Telefonanruf entscheidet Nachfolge
KARSDORF. - Die 27-Jährige behandelt seit Mitte September. Dabei hat sie nicht nur den Patientenstamm übernommen, sondern auch Ausstattung und Praxisräume sind in ihren Besitz übergangen. "Ich wollte in der Region bleiben und partout nicht in die alten Bundesländer", erklärte die junge Naumburgerin ihren Entschluss. Astrid Hörig studierte fünf Jahre Zahnmedizin an der Universität Leipzig, absolvierte eine zweijährige Assistenzzeit in der Praxis von Dr. Holger Emmerich in Naumburg, arbeitete zudem in der Domstadt ein halbes Jahr bei Dr. Katja Prosowsky. Bis sie indes die Amtszeit von Gernot Werner erreicht, müssen Jahrzehnte vergehen. Genau 41 Jahre war er in Karsdorf, in dem ehemaligen Betriebsambulatorium, später in der eigenen Praxis, tätig. Obwohl der Balgstädter einen anderen Beruf ins Auge gefasst hatte. Lehrer für Englisch und Russisch wollte er werden, ein Studium an der Hochschule in Potsdam beginnen. Doch die Wirren im Zuge des Mauerbaus bringen ihn in seine Heimatstadt Dresden zurück, wo er Student der Zahnmedizin wird. Auch im Sinne seiner Eltern: Sein Vater war selbst Zahnarzt. Doch nach dem Staatsexamen 1968 übernahm der Filius nicht dessen Praxis, sondern zog von der Elbe gen Unstrut, von der Großstadt auf das Land. "Es gab damals einen Lenkungszuschlag. Ein weiterer Vorteil war der große Patientenstamm", erklärte Gernot Werner.
Dass er sogar den Ruhestand zwei Jahre hinausgeschoben hat, liegt nicht nur in der langen Suche nach einem geeigneten Nachfolger begründet. Vielmehr herrscht in der Praxis eine gute Atmosphäre, die der jungen Naumburgerin nun das "Erbe" leicht macht. Während der Ruheständler die freie Zeit mit seiner Frau Irmgard und seinen Hobbys wie dem Sammeln von historischen Ansichtskarten und der Beschäftigung mit Steinkreuzen nutzt, hat Astrid Hörig beruflich viel zu tun. In einem reinen Frauenteam, zu dem neben ihrer Mutter Juliane Hörig auch Karin Helbing und Silvia Purps zählen.