplanten Ausstellungen „Kommentare“ mit Werken des halleschen Bildhauers Bernd Göbel im Bergfried „Dicker Wilhelm“ sowie jene mit Glasarbeiten von Christiane Budig in der Kernburg in das kommende Jahr verschoben. Waren die vergangenen Wochen und Monate von der Pandemie geprägt, so dass sowohl in Beruf und Schule als auch im Alltag die Digitalisierung mehr und mehr einzog, wird diese Ausstellung kleine wie große Besucher zurück in analoge Welten bringen. In Welten, in denen nicht der schnelle Klick, sondern achtsames Schauen erforderlich und gewünscht ist, und die sich auf eine uralte Errungenschaft und kulturelle Tradition zurückbesinnen - auf das Erzählen von Geschichten. Egal, ob das durch das Betrachten kunstfertiger Holz-Arbeiten, Vorlesen oder Malen eigener Bilder erfolgt. Denn im Begleitheft ist reichlich Platz - für eigene Kunstwerke. Die Ausstellung kann bis zum 31. Oktober besichtigt werden.

Geöffnet hat das Museum auf Schloss Neuenburg wieder täglich von 10 bis 12 sowie von 13 bis 18 Uhr. Aktuell ist der Besuch ausschließlich mit Voranmeldung durch ein zeitgebundenes Ticket und mit Anwesenheitsregistrierung möglich. Eintrittskarten können auch online bestellt werden. Geschlossen ist weiterhin der Bergfried „Dicker Wilhelm“. Die Luca-App kann zur Nachverfolgung genutzt werden. Im Museum sind das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes und Abstand zu wahren Pflicht.