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Corona: Wie Lauchaer Firma Pleitz die unternehmerischen Folgen zu händeln versucht Stimmungslage? Gemischt!

Welche Kettenreaktionen Maßnahmen wie 3G am Arbeitsplatz auslösen.

Von Andreas Löffler 29.11.2021, 09:49
„Bitte nicht immer nur Corona!“ Diesem Wunsch von Geschäftsführer Olaf Pleitz (rechts) konnten wir wenigstens beim Fototermin mit seinem Kollegen Uwe Gering nachkommen. Auch wenn die betriebliche Weihnachtsfeier natürlich abgesagt wurde - ein wenig  Adventsstimmung gibt es in der Firma schon.
„Bitte nicht immer nur Corona!“ Diesem Wunsch von Geschäftsführer Olaf Pleitz (rechts) konnten wir wenigstens beim Fototermin mit seinem Kollegen Uwe Gering nachkommen. Auch wenn die betriebliche Weihnachtsfeier natürlich abgesagt wurde - ein wenig Adventsstimmung gibt es in der Firma schon. (Fotos: Andreas Löffler)

Laucha - Bei Heizungs-, Klima- und Sanitär-Spezialist Pleitz in Laucha wird gegenwärtig wieder eine der schriftlichen Mitarbeiterbefragungen durchgeführt, in deren Rahmen die Unternehmensleitung ihre Angestellten alle paar Jahre um Feedback zum Betriebsklima und um eine Einschätzung der eigenen sowie gesamtwirtschaftlichen Lage bittet. „Wir wollen wissen, wie Otto Normalbürger über Probleme der Branche denkt“, verdeutlicht Chef Olaf Pleitz das Anliegen.

Es steht zu vermuten, dass die Erhebung eine ähnlich gemischte Stimmungslage zutage fördert, wie sie Pleitz und seinem Geschäftsführer-Kollegen Uwe Gering gerade selbst zu eigen ist. Letzterer nimmt die am vorigen Mittwoch in Kraft getretene gesetzliche Pflicht zur 3G-Regel am Arbeitsplatz zum Anlass für eine geharnischte Kritik an den politischen Entscheidungsträgern: „Da werden riesige Probleme einfach nach unten abgewälzt, das findet viel zu wenig Beachtung“, verschafft sich Gering Luft, ohne den Eindruck zu vermitteln, die zur Eindämmung der Pandemie nötigen Maßnahmen prinzipiell in Frage zu stellen.

Die Sammelbox zum Einwurf der Erhebungsbögen für die aktuelle Mitarbeiterbefragung ist prominent platziert.
Die Sammelbox zum Einwurf der Erhebungsbögen für die aktuelle Mitarbeiterbefragung ist prominent platziert.
(Foto: Löffler)

Sein Punkt: „Es wird ganz offensichtlich viel zu wenig darüber nachgedacht, welche ’Kettenreaktionen’ und Zielkonflikte damit an der Basis ausgelöst werden und welche betriebswirtschaftlichen Konsequenzen dies hat - von deren Kompensation ganz zu schweigen“, betont er. „Wir sind richtig am Rotieren, um genügend Test-Kits, die natürlich gerade überall rar sind, auf unsere Baustellen zu kriegen. Denn wenn ich meine Leute nicht testen kann, können die nicht arbeiten - den Ausfall zahlt Ihnen keiner“, schildert er.

Am Beispiel der derzeit größten von dem Lauchaer Unternehmen betreuten Baustelle, wo rund 50 Mitarbeiter tätig sind, schickt Gering noch eine detaillierte Erläuterung hinterher: Wenn man zugrunde legt, dass in der Pleitz-Belegschaft ähnlich wie in der Gesamtbevölkerung knapp ein Drittel ungeimpft ist, bedeutet das bei 50 Leuten 10 bis 15 Tests pro Tag und mindestens an die 60 pro Woche - verbunden mit entsprechenden erheblichen (Mehr-)Kosten, die einst logischerweise kein Bestandteil der Preiskalkulation waren. „Wir haben Schreiben an alle Bauherren verfasst, inwieweit sich diesbezüglich nachkalkulieren lässt, aber bestenfalls von der Hälfte überhaupt eine Reaktion erhalten“, sagt Gering. Was ihm besonders bitter aufstößt: Gerade seitens der öffentlichen Auftraggeber, von denen man sich ja noch am ehesten eine Verständigung über diesen, im Sinne des Schutzes der Allgemeinheit entstandenen Kostenaufwuchs erwartet habe, sei am wenigsten gekommen.

Ungeimpfte Pleitz-Mitarbeiter am Lauchaer Stammsitz werden nun in einem eigenen kleinen Testzentrum getestet.
Ungeimpfte Pleitz-Mitarbeiter am Lauchaer Stammsitz werden nun in einem eigenen kleinen Testzentrum getestet.
(Foto: Löffler)

„Letztlich müssen wir unsere Probleme selbst lösen“, legt Olaf Pleitz einen gewissen Fatalismus an den Tag. Es ehrt den Unternehmer, dass er nicht verschweigt, dass die Auftragslage in den Bereichen Bautechnik, Trocken- und Tiefbau „brillant“ sei und sich vernünftige Margen erzielen ließen - die jedoch eben durch Corona-Zusatzaufwände, Spritpreis-Wachstum und Mindest- (damit auch Facharbeiterlohn-)Anhebung immer weiter „angeknabbert“ werden. „Wir als großer Mittelständler mit 230 Mitarbeitern können das vielleicht gerade noch irgendwie auffangen, doch geht das dann womöglich wieder zu Lasten anstehender Zukunftsinvestitionen“, beschreibt er das Dilemma.