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Schwan nun hässliche Ente

Von Helga Heilig 12.02.2007, 16:28

Naumburg. - In der liebevoll sanierten Naumburger Altstadt fallen besonders die historischen Gebäude unangenehm auf, die seit vielen Jahren einer Sanierung harren. Eines dieser "Sorgenkinder" sind die Häuser Jakobsstraße 28 und 29, besser bekannt als Gaststätte "Zu den drei Schwanen" - nun eine hässliche Ente - und "Theater der Freundschaft". Bis heute hat sich dafür kein Investor gefunden, obwohl nach Aussage des Hausverwalters die Erbengemeinschaft, bestehend aus vier Eigentümern, daran interessiert sei, die Immobilien loszuwerden. In den letzten rund 15 Jahren hat sich der Zustand der Häuser sehr verschlechtert. Im letzten Jahr mussten Sicherungsmaßnahmen im hinteren Bereich durchgeführt werden. Kostenpunkt 50 000 Euro. "Drinnen sieht es schlimm aus", weiß Ute Triebsch vom Amt für Stadtplanung und Stadtsanierung.

Das Hotel "Zu den drei Schwanen" gehört zu den ältesten in Naumburg, stellte vor rund 90 Jahren dessen ehemaliger Besitzer Friedrich Wilhelm Bergmann fest. Die Entstehung war eng mit der Entwicklung der Jakobsstraße verknüpft. Bis zum 16. Jahrhundert stand an dieser Stelle die Jakobskirche. Sie wurde wegen Baufälligkeit im Jahr 1541 abgebrochen. Die Steine der Kirche hat man damals für den Neubau des "Dryschwanenhauses" wiederverwendet. Weiter verwies Hotelbesitzer Bergmann darauf, dass sein Haus aus drei nebeneinander liegenden Gaststätten entstanden ist: Goldener Harnisch, Roter Hirsch und Drei Schwanen. Das Hotel hatte zahlreiche namhafte Gäste. Anno 1600 wurde eine persische Gesandtschaft einquartiert und 1631 stieg König Gustav Adolfs Gemahlin hier ab. Die Gästeliste vermerkt zudem im Jahr 1614, während der Fürstentage, den Landgrafen Ludwig von Hessen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte das Hotel 23 Zimmer mit 25 Betten. Es gab eine Garage für zehn Kraftwagen und einen Stall für zehn Pferde. Das Kino gab es auch schon. Es wird beschrieben als "intim ausgestaltetes vornehmes Lichtspieltheater". Die eher schlichte Renaissancefassade weist ein besonderes Schmuckstück auf. Es ist ein Relief, das die Auferstehung Christi zeigt. Datiert wird es auf 1551. Die letzte Restaurierung der Fassade liegt rund 40 Jahre zurück. Anlass für den Neuanstrich war damals der 25. Jahrestag der DDR.