Mit Graben erneut eine Insel
FREYBURG. - Die Burgmühle in Freyburg soll wieder zur Insel werden. Erich Walter aus Jena, der neue Besitzer, hatte dieser Tage Anwohner in die verwaiste Bar der seit zwei Jahren geschlossenen Gaststätte eingeladen, um ihnen zu erläutern, was er mit dem Objekt vorhat. Die drei Turbinen zur Stromerzeugung, die der Jenaer in der Burgmühle installieren will und die er noch vor einigen Monaten vorm Gebäude in der Erde versenken wollte, könnten nun doch in eben jenen Kanäle unter dem Bauwerk Platz finden, in denen sich schon die früheren Wasserkraftanlagen befanden. Dazu will Walter den zu DDR-Zeiten verfüllten, knapp 20 Meter breiten Mühlgraben wieder öffnen lassen. Er hoffe, das spätestens bis zum Beginn der Besuchersaison abschließen zu können. Wasser wird dann aber wohl noch nicht wieder im Graben plätschern. Der Durchstich zur Unstrut kann erst erfolgen, wenn Walter auf dem langen Verfahrensweg zur Nutzung der Wasserkraft alle Hürden genommen hat. Er hoffe, sein Kraftwerk im Sommer 2011 in Betrieb nehmen zu können.
Obwohl die Energieerzeugung für den neuen Eigentümer die Priorität hat, ist auch an die Wiedereröffnung der Gastronomie gedacht. Man werde damit zunächst "auf kleiner Flamme" im Mai beginnen, stellte der neue Besitzer in Aussicht. Es gebe zwei Bewerber, die das übernehmen möchten.
Der Jenaer, der an zwei Standorten in Thüringen einen Baustoffhandel betreibt, mit dem er bundesweit tätig ist, warb um Vertrauen bei den Anwohnern. Eine Gratwanderung, weil dazu die Pläne mit dem Objekt weitgehend offen zulegen sind, ohne sicher sein zu können, dass alles gelingt. "Die Leute sollen wissen, was ich vorhaben, doch ich will nicht als jemand auftreten, der nur vollmundige Versprechungen macht", so Walter. Die Wasserkraftanlage werde die Wirtschaftlichkeit des Objektes sichern, die Gastronomie solle Schritt für Schritt "aus der Erfahrung heraus" entwickelt werden. Zunächst ist an die Nutzung des Gastraumes im Erdgeschoss und der darüber liegenden Bar gedacht. Inwieweit der Saal einbezogen wird, ist offen. Das Fitness-Studio, das derzeit einziger Nutzer in der Burgmühle ist, könne hier weiter seinen Platz haben, ließe sich auch gut mit Hotellerie kombinieren, die Walter gleichfalls für denkbar hält. Während er das Kraftwerk so rasch wie möglich in Betrieb nehmen möchte, nennt er für die Umsetzung eines gastronomischen Konzepts einen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren. Für den Endausbau hat der neue Betreiber auch die Fußgängerbrücke über die Unstrut ins Auge gefasst, die schon einmal beim ersten Umbau des Gebäudes Teil der hochfliegenden Pläne war.
Die Öffnung des Mühlgrabens kann nun in Angriff genommen werden, weil der Besitzer eines angrenzenden Grundstücks sich bereit gefunden hat, das Gelände an Walter zu verkaufen. Installiert werden sollen laut Walter in der Burgmühle drei Turbinen, die rund zwei Millionen Kilowattstunden im Jahr liefern. 1915, so weiß er, seien erstmals Turbinen zur Stromerzeugung in die Burgmühle eingebaut worden. Deren Betrieb sei vermutlich in den 50er Jahren eingestellt worden. Den Graben, so erinnern sich ältere Anwohner, habe die Stadt zur Müllgrube deklariert und nach und nach verfüllt. Mancher sei ja schon gespannt auf die Oldtimer, die dort womöglich zum Vorschein kommen werden, flachste der Bauherr.