Nachwuchs-Forscher der Uni Köln graben nahe Lengefeld Pferdeschädel ohne Schnauze geben Rätsel auf
Wissenschaftliches Projekt findet seit 2009 nahezu jedes Jahr statt. Studenten sind diesmal vier Wochen vor Ort.
Bad Kösen - „Sind Sie etwa auf Gold gestoßen?“ Das war die von Passanten immer wieder gestellte Frage an die kleine Gruppe, die in den zurückliegenden Tagen an der Saale in Bad Kösen Unmengen von Schlamm in einem Holzkasten mit Gitterboden durchspülte und siebte - und die damit tatsächlich den Anschein erweckte, nach den vielzitierten „Nuggets“ des Edelmetalls zu suchen.
Nun waren es freilich keine Goldklümpchen, nach denen die jungen Leute Ausschau hielten. Reiche Beute machten sie dennoch - wenn auch in wissenschaftlicher Hinsicht: Vier Wochen lang waren Studierende vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Köln jetzt in und um Bad Kösen aktiv und führten, angeleitet von ihrem Professor Jürgen Richter, Ausgrabungen durch. Seit 2009 kommen die Kölner Nachwuchs-Forscher - ausgenommen das Corona-Jahr 2020 - jeden Sommer in die Region - der ergiebigen Fundstellen wegen.
„Im Fokus unserer jüngsten Ausgrabungen stand ein Basislager von Jägern und Sammlern aus der sogenannten Magdalénien-Zeit vor etwa 15.400 Jahren“, gab Levin Cavak nähere Erläuterungen zum Untersuchungsareal nördlich von Lengefeld, das anhand einer dort errichteten markanten weißen Zeltüberdachung schon aus großer Entfernung leicht zu lokalisieren war.
„Wir haben an der diesjährigen Fundstelle jede Menge Werkzeuge und andere Artefakte aus Feuerstein beziehungsweise Silex, so die wissenschaftliche Bezeichnung, ausgraben können, dazu zahlreiche Knochen“, schilderte Cavaks Kommilitonin Lara Roth. Am bemerkenswerten sei zweifellos der Fund von gleich acht, ganz eng beieinanderliegenden Pferdeschädeln sowie der sehr gut erhaltenen Wirbelsäule eines Rosses gewesen, fügte Lara Roth hinzu.
Im Fokus unserer jüngsten Ausgrabungen stand ein Basislager von Jägern und Sammlern.
Levin Cavak von der Uni Köln
Ungewöhnlich an der ohnehin besonderen Entdeckung: „Die Schnauzen der Pferde wurden - ganz offenbar von Menschenhand - regelrecht abgetrennt, Unterkiefer sowie die Zähne des Oberkiefers fehlen jeweils“, beschreibt Levin Cavak. Mit vorschnellen Interpretationen, sprich Mutmaßungen über die Gründe hält er sich, ganz Wissenschaftler eben, zurück: „Das können bestenfalls weitere Forschungen aufklären.“
Coronabedingt hielten sich die Studierenden - bis maximal 16 an der Zahl - diesmal nur vier Wochen während der traditionellen Lehrgrabung in der Region auf anstatt wie üblich sechs Wochen. „Dadurch war unser Arbeitspensum relativ dicht gedrängt. Wir haben es deshalb beispielsweise nicht einmal zur Arche Nebra geschafft“, berichtete Lara Roth, die mit ihren Mitstreitern in der Begegnungsstätte „Radegundis“ im benachbarten thüringischen Niedertrebra Quartier fand. Immerhin habe es zu einem Ausflug nach Halle und zum Besuch des Landesmuseums für Vorgeschichte gelangt - auf persönliche Einladung des Landesarchäologen Harald Meller, der die Kölner zuvor an der Ausgrabungsstätte besucht hatte.