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naumburg. - Der Freundeskreis "Gerechtigkeit für Helmut Marquardt" hatte zu einer öffentlichen Kundgebung vor dem OLG aufgerufen. Etwa 20 Menschen sind diesem Aufruf gefolgt. Darunter die Lebenspartnerin von Marquardt, Christa Wienhold aus Lodersleben bei Querfurt. Seit über zehn Jahren sitzt ihr 76-jähriger Mann in Haft. Er wurde wegen Mordes an seinem Schwager zu lebenslänglicher Strafe verurteilt (wir berichteten). Wienhold ist überzeugt von seiner Unschuld.
Seit Gründung des Freunderkreises sei Bewegung in die Sache gekommen, besonders wegen des Interesses der Medien für diesen Fall, meinte Rüdiger Grunow aus Jena in seiner Ansprache, unmittelbar unter den Fenstern des Amtszimmers des OLG-Präsidenten Winfried Schubert. Letzterer hatte während der Kundgebung ausrichten lassen, dass der mit drei der Freundeskreismitglieder reden wolle, war zur Kundgebung jedoch selbst nicht erschienen. Grunow zitierte aus dem Amtseid für Richter (siehe nebenstehenden Wortlaut) und sagte, dass das Vertrauen in die Justiz durch das Urteil gegen Marquardt und andere Fehlurteile erschüttert worden ist. Laut Grunow habe man sich im Prozess nur an einer nachweislichen Spur orientiert, einer DNA, die an den Fingerspitzen des Ermordeten gefunden wurde. "Der Wahrheit und Gerechtigkeit wurde nach unserer Ansicht nicht gedient", so Grunow. Sein Vorwurf: "Unterdessen gibt es neue Erkenntnisse, aber trotzdem wird das Paket nicht neu aufgeschnürt". Von den Richtern des OLG habe man erwartet, dass sie den neuen Erkenntnissen nachgehen, die nachweisen, dass Marquardt nicht der Mörder sei. Die Justiz habe aber immer noch die Chance, den Fall neu aufzurollen. "Die Würde des Menschen ist unantastbar, das gilt auch für einen Gefangenen", so Cordula Schlemmer. Weil das so ist, fordere sie Gerechtigkeit und die Freiheit für Marquardt. Anna-Elisabeth Bronisch schilderte, warum sie das Schicksal von Marquardt erschüttert hat. "Mich lässt das nicht los", so die 82-Jährige Wenzelspreisträgerin. Sie versicherte: "Solange ich kann, werde ich mich für die Freiheit Marquardts einsetzen."
Er sei zornig darüber, dass in einem Rechtsstaat so etwas passieren kann, äußerte sich Christoph Huppenbauer. Heftige Kritik übte er an den Ministerpräsidenten Böhmer und Haseloff, die je ein Gnadengesuch für Marquardt ablehnten, ohne mit dem Gefangenen Kontakt aufgenommen zu haben. Huppenbauer: "Sie haben ein Gnadenrecht der Bequemlichkeit ausgeübt." Enttäuscht sei er auch über die Naumburger Pastorenschaft, die dieser Kundgebung ferngeblieben war.