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Naumburger Gemeinderat Was im Theater und in „Saalecker Werkstätten“ passiert

Keine umstrittenen politischen Entscheidungen, sondern Kultur und Tourismus prägen Sitzung.

Von Harald Boltze 07.05.2021, 07:15

Naumburg - Spannende Abstimmungen gab es nicht, aber dafür standen interessante Themen am Mittwochabend auf der Tagesordnung des Naumburger Gemeinderates im „Euroville“. Zunächst sollte eigentlich Oberbürgermeister Bernward Küper (CDU) offiziell vom Rat verabschiedet werden. Da aber die nächste Sitzung auf Ende Juni vorgezogen und Küper da noch im Amt und auch anwesend sein wird, wurde das Prozedere verschoben.

In seinem Bericht ging der scheidende OB unter anderem auf den Breitbandausbau ein, der nach ewig langen Verzögerungen ja nun bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. Etwas schneller geht es wohl an den Schulen, die priorisiert werden. An der Uta- sowie Klinger-Grundschule liegen nun, so Küper, 1.000-Mbit-Verbindungen an, in der Georgenschule stehe dies nun im Mai bevor, an der Berg-, Schweitzer- und Salztorschule müsse man sich bis zum Herbst gedulden.

Wie soll es mit dem Tourismus in der Region weitergehen?

Zudem ging Küper kurz auf Baumkontrollen und daraus resultierende Ersatzpflanzungen ein. Er berichtete noch, dass auf dem Neuen Friedhof eine 2.700 Quadratmeter große Wildblumenwiese angelegt wurde und im Stadtgebiet, auch an Straßen, so es die Verkehrssituation zulässt, weitere Blühstreifen folgen sollen. Und das waren im Anschluss die weiteren Themen im Rat:

Tourismuskonzept: Wie soll es mit dem Tourismus in der Region weitergehen? Um das zu beantworten, soll im Herbst ein neues Konzept auf dem Tisch liegen, an dem, wie Fachbereichsleiter Armin Müller den Räten berichtete, derzeit mit Druck gearbeitet wird. Ein bundesweit tätiges Planungsbüro sowie viele Akteure aus dem hiesigen Fremdenverkehrsbereich haben sich dazu - natürlich online - in diversen Runden und Workshops ausgetauscht. Auch Befragungen von Naumburger Bürgern sowie 111 touristischen Akteuren habe es gegeben.

Theater bereitet eine Reihe von Stücken vor

Theater Naumburg: Intendant Stefan Neugebauer erklärte den Räten, wie seine Einrichtung durch die Pandemie kommt. Man versuche, „aus der Not eine Tugend“ zu machen. Neugebauer berichtete, dass man eine ganze Reihe von Stücken vorbereitet und „auf Halde“ liegen habe. Wann diese tatsächlich aufgeführt werden können, liegt aber an der weiteren Corona-Entwicklung. Das gilt beispielsweise für das Stück „Elling“ über zwei Männer, die sich in einer Psychiatrie kennenlernen. Geplant sei es, die Komödie schon im Juni als „Sommertheater“ im Marientor aufzuführen. Falls dies nicht möglich sein wird, werde „Elling“ dann im Jahr 2022 das „Sommertheater“.

In puncto des neuen Theater-Domizils in der Talstraße verriet Neugebauer, dass es eine erste, fruchtbare Begehung samt vieler guter Ideen mit dem Dresdner Architekten gegeben habe, der für den Umbau des „Alten Schlachthofs“ verantwortlich zeichnet. Man werde den Kostenrahmen von rund dreieinhalb Millionen Euro einhalten, so Neugebauer. Auch zur aktuellen finanziellen Situation des Theaters äußerte sich der Intendant. Dem „Soll“ von 103.000 Euro an Einnahmen stünden lediglich 44.000 tatsächliche gegenüber sowie weitere 44.000 Euro, die durch Kurzarbeit gespart wurden. Das verbleibende Defizit wolle man unter anderem dadurch verringern, indem man weniger Fremdschauspieler engagiert.

Einblicke in die Pläne für „Saalecker Werkstätten“

Saalecker Werkstätten: Einen interessanten Einblick erhielten die Stadträte anschließend in das Geschehen in den ehemaligen „Saalecker Werkstätten“. Dort will die im Januar 2019 gegründete Design Akademie Saaleck (DAS) sowohl eine Akademie für weltweite Talente als auch ein Dokumentationszentrum sowie einen Ort für Kunst- und Kulturprojekte entstehen lassen, wie Gründungsdirektor Arne Cornelius Wasmuth zu erzählen wusste. Wasmuth habe sich in seiner Zeit an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder mit „unbequemen Denkmalen“ beschäftigt. Und die „Saalecker Werkstätten“ sind ein solches. Schließlich war es der aus der Domstadt stammende Architekt Paul Schultze-Naumburg (1869-1949), der dort lebte und wirkte. Und zwar als „vielschichtige und ambivalente Persönlichkeit“, wie Wasmuth ausführte. Er ging dabei auf Schultze-Naumburgs Wirken als Architekt und Denker, aber auch auf dessen rassistisches, nationales und antisemitisches Gedankengut ein. Dies alles gelte es in dem Objekt, das nach der Wende viele Jahre leer stand und nun ab Mitte/Ende 2022 saniert werden soll, zu berücksichtigen.

Oberbürgermeister Bernward Küper bezeichnete das Engagement der DAS als „Riesenglück“. Der Stadtverwaltung habe es über Jahre Kopfschmerzen bereitet, was einmal aus dieser Immobilie werden solle. Im Vorjahr hatten sich bei einem Tag der offenen Tür über 400 Interessierte das Gelände angeschaut. Weitere solcher Veranstaltungen sind vorgesehen, so Wasmuth.