Lokal am Naumburger Markt Ratskeller muss aufgeben - Zukunft der Brauerei ist offen
Insolvenz: Gaststätten-Betreiber sieht den Grund dafür in der Pandemie. Zukunft der Brauerei ist offen.

Naumburg - Die durch den Fachkräftemangel eh unter Druck stehende Gastronomie-Branche war durch die Pandemie stark betroffen. Eine Pleitewelle war befürchtet worden. Dass diese bisher ausblieb, liegt am Hilfsgeld, das die Wirte über Monate erhalten haben. Das führte so weit, dass bei vielen nicht der ganz große Druck herrschte, Ende Mai, als es plötzlich wieder erlaubt war, schnellstmöglich zu öffnen.
Dass eine Pleitewelle ausblieb, heißt aber nicht, dass es nicht Einzelne treffen kann. Und ausgerechnet in Naumburgs guter Stube, am Markt, ist dies nun passiert. Dort stehen die Tische seit einigen Tagen unbenutzt. Und werden vom bisherigen Betreiber Hardy Hanschke auch nicht mehr bedient. Er bestätigte auf Tageblatt/MZ-Nachfrage am Dienstag die endgültige Geschäftsschließung.
Sein Unternehmen befand sich schon seit geraumer Zeit in einer „Insolvenz in Eigenverantwortung“. Noch vor einigen Wochen hoffte Hanschke auf einen Investor, doch die Interessenten, die er an der Hand gehabt habe, seien abgesprungen. „Da ist die Unsicherheit, wie es mit Corona weitergeht, groß“, so der Gastwirt.
Die Pandemie sieht er auch als Ursache für die Insolvenz seines Brauhauses. „Wir haben 300 Plätze und leben zu 70 Prozent von Reisegruppen, die für 2020 zwar in großen Mengen reserviert hatten, dann aber coronabedingt nicht kommen konnten.“
Da Hanschke schon im vorigen Jahr die Insolvenz eingeleitet hatte, habe er nun keine Hilfsgelder vom Staat erhalten, „sonst wären wir irgendwie über die jetzige Welle gekommen“. Einen Vorwurf richtet er an den Gemeinderat, der es abgelehnt habe, ihm in puncto Pacht coronabedingt deutlich entgegenzukommen.
Der neue Oberbürgermeister Armin Müller (CDU) bedauert die Schließung des Ratskellers. „Es wäre fatal, wenn es wieder zu einem solch langen Leerstand kommen würde wie damals, als Frau Chlebnicek aufgehört hatte.“ Müller gibt sich aber „zuversichtlich“, dass dies nicht passiert, „da es bereits Gespräche mit Interessenten“ zwecks einer Nachfolge gebe. „Die Chance steht ganz gut.“
Was mit der Brauanlage passiert, die noch relativ neu und hochwertig im Ratskeller steht, ist offen. Hardy Hanschke hatte das Brauen zuletzt eingestellt, da ihm der Absatz der Fassware im Gastraum gefehlt hatte, „und ein Vertrieb in Flaschen den Aufwand nicht lohnt“, wie er sagt. Sollte sich jedoch ein neuer Betreiber des Ratskellers finden, der die Strategie eines Brauhauses weiterverfolgen möchte, so wäre er für Gespräche offen, die Bier-Sparte weiterzuführen. „Bis dahin helfe ich erstmal meiner Frau mit dem Hotel in Roßbach. Das nämlich läuft gut, und da gibt es genug zu tun“, so Hanschke. Sein zuletzt achtköpfiger Personalstamm, das war ihm wichtig, sei komplett wieder andernorts in Lohn und Brot.