Junges Reporterteam des ZDF berichtet vier Wochen lang über Naumburg Von Stadt positiv überrascht
Erste Themen waren die Straßenbahn und der Strukturwandel inklusive Domfassade.

Naumburg - Ins bundesweit wahrgenommene Fernsehprogramm schafft es Naumburg aufgrund ausbleibender Skandale und Naturkatastrophen nur selten. Derzeit ist die Domstadt im ZDF jedoch überdurchschnittlich präsent - und das im positiven Sinne.
Mit Reporterin Luisa Houben sowie Kameramann und Technik-Allrounder Jannis Vieting hat das Zweite Deutsche Fernsehen ein Team für gleich vier Wochen am Stück hergeschickt, und die beiden produzieren nun ein Stück nach dem anderen, berichten über die Stadt, ihre Themen und Einwohner. „Das Format heißt ’ZDF in ...’ und gibt es schon lange. Auch in Sachsen-Anhalt war es bereits, damals, glaube ich, in Stendal“, sagt die 26-jährige Houben, die wie ihr Kollege Vieting (24) normalerweise im ZDF-Landesstudio in Magdeburg arbeitet.
Warum diesmal ausgerechnet Naumburg? „Unser Studioleiter hatte die Idee.“ Zweimal sei man zur Vorbereitung hier gewesen, habe sich zudem online eingelesen, schon erste Kontakte per Mail hergestellt, ehe sie am 28. Juni mit voller Ausstattung in der Domstadt aufschlugen. In zwei Ferienwohnungen haben sie Quartier bezogen, eine davon dient als Studio mit Schnittplatz und allem Drum und Dran. „Wir können die Beiträge komplett hier in Naumburger fertigmachen“, erklärt Jannis Vieting.
Ihr erstes Stück war eine Umrundung der Innenstadt, zum Teil mit der Straßenbahn, inklusive Interview mit „Ille“-Geschäftsführer Andreas Plehn, das dann fünf Minuten lang in der ZDF-Sendung „Drehscheibe“ ausgestrahlt wurde. Als Thema folgte der Strukturwandel mit einem Bericht über die Sanierung der Domfassade und einem Abstecher in die Zeitzer Ecke, um der dortigen Sicht auf die umstrittene Geldverteilung gerecht zu werden. Am heutigen Sonnabend schauen sie den Weinbauern über die Schultern, die den Hang unterhalb des Oberlandesgerichts bewirtschaften wollen.
Wir sind unheimlich überrascht, welchen Reichtum an Sehenswürdigkeiten es hier auf so übersichtlichem Raum gibt.
Reporterin Luisa Houben
Ihre Geschichten suchen sich die beiden vor allem, indem sie mit offenen Augen durch die Stadt gehen, Menschen ansprechen, das Gespräch suchen. Zu einer „Sprechstunde“ in die Salzstraße hatten sie am vergangenen Sonnabend eingeladen. Unter den rund 30 Menschen, die der Einladung gefolgt waren und dort sowohl ihr Loblied auf Naumburg als auch Kritik an Missständen loswerden wollten, sei auch Oberbürgermeister Armin Müller gewesen, der von sich aus vorbeischaute.
Und was für einen Eindruck hat das junge Reporter-Duo nun bis zur Halbzeit seines Aufenthaltes gewonnen? „Wir sind unheimlich überrascht, welchen Reichtum an Sehenswürdigkeiten es hier auf so übersichtlichem Raum gibt“, sagt Houben. Und Vieting ergänzt: „Ich glaube, den Menschen, obwohl sie sehr stolz auf ihre Stadt sind, ist aber noch nicht klar, welche Schätze sie hier haben. Auch in puncto PR und Tourismus-Werbung muss da mehr geschehen.“
Dass Naumburgs Schönheit bundesweit bekannter wird, dafür sorgt nun das ZDF, dass es das Bedürfnis gibt, das zeigt aber auch die Herkunft der Reporter. „Ich komme aus der Nähe von Aachen, und obwohl Naumburg Partnerstadt ist, waren meine Eltern noch nie hier. Das müssen sie unbedingt nachholen“, so Houben. Ihr Kollege stammt aus Meppen im Emsland, ebenfalls etwas über 30.000 Menschen groß. „Aber da würde leider momentan noch keiner auf die Idee kommen, hier Urlaub zu machen. Da geht es ans Meer oder in die Alpen. Da müsste noch stärker dafür geworben werden, wie gut man hier paddeln und Wein trinken kann“, sagt der 24-Jährige.
Und gibt es auch etwas, was Meppen Naumburg voraus hat? „Einen Fußball-Drittligisten“, sagt Vieting und lacht. „Nein, im Ernst. Die Altersgruppe der 18- bis 30-Jährigen ist hier in der Stadt überhaupt nicht präsent. In Meppen haben wir immerhin fünf Kneipen nebeneinander, die sich abends in Clubs für die Jugend verwandeln. So etwas haben wir hier bisher nicht gefunden.“ Und Luisa Houben ergänzt: „Was uns von vielen gesagt wurde, ist: Wir sind hier eine Beamtenstadt.“