Wenzel vom 21. Mai Wenzel vom 21. Mai: Beweisfoto

weissenfels - Wanner Bart steigt frohen Mutes und mit einem kleinen Liedchen auf den Lippen in seinen Lkw. Die Polizei hatte soeben seine Papiere und sein Fahrzeug auf dem Parkplatz „Querfurter Platte“ der A 38 gründlich kontrolliert. Der Holländer (50) kann weiterfahren - alles in Ordnung.
Aber das ist bei weitem nicht bei allen Kraftfahrern der Fall: Laut Autobahnpolizei Weißenfels steigen die festgestellten Trunkenheitsfahrten beträchtlich an (siehe Tabelle). Und bei den Drogenfahrten haben sich die Zahlen nahezu verdoppelt. Zugegeben, das betrifft nicht nur die Brummifahrer, sondern auch die Pkw-Fahrzeugführer. Wer jedoch genau hinschaut, erkennt, dass die Unfälle, an denen Lkw-Fahrer beteiligt sind, steigen. Und das auch bei den Verursachern. „Wenn man an der Stelle von Glück reden kann, dann ist es allein der Umstand, dass bei diesen Unfällen keine Personen verletzt worden sind“, so der Sprecher des Autobahn-Polizeireviers Weißenfels Veit Raczek.
Doch was den Polizisten vor Ort passiert, verschlägt ihnen mitunter die Sprache. So wurde unlängst ein 52-jähriger Fahrer aus Sachsen auf der A 9 in Richtung Berlin nahe Naumburg gegen 3 Uhr beobachtet, wie er in Schlangenlinien und teilweise sogar auf dem Standstreifen fuhr. Bei der Verkehrskontrolle wurde festgestellt, dass der Fahrer mit knapp ein Promille Alkohol im Blut unterwegs war. Die Weiterfahrt wurde ihm untersagt, eine Blutprobenentnahme angeordnet und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, so Veit Raczek.
Am gleichen Tag kontrollierte die Polizei den Fahrer (41) eines Sattelzuges aus Polen auf der A 14 in Richtung Magdeburg. In Höhe der Anschlussstelle Halle-Peißen löste sich gegen 22.30 Uhr sein Sattelauflieger vom Zugfahrzeug. Der Sattelauflieger fuhr daraufhin in die Böschung, wobei ein Sachschaden von rund 3500 Euro entstand. Während der Unfallaufnahme wurde Alkoholgeruch in der Atemluft des Fahrers festgestellt. Bei der Überprüfung mittels Alkoholtester wurde ein Wert von 0,64 Promille festgestellt. Es folgte anschließend das gleiche Prozedere wie bei dem 52-jährigen Lkw-Fahrer: Weiterfahrt verboten, Blutprobenentnahme, Ermittlungsverfahren. „Wir haben im vergangenen Jahr im gewerblichen Personen- und Güterverkehr rund 8100 Fahrzeuge kontrolliert, aber jedem müsste klar sein, dass wir nur einen kleinen Teil von Sündern ertappt haben. Die Dunkelziffer bei den Trunkenheits- und Drogenfahrten ist sehr hoch“, sagt Veit Raczek. „Vor mir stand schon einmal ein betrunkener Lkw-Fahrer aus Russland, dem war nicht im geringsten anzumerken, dass er so viel Alkohol intus hatte“, erzählt Polizeikommissar Karsten Kirchberg. Bei dem Fahrer wurden bei der Kontrolle über zwei Promille Alkohol im Blut nachgewiesen. Der „Spitzenwert“ bei den gemessenen Werten eines unter Alkoholeinfluss stehenden Brummifahrers liegt jedoch noch höher - 2,8 Promille. Doch nicht immer fahren die Lkw Schlangenlinien, oft wird gar nicht bemerkt, dass der Fahrer betrunken ist. „Mitunter werden die Beamten des Reviers von Pkw-Fahrern verständigt, dass sie einen Lkw sehen, der in Schlangenlinien fährt“, sagt Veit Raczek. „Dann ist Gefahr im Verzug und wir schicken sofort einen Funkwagen mit Blaulicht los“, erklärt Polizeihauptkommissar Thomas Tauche, Leiter der Spezialisierten Verkehrsüberwachung vom Autobahnpolizeirevier. Oftmals stellen sich diejenigen Pkw-Fahrer, die der Polizei den Schlangenlinien fahrenden Lkw gemeldet haben, als Zeugen zur Verfügung. Thomas Tauche macht eine Einschränkung: Auch starker Wind kann einen Lkw durchaus schon mal aus der Spur bringen. Die Gründe, warum Lkw-Fahrer vermehrt zu Drogen und Alkohol greifen sind vielfältig, weiß die Polizei aus Erfahrung. „Ärger mit dem Chef, Zeitdruck, aber auch Kummer mit der Familie gehören dazu“, fügt Tauche hinzu. Am Ende nehmen die Fahrer billigend in Kauf, dass andere Menschen für ihr Fehlverhalten büßen müssen.
