Inzidenz im Burgenlandkreis knackt 1.000er-Marke Neue Verordnung: Keine Weihnachtsfeiern, keine großen Partys
Landrat übt scharfe Kritik an Kassenärztlicher Vereinigung.

Naumburg - Hoch die Tassen, singen, schunkeln, Küsschen hier, Küsschen dort. Für diese Ausgelassenheit hat Götz Ulrich (CDU) Verständnis. Doch in diesen Wochen ist dafür nicht die richtige Zeit. Das machte der Landrat am Mittwoch auf einer Pressekonferenz deutlich. Dort informierte er nicht nur über die immer besorgniserregendere Corona-Lage, sondern auch über eine neue Verordnung des Kreises. Ulrich schränkt erneut die Kontaktmöglichkeiten der Bevölkerung stärker ein, als Bund und Land dies mit ihren Maßnahmen tun.
So sind ab dem Freitag im Burgenlandkreis jegliche Weihnachtsfeiern komplett verboten. Hochzeiten, Trauerfeiern, Geburtstage können hingegen begangenen werden, jedoch zu Hause nur mit maximal 20 Gästen, wobei es keine Rolle spielt, wer davon geimpft, getestet, Erwachsener oder Kind ist. Anders sieht es in Gaststätten aus: Dort können private Feiern auch mit mehr als 20 Personen stattfinden, allerdings unter der 2-G-plus-Regel, also nur Geimpfte/Genesene, und die brauchen zudem einen negativen Testnachweis. Genau jenes „2-G-plus“ gilt ab morgen auch in Kinos, Theatern oder auch für Besucher von Hallensportarten. „Es geht uns nicht darum, die Bevölkerung zu ärgern“, so Ulrich. Aber man müsse Infektionen in Innenräumen einschränken, die nun mal um ein Vielfaches häufiger passieren als draußen.
Kliniken zeigen stationäre Überlastung an
Dass die Lage kritisch ist, zeigen nicht nur 351 neue Fälle und eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1.045, die damit erstmals vierstellig ist, „sondern auch, dass uns die Ärztlichen Direktoren eine stationäre Überlastung angezeigt haben“, so Ulrich. Hinzu kamen im Landkreis binnen einer Woche 17 covidbedingte Todesfälle im Alter von 33 bis 99 Jahren.
Die neue, sechste Schutzverordnung des Kreises sieht deshalb weitere Maßnahmen vor. So werden Schwimmhallen und Saunen ab morgen nicht mehr für den Publikumsverkehr geöffnet sein. Diverse Ausnahmen gibt es für den Rehabetrieb oder etwa das Schulschwimmen. Geschlossen werden auch Bars, Diskos und andere Tanzlokale. Mit der Konzentration auf die Ansteckungsgefahr in Innenräumen lässt der Landrat aber die wenigen noch geplanten Weihnachtsmärkte, etwa den in Weißenfels, laufen. Jedoch mit 2G und Maskenpflicht. Ulrich plädiert aber an die Eigenverantwortung, auch in Innenräumen. So seien etwa Vereinssitzungen weiter erlaubt. „Aber ich bitte Sie darum, das nicht irgendwie zu umgehen und Weihnachtsfeiern jetzt einfach als Mitgliederversammlung zu deklarieren.“ Es werde Kontrollen geben, „aber wenn wir ehrlich sind, können wir nicht überall sein,“ schränkte das Kreisoberhaupt ein.
In Schulen nur noch Tests vor Ort
Eine Änderung gibt es auch für die Schulen: Dort wird ab kommenden Montag ja nun täglich getestet. Im Burgenlandkreis verschärft Ulrich dies, indem er nur noch Tests vor Ort erlaubt. Dass Kinder von einem befreundeten Arzt abgestrichen werden oder sogar eine Testbefreiung mitbringen, wird nicht mehr akzeptiert. Damit reagiert der Kreis auch auf einen enorm hohen Inzidenzwert von etwa 3.000 bei den Sieben- bis Zwölfjährigen.

Generell hat das Testen durch 3G am Arbeitsplatz nun wieder stark an Bedeutung gewonnen. Das war auch sofort spürbar: Lange Schlangen an Testzentren und knappere Verfügbarkeiten von Tests in Apotheken waren zu beobachten. Man wisse, so der Landrat, dass die Testkapazitäten nicht ausreichen, und sei dabei gegenzusteuern, auch wenn das nicht so einfach ist. Mehr Personal hat er nun erneut auch ins Gesundheitsamt umgeschichtet, um den riesigen Berg der unbearbeiteten Fälle in der Kontaktnachverfolgung - 1.900 sollen es sein - abzuarbeiten. Ulrich bat vor allem Arbeitgeber um Geduld, wenn Angestellte noch auf ihre Quarantänebescheinigung warten. Weiter gelte: Wer positiv getestet ist, geht automatisch in Quarantäne und wird vom Kreis, wenn auch leider nicht zeitnah, kontaktiert.
Hoffnung auf Hilfe von der Bundeswehr
Und wie läuft eigentlich das Impfen? Unabhängig von den Hausärzten wurden 4.664 Auffrischungen sowie 829 Erst-Immunisierungen seit Wiedereröffnung der Zentren in Naumburg, Bad Bibra, Zeitz und Zorbau gespritzt. Überall wird von nun an zwei Tage mehr, nämlich montags bis samstags, jeweils 11 bis 18 Uhr, gearbeitet. Man erhofft sich noch Hilfe der Bundeswehr, um ein weiteres Impf-Team auf die Beine stellen zu können. Dass das System erst wieder hochgefahren werden muss, habe mit dem zwischenzeitlichen Stopp durch den Bund zu tun, „der das Geld für die teuren Impfzentren sparen wollte“, wie Ulrich sagte. Ungewöhnlich scharf kritisierte er jedoch vor allem die Kassenärztliche Vereinigung: „Mit geschwollener Brust hat man uns gesagt, die niedergelassenen Ärzte schaffen das locker. Da habe ich mich schon gefragt: Leben die überhaupt in der Realität, oder sind das nur Bürokraten am Schreibtisch?“