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Enduro-Pilot Tim Apolle will in WM durchstarten Über Rumänien nach Porto?

Billrodaer hat vor sechs Monaten sein letztes Rennen bestritten. Die Ungewissheit bleibt.

Aktualisiert: 20.4.2021, 09:22

Billroda - „Eigentlich betreibe ich ja einen Individualsport“, erklärt Tim Apolle. „Helm auf, und los geht’s. Kontakt hat man mit den Konkurrenten kaum. In den mehrstündigen Wettbewerben, in denen man sich unterwegs bei Pannen selbst behelfen muss, schon gar nicht.“ Und doch hat natürlich auch der Enduro-Pilot aus Billroda mit den unterschiedlichsten Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Wenngleich diese oft nur schwer zu durchschauen und so manches Mal gar nicht mehr zu verstehen seien.

Der 24-Jährige erzählt von Trainingsstrecken, für deren Nutzung er zusammen mit einer weiteren Person eine Sondergenehmigung erhalten hatte, als dann aber plötzlich noch ein Gärtner auf dem mehrere Hektar großen Areal zugange war, schritten Gesetzeshüter ein. Ähnlich sei es auf einem anderen Parcours gewesen, wo Apolle lediglich einen Nachwuchsfahrer des ADAC coachen durfte, und am Folgetag waren dann auf einmal dort 40 Piloten zugelassen. Er berichtet auch von seinem Vater, der in Italien bei einem Klassik-Rennen starten wollte und deshalb alle möglichen Testungen durchlaufen habe, aber kontrolliert wurde er von den Behörden überhaupt nicht.

Letztes Rennen im vergangenen Herbst bei Deutscher Enduro-Meisterschaft

„Unter diesen komplizierten Bedingungen fällt es sehr schwer, sich einen vernünftigen Trainingsbetrieb zu organisieren“, sagt Tim Apolle. Natürlich halte er sich fit, und er könne auf der selbst gebauten Strecke hinter dem Haus auch Motorrad fahren. Aber in den Wettkampfmodus finde man auf diesem Weg natürlich nicht. Seine letzten Rennen bestritt der angehende Lehrer für Geografie und Sport im Oktober vergangenen Jahres: Beim ersten (und, wie sich später herausstellen sollte, auch letzten) Lauf zur Deutschen Enduro-Meisterschaft im brandenburgischen Reetz gewann er, und zwei Wochen später belegte er bei den „Red Bull Romaniacs“, dem härtesten Rennen der Welt, in Rumänien den fünften Platz in der Silber-Klasse.

Nun ist das südosteuropäische Land erneut Apolles Ziel: als Auftakt seiner Comeback-Tour. Mit einem Rennen in Rumänien am kommenden Wochenende will er sich auf die Hard-Enduro-Weltmeisterschaft 2021 des Verbandes FIM, bisher als „World Enduro Super Series“ (WESS) unter einem anderen Dach bekannt, vorbereiten, die vom 7. bis 9. Mai in Portugal starten wird.

Unter diesen komplizierten Bedingungen fällt es sehr schwer, sich einen vernünftigen Trainingsbetrieb zu organisieren.

Enduro-Pilot Tim Apolle

„Extreme XL Lagares“ - an diesem Event habe er immer schon mal teilnehmen wollen, sagt der Billrodaer. „Los geht es mit einem Prolog in der Altstadt von Porto, ehe dann am Tag darauf etwas außerhalb die ersten WM-Punkte vergeben werden“, blickt Tim Apolle voraus. Und auf der iberischen Halbinsel wird er sich gegen starke Konkurrenz beweisen müssen, die - wie er - ihre Wettkampf-Zwangspause unbedingt beenden will und nach Rennen förmlich lechzt. Fahrer aus 13 Nationen haben bereits für den WM-Auftakt gemeldet, darunter alles, was in der Hard-Enduro-Szene Rang und Namen hat.

Apolle wird dann für „Beta“, einen italienischen Motorrad-Hersteller, an den Start gehen. In Rumänien am kommenden Wochenende soll noch einmal getestet werden: Reifen, Druck, Fahrwerk. Durch den Vertrag mit dem Traditionsunternehmen und mit der „Beta RR 300 Racing“ als neuem Gefährt erhofft sich der junge Mann aus dem Burgenlandkreis die große Chance, sich im Konzert der Top-Piloten dauerhaft etablieren zu können. Unter dem Hallendach ist er in der Juniorenklasse bereits Europa- und Vizeweltmeister geworden. Nun will er auch im Freien und in der Eliteklasse hoch hinaus.

Sehr zufrieden mit neuem Bike

„Mein erster Eindruck vom neuen Motorrad ist hervorragend“, sagt der Billrodaer. Natürlich müsse aber weiter an der Technik gefeilt werden, wobei die allgemeinen Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen auch vor seiner Branche nicht haltmachen. Neben der Zusammenarbeit mit Beta kann sich Tim Apolle weiter auf die Unterstützung der deutschen Baur-Gruppe, seines bisherigen Teams, verlassen. Das gilt ebenfalls für private Sponsoren.

Sein berufliches Fortkommen und seine sportlichen Ambitionen kann Apolle derzeit bestens unter einen Hut bringen. Im Rahmen seines Studiums habe er alle Leistungen erbracht. „Meine Examensarbeit ist geschrieben und abgegeben. Sie wird gerade von meinem Professor geprüft und hoffentlich für gut befunden“, berichtet der angehende Lehrer. Für eine Referendariatsstelle ab August oder Oktober dieses Jahres habe er sich bereits beworben. Eventuell bahnt sich in diesen Tagen ein künftiges Engagement am Gymnasium in Roßleben an. (Torsten Kühl)