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Klage über Naumburger Wohnanlage Wilde Wüste Wendenplan

Vor 23 Jahren mit Fördermitteln errichtet, wirkt die Immobilie heruntergekommen. Mieter und Mieterverein äußern ihren Unmut.

Aktualisiert: 20.4.2021, 09:13

Naumburg - Auf den ersten Blick von weiter Ferne sieht das Haus am Naumburger Wendenplan recht schmuck aus. Doch mit jedem Schritt in dessen Richtung trübt sich der gute Eindruck merklich. Der Putz bröckelt. Im Hinterhof, über den die Mieter ihren Hauseingang erreichen, stehen knöcheltiefe Pfützen. Im Erdgeschoss ist das Gros der Wohnungen leer. Der Blick durch die schmutzigen Fenster fällt auf schimmlige Wände. Und die Mieter klagen über die Zustände.

Gestürzt und verletzt

Einer von ihnen ist Klaus Schwarzer. Der 62-Jährige ist gehbehindert und auf Krücken angewiesen. Seit elf Jahren lebt er in der altengerechten Anlage. In seiner Wohnung ist das Laminat großflächig kaputt. „Die ersten Schäden tauchten vor acht Jahren auf. Ich bin schon mehrfach gestürzt und habe mich verletzt“, erzählt der Naumburger. Schon mehrfach hat er auf den Zustand hingewiesen, zuletzt mit einem ärztlichen Attest. Doch nichts ist bisher aus seiner Sicht geschehen. „Ich würde mich ja bemühen, hier auszuziehen, doch es ist schwierig, eine behindertengerechte Wohnung zu bekommen“, sagt Schwarzer, der sich seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert - in der Freiwilligenagentur; bei den Grünen Damen im Krankenhaus ist er der einzige Herr.

Die Suche nach dem Eigentümer der Immobilie führt nach Voerde am Niederrhein. Eine schriftliche Anfrage unserer Zeitung per E-Mail vom 9. April blieb ohne Antwort. Zuvor hatte nur die Tochter, die jedoch ihren Namen in der Zeitung nicht lesen will, telefonisch Stellung bezogen. Sie zeigt sich ob der Anfragen irritiert. Bezüglich des Laminats habe man gerade eine Firma kontaktiert. Der Schimmel sei nach einer Verstopfung und einem anschließenden Rückstau des Abwassers entstanden. Und auch die Arbeiten im Hinterhof würden ihren Lauf nehmen, die Mieter seien darüber mit Aushängen informiert worden.

Das Objekt ist heruntergewirtschaftet.

Jens Peinelt, Vorsitzender des Mietervereins

Auf die Frage, warum es so lange gedauert habe, verweist sie auf die Stadtverwaltung und deren Auflagen bezüglich des Pflasters sowie auf die Witterungsbedingungen im Winter. Auf Nachfrage erklärt Susann Haupt, Mitarbeiterin aus dem Sachbereich Bauordnung und Denkmalschutz, die Auflagen im Zusammenhang mit der Gestaltungssatzung und den Anforderungen durch den Denkmalschutz. In diesen Bereichen der Altstadt sei kein Beton-, sondern Natursteinpflaster zu verbauen. Der Antrag auf denkmalrechtliche Genehmigung für Gehweg und Fahrbahn wurde am 2. Mai 2018 gestellt und am 8. Mai 2018 genehmigt, also vor knapp drei Jahren. Antragsteller war damals Uwe Droese, der Verwalter der Immobilie.

Auf den schlechten Zustand angesprochen, bemerkte der Naumburger Unternehmer: „Wir haben immer sofort reagiert. Ich kann nur nichts machen, wenn der Eigentümer nichts macht.“ Bezüglich des mit Löchern übersäten Hinterhofes verweist er auf Überfahrtsrechte, die noch zu klären gewesen seien. „Die wassergebundene Decke wird instand gesetzt und mit der neuen Pflasterung der Zustand wie in den 90ern hergestellt.“ Die Anlage mit 32 altengerechten Wohnungen war vor etwa 23 Jahren errichtet worden. Richtfest wurde im September 1998 gefeiert. Das Bauvorhaben wurde einst von Land und Stadt gefördert.

„Schlimme Geschichte“

Beim Mieterverein im Burgenlandkreis sind die Beschwerden der Mieter schon seit Jahren bekannt. „Das ist eine ganz schlimme Geschichte. Wir vertreten einige Mieter“, sagt Vorsitzender Jens Peinelt. Er berichtet unter anderem auch von hohen Betriebskosten und Problemen mit der Wasseraufbereitung. Auch die Wartung des Fahrstuhls sei aus seiner Sicht zu teuer. „Das Objekt ist heruntergewirtschaftet, zu einer wilden Wüste geworden. Es wird einfach nichts mehr gemacht“, sagt Peinelt. Er sieht dabei auch die Stadt in der Pflicht. Denn im Bereich Wendenplan und Fischstraße seien auch viele Touristen unterwegs. (Constanze Matthes)