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Finnelauf erzielt Teilnehmerrekord Viel mehr als nur ein Ersatz

Trotz Änderung des Austragungsformats ist die Resonanz auf die Traditionsveranstaltung groß.

Von Andreas Löffler 10.05.2021, 10:42
Familien-Bande: Vanessa Walter aus Kahlwinkel (2. von rechts) mit ihrem extra aus Weimar angereisten Cousin David Bauer (2. von links) auf der 6-Kilometer-Laufstrecke. Begleitet werden sie von Barbara Köllner (ganz links) sowie Nikolas Walter (ganz rechts).
Familien-Bande: Vanessa Walter aus Kahlwinkel (2. von rechts) mit ihrem extra aus Weimar angereisten Cousin David Bauer (2. von links) auf der 6-Kilometer-Laufstrecke. Begleitet werden sie von Barbara Köllner (ganz links) sowie Nikolas Walter (ganz rechts). (Foto: Andreas Löffler)

Tauhardt - Dann und wann stellt sich heraus, dass die Ersatzvariante (fast) noch besser als der ursprüngliche Plan funktioniert. In gewisser Weise gilt das auch für die diesjährige Auflage des Finnelaufs, der - in seinem veränderten, über gut zwei Wochen gestreckten Austragungsformat - am gestrigen Sonntag zu Ende ging.

Denn obwohl die Organisatoren 2021 pandemiebedingt das Motto „Zusammen allein laufen“ ausgaben, wonach jeder Laufinteressierte quasi einzeln für sich seinen „persönlichen“ Finnelauf zu absolvieren hatte, wurde ein neuer Teilnehmerrekord erzielt und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sogar die - zuvor noch nie erreichte - 1.000-er-Marke geknackt! „Exakte Zahlen werden wir erst in den nächsten Tagen nach Auswertung aller Meldungen wissen, doch so oder so sind wir von der Resonanz absolut überwältigt“, betont Org-Chef Matthias Klug in einem ersten Fazit. „In unseren kühnsten Träumen hatten wir vielleicht mit 300 Teilnehmern gerechnet.“

Trimm-Dich-Parcours soll entstehen

Der Rekord(zu)lauf hatte auch zur Folge, dass bereits vor dem gestrigen Abschlusstag das ambitionierte Ziel von mindestens 5.000 insgesamt zurückgelegten Streckenkilometern aller Teilnehmer deutlich übertroffen worden war. Da die Volksbank Halle als Hauptsponsor für jeden in diesem Jahr bei der Traditionsveranstaltung gelaufenen oder gewanderten Kilometer einen Euro springen lässt, kann mit dem zusammengekommenen Geld der angepeilte gute Zweck, die Schaffung eines öffentlichen Trimm-Dich-Parcours auf dem Areal des Tauhardter Sportplatzes, nun ohne Weiteres direkt realisiert werden. Eine nicht unwesentliche Rolle für das Erreichen der Rekordzahlen sowohl bei Teilnehmenden als auch bei den zurückgelegten Kilometern dürfte gespielt haben, dass es diesmal eine ganze Reihe von „Wiederholern“ gab, Leuten also, die während des 17 Tage umfassenden Veranstaltungszeitraumes gleich mehrfach an den Start gingen.

Organisationschef Matthias Klug im Gespräch mit Kathleen Grunert.
Organisationschef Matthias Klug im Gespräch mit Kathleen Grunert.
(Foto: Andreas Löffler)

Dass sich unter diesen „Aktivisten“ viele langjährige Finnelauf-Enthusiasten befanden, nimmt nicht wunder - dass mit Doris Orwat und Gerhard Knoblauch aber auch zwei Debütanten und komplette Neulinge zu den eifrigsten „Kilometerfressern“ gehörten, dann freilich schon. „Nachdem ich vor knapp drei Jahren wegen Bluthochdrucks damit begonnen habe, mich regelmäßig zu bewegen und mein Partner und ich nun täglich mindestens acht Kilometer herunterspulen, wollten wir nun endlich auch mal beim Finnelauf mitmachen“, so die 74-jährige Saubacherin. „Und als wir unser ursprüngliches Vorhaben, zusammengerechnet gemeinsam auf 100 Finnelauf-Kilometer zu kommen, nach einer Woche schon erfüllt hatten, setzten wir uns kurzerhand 100 Kilometer pro Nase als neues Ziel“, schilderte ihr drei Jahre jüngerer Gefährte Gerhard Knoblauch. „Ich bin total angetan von der Offenheit und Fröhlichkeit der Menschen auf der Strecke. Einmal sind wir den Rundkurs extra in entgegengesetzter Richtung gewandert, um die Begegnungen besonders auskosten zu können“, so die einstige Lehrerin Doris Orwat, die unterwegs viele frühere Schützlinge oder deren Angehörige traf.

Statt Startgeld Spende zugunsten des Bundesverbandes Herzkranke Kinder

Völlig überwältigend ist auch die Unterstützung für den zweiten beim diesjährigen Finnelauf in den Fokus genommenen guten Zweck: „Wir haben auf eine Startgebühr verzichtet und die Finneläufer stattdessen um eine Spende zugunsten des Bundesverbandes Herzkranke Kinder gebeten“, erläutert Cheforganisator Matthias Klug. Einem ersten Kassensturz zufolge sind rund 3.000 Euro dabei zusammengekommen, aus denen - dank Aufstockung um weitere 2.000 Euro seitens der treuen Finnelauf-Sponsoren - eine Gesamtspendensumme von gut 5.000 Euro erwächst.

Auf die gemeinnützige Organisation war Matthias Klug durch persönlichen Kontakt mit der Lossaerin Kathleen Grunert aufmerksam geworden, deren fünf Jahre alte Tochter Anna an einer genetisch bedingten Entwicklungsstörung mit einem Herzfehler, dem sogenannten Williams-Beuren-Syndrom, leidet. „Ich habe für den Bundesverband Herzkranke Kinder, der uns betroffenen Eltern wirklich eine große Hilfe ist, über eine privat gestartete Facebook-Aktion selbst schon fast 2.500 Euro Spenden eingesammelt. Dass nun auch die Finnelauf-Macher unser Anliegen unterstützen, finde ich ganz toll“, würdigt Kathleen Grunert. Und auch ihr Töchterchen Anna kam am Sonntag voll auf ihre Kosten, durfte sie doch Hand in Hand mit einer mannsgroßen Plüschhasen-Figur eine kleine Laufrunde auf dem Sportplatz drehen.

Die fünf Jahre alte Anna Grunert aus Lossa, die am Williams-Beuren-Syndrom erkrankt ist, läuft Hand in Hand mit der mannsgroßen Plüschhasen-Figur der Volksbank ins Ziel. Links Anna Schwester Maja, rechts Magnus Klug.
Die fünf Jahre alte Anna Grunert aus Lossa, die am Williams-Beuren-Syndrom erkrankt ist, läuft Hand in Hand mit der mannsgroßen Plüschhasen-Figur der Volksbank ins Ziel. Links Anna Schwester Maja, rechts Magnus Klug.
(Foto: Andreas Löffler)