Ausbildung im Handwerk Wie Zäckwarer Fliesenleger Lehrling digital sucht - und findet
Uwe Wieden veröffentlicht Video in sozialen Medien - mit Erfolg.

Zäckwar - Deutschlands Unternehmen suchen händeringend nach Azubis, gerade in den Handwerksberufen. Und: Je kleiner die Betriebe, desto schwerer tun sie sich oft damit, potenzielle Lehrlinge für sich zu interessieren.
Wie dies dennoch gelingen kann, zeigt das Beispiel von Uwe Wieden, der in Zäckwar einen Fliesenlegerbetrieb mit zwei Angestellten führt. „Um die Jahrtausendwende herum gab es noch ein Überangebot an Facharbeitern. Deswegen haben viele das Ausbildungsthema aus dem Blick verloren. Da nehme ich mich gar nicht aus“, so der 46-Jährige. Doch in dem Maße, wie der demografische Wandel zu personellen Engpässen (und damit im Extremfall zum unfreiwilligen Verzicht auf Aufträge) führte, habe er sich der Sache gewidmet: zunächst mit klassischen Inseraten in Ausbildungsbroschüren. Eher der Einsicht geschuldet - „weil ich wusste, dass man es machen sollte“ - nutzte er bald auch digitale Kanäle.
Das Gute an den Facebook-Einträgen und erst recht an den kleinen Videos vom Chef ist, dass man gleich einen viel greifbareren Eindruck davon gewinnt, was genau die Firma tut und wie die Leute dort ticken.
Auszubildender Patrick Zeuch
„Als ich mit Hilfe meines Mitarbeiters Torsten Rätzsch ein erstes kleines Video erstellte und auf meiner Facebook-Seite hochlud, merkte ich am Feedback rasch, dass da einfach mehr passiert“, erinnert sich Wieden, der seine „Schlagzahl“ beim digitalen Werben um den Berufsnachwuchs daraufhin erhöhte und sich sogar auf Instagram tummelte. Letztlich mit Erfolg: Seit 1. September ist der aus Poppel kommende Patrick Zeuch Lehrling in dem kleinen Fliesenlegerbetrieb - Uwe Wiedens erster Auszubildender überhaupt. „Das Gute an den Facebook-Einträgen und erst recht an den kleinen Videos vom Chef ist, dass man gleich einen viel greifbareren Eindruck davon gewinnt, was genau die Firma tut und wie die Leute dort ticken“, sagt der 22-Jährige. „Ich hätte echt nie gedacht, wie vielseitig der Fliesenleger-Beruf ist“, bekundet der junge Mann - ein Eindruck, der sich im Laufe eines dem Lehrbeginn vorgeschalteten Praktikumsmonats sowie während seiner bereits ausgiebigen Mitarbeit als Hilfskraft in den Sommerferien noch erhärtete.

„Die - tatsächlich für viele - überraschende Vielfalt unserer Tätigkeit, die eben über das bloße Verlegen von Fliesen weit hinausreicht, lässt sich per Bewegtbild einfach viel besser transportieren“, bekräftigt Uwe Wieden. Es werde dabei jedoch gleichermaßen klar, dass es immer wieder auch um körperlich anstrengende Arbeiten geht - ein Aspekt, der genauso zu einer realistischen Vorstellung gehört wie er den neuen Azubi nicht schreckt. „Patrick macht sein ,Zeuch’“, lobt der Chef augenzwinkernd in Anspielung auf den Familiennamen seines Schützlings.
Nicht einmal der fürwahr beschwerliche Umstand, dass er für den Berufsschulunterricht bis nach Magdeburg muss, scheint den jungen Mann in seinem Elan bremsen zu können. „Dass in ganz Sachsen-Anhalt nur noch an einer einzigen Schule Fliesenleger ausgebildet werden, ist Folge der geringen Bewerberzahlen der vergangenen Jahre“, bedauert Uwe Wieden, der auch für 2022 einen Lehrling sucht.