Wenzel vom 20. November Wenzel vom 20. November: Männer-Shopping

Großwilsdorf - Treiber Peter Hänert hatte das Jagdglück bereits angekündigt. Ja, und dann wuchteten zwei kräftige Männer mit Mühe den gut 80 Kilogramm schweren Keiler von der Baggerschaufel eines Traktors. Heike Börner hatte den kapitalen Schwarzkittel im Reichardsgraben am Scherbitzberg erlegt und eine Sau noch dazu. „Meine ersten zwei Schwarzkittel“, sagte die Großwilsdorferin, in deren Familie die Jägerei Tradition hat. „Schon Urgroßvater, Großvater und Vater haben gejagt, und mein Ehemann und die zwei Söhne sind auch dabei.“
Heike Börner gehörte am Sonnabend zu den 83 Jägern und 40 Treibern, unterstützt von zehn Hunden, die auf 1500 Hektar Wald, Wiese und Feld das Jagdgebiet Großwilsdorf durchkämmten. Da schallten die Rufe der Treiber, die stockschwingend das Wild den Jägern zu trieben. Schüsse knallten, von denen viele auch trafen. Am Ende, als es „Hahn in Ruh“ hieß und die Hornbläser aus dem Burgenland- und Saalekreis das „Halali“ bliesen, lagen 23 Sauen, neun Rehe, sechs Füchse und ein Damwild auf der mit Tannengrün ausgelegten Strecke.
„Eine erfolgreiche Jagd bei bestem Wetter“, schätzte Frank Lippert ein. Der Jagdleiter zeichnete die erfolgreichen Weidgenossen nach altem Brauch mit dem Schützenbruch aus, einem Tannenzweig, der zuvor auf dem erlegten Tier lag. Diese Trophäe durften sich die Jäger an den Hut stecken. Besonders gratuliert wurde dem erfolgreichen Schützen des Tages, Denni Hollmann aus dem Harz, der drei Sauen erlegt hatte, und Heike Börner für den größten Keiler sowie Christoph Viertel, Gast aus der Sächsischen Schweiz, der als einziger ein Damwild geschossen hatte. Bei Wildgulasch mit Spätzle und auch einem oder zwei kleinen „Jägermeistern“ hatten die Jäger noch viel zu erzählen. Die Wildschweine kamen dabei am besten weg, da sie mit ihrer Cleverness auch diesmal wieder beeindruckten. So, wenn die Rotte außerhalb der Schussweite erst einmal einen Kreis bildet, die Gefahr ortet und dann schnell, aber geordnet aus der Gefahrenzone eilt. Pech für die Jäger und Glück für eine Schar Damwild, angeführt von einem prächtigen Schaufler, das gerade dann die Straße überquerte, als die Weidmänner ins Auto steigen wollten.
So ging denn mancher Jäger auch leer wieder nach Hause, und das Leberbraten fiel aus. Alles wird aber zuvor veterinärmedizinisch untersucht. Die erlegten Tiere kommen in die Kühlzellen und können dann von Käufern erworben werden. Für die 740 Jäger in den 197 Jagdbezirken im Burgenlandkreis ist in den beiden letzten Monaten des Jahres Gesellschaftsjagd angesagt. Die Treibjagd in Großwilsdorf war eine der ersten der großen in diesem Jahr. Weitere Jagden finden am ersten Dezember-Wochenende in Freyburg, Zeuchfeld, Zscheiplitz und nochmals Großwilsdorf statt sowie in weiten Jagdbezirken.


