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Oberbürgermeister erklärt Weihnachtsmarkt-Absage Naumburg: Eisbahn nur mit 2G und Maske

Landrat Götz Ulrich strickt neue Verordnung. Ausrichtung von „Advent in Weinbergen“ ist noch unklar.

Von Harald Boltze 24.11.2021, 10:02
Eislaufen ohne Maske: Am Dienstag war das auf dem Naumburger Markt noch erlaubt. Ab Mittwoch gilt zudem die „2-G-Regel“ ab 18 Jahren.
Eislaufen ohne Maske: Am Dienstag war das auf dem Naumburger Markt noch erlaubt. Ab Mittwoch gilt zudem die „2-G-Regel“ ab 18 Jahren. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Eine kreisweite Inzidenz von knapp 1.000, ein Wert sogar über 1.200 bezogen nur auf die Stadt Naumburg, dazu als logische Folge sich immer stärker füllende Krankenhäuser: Landrat Götz Ulrich und Oberbürgermeister Armin Müller (beide CDU) haben auf die stetige starke Verschlimmerung der Corona-Lage reagiert. Ulrich strickt für den Burgenlandkreis gerade an einer neuen Verordnung, die er am heutigen Mittwoch vorstellen will. Was Müller entschieden hat, zeigt auch der folgende Überblick.

Naumburger Weihnachtsmarkt: „Schweren Herzens“ habe man im Krisenstab der Stadtverwaltung die Entscheidung zur Absage getroffen, sagt OB Müller. Eine Videokonferenz mit dem Landrat samt der neuesten Zahlen habe ihm noch einmal gezeigt, wie „dramatisch“ die „Notlage“ ist. Seit Tagen habe man zudem sehen können, dass am Glühweinausschank an der Eisbahn die Abstände eben nicht eingehalten werden, so Armin Müller, weniger als Vorwurf und mehr als Feststellung. Selbst wenn man den Weihnachtsmarkt durchführen würde, wäre dies nur mit „2G“, Absperrungen, Abstand und strengen Kontrollen möglich. Diese Kontrollen aber hätten die Stadt wohl auch personell überfordert, schließlich ist man ab jetzt auch dafür zuständig, „3G“ im Öffentlichen Nahverkehr sowie in den Betrieben zu kontrollieren. „Das werden wir auch stichprobenartig tun“, sagte Fachbereichsleiter Olaf Ehrhardt.

Für die Händler zeigte Stadtoberhaupt Müller Mitleid. Eine finanzielle Entschädigung könne die Stadt nicht leisten; dies werde der Bund hoffentlich mittels der Überbrückungshilfen leisten. Wie bereits nach der Absage des „Marienzaubers“ habe es mehrheitlich Verständnis der Händler gegeben. So auch von Peter Draht, der gestern zum letzten Mal neben der Eisbahn Glühwein ausschenkte. Von Passanten mit einem „Na, ist doch Mist, was sie mit euch machen“ zu einer Reaktion provoziert, verfiel Draht nicht ins Meckern. Es helfe ja nun mal alles nichts.

Doch nicht überall ist man gleicher Meinung. Dass andere Städte zu anderen Entscheidungen kommen - Weißenfels etwa hält am Weihnachtsmarkt fest - gab OB Müller zu, kommentierte es aber nicht weiter. „Für uns steht die Gesundheit an erster Stelle“, sagte er. Auch ein anderes Risiko ergab sich. „Durch die Absagen der Märkte in Thüringen und Sachsen wüssten wir nicht, wie viele Besucher stattdessen zu uns kämen“, so Olaf Ehrhardt.

Für uns steht die Gesundheit an erster Stelle.

Armin Müller, Naumburger Oberbürgermeister

Naumburgs Oberbürgermeister Armin Müller
Naumburgs Oberbürgermeister Armin Müller
(Foto: Torsten Biel)

Reaktionen: Die Weihnachtsmarkt-Entscheidung der Stadt, die ja ohne Zwang einer übergeordneten Behörde erfolgte, habe er noch am Montagabend mit den meisten Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderates besprochen, so Armin Müller. Dabei habe er ausnahmslos Rückhalt erfahren. Auch in den Mails von Bürgern, die er erhalten hat, finde sich mit großer Mehrheit Bekräftigung. Müller: „Aber es gibt auch Kritiker, ganz klar.“ Besonders stießen ihm einige Facebook-Kommentare in der Vorwoche, nach der Absage des „Marienzaubers“, auf.

Und tatsächlich ist es teils haarsträubend, was man in den Sozialen Netzwerken liest. Was bei vielen noch immer nicht angekommen ist: Geimpfte tragen das Virus nicht „genauso“ weiter wie Ungeimpfte, sondern mit viel kleinerem Risiko. Sie stecken sich auch nicht „genauso“ an, sondern deutlich seltener. Und das Testen ist eine Hilfe, aber keine Lösung. Als negativgetesteter Ungeimpfter (so der Test korrekt ist) stecke ich zwar niemanden an, kann aber infiziert werden und auf der Intensivstation landen. Das wäre im Sommer für den Einzelnen zwar genauso schlimm, aber jetzt sorgt es dafür, dass wir auf einen Kollaps zulaufen und andere Operationen, auch Tumor-Eingriffe, verschoben werden. „Schuld“ ist ein hartes Wort und sollte hier vermieden werden. Aber eines steht fest: Die Impf-Unwilligen sind Teil des Problems und die Geimpften Teil der Lösung. Dies ist der Spalt der Gesellschaft, den es zu schließen gilt.

Eisbahn: An ihr wird zunächst festgehalten. Von Woche zu Woche werde man die Situation neu bewerten. Neu ist, dass ab dem heutigen Mittwoch bei Menschen ab 18 Jahren die „2-G-Regel“ angewandt wird. Zudem gilt für alle, Kinder wie Erwachsene, eine Masken-Pflicht, und die Kapazität wird auf 40 Schlittschuhläufer gleichzeitig beschränkt. Zudem besteht nun auf der Eisbahn und rundherum ein Alkoholverbot.

Advent in den Weinbergen: Die Interessengemeinschaft der beliebten kleinen Winter-Weinmeile saß am Montagabend zusammen und kam zu dem Schluss, erst einmal weiter abzuwarten. Wenn es die Lage zulässt, ist der größte Teil der Mitwirkenden weiterhin willig, die Veranstaltung durchzuführen, war zu erfahren. OB Müller hatte den Organisatoren im Vorfeld zu einer Absage geraten, sagte er Tageblatt/MZ.

Gemeinderat: Wer als Stadtrat oder auch als interessierter Bürger eine Sitzung, etwa die eines Ausschusses, besuchen will, wird sich wohl der „3-G-Regel“ unterwerfen müssen. „Das entscheidet der jeweilige Ausschussvorsitzende. Ich gebe dazu die klare Empfehlung ab und werde das auch in den zwei Ausschüssen, die ich selbst leite, anwenden“, so OB Müller. Eine Übersicht, wie viele Stadträte geimpft sind, habe er nicht.

Stadtverwaltung: Auch deren Mitarbeiter müssen ab heute die „3-G-Regelung“ befolgen. „Etwa zwei Drittel unserer Kollegen sind geimpft“, so Müller. Der Rest müsse jetzt täglich im Ratskeller getestet werden. Auch Home-Office werde vielfach angewandt. Wer etwas bei der Stadt zu klären hat, braucht einen vorherigen Termin und von nun an ebenfalls eines der „3G“. Es gilt, sich an der Pforte des Rathauses zu melden, auch wenn der Termin in den Verwaltungsgebäuden Markt 6 oder Markt 12 stattfindet.