Landesweingut Kloster Pforta Mehr Grün und mehr Insekten in den Weinbergen
Zunehmend werden auf Rebflächen Wildblumen ausgesät. Damit soll dem Klimawandel Rechnung getragen werden. Erste Resultate sind überaus positiv.

Bad Kösen/Eulau - Wirken sich Wildpflanzen positiv auf Boden und Klima in einem Weinberg aus? Das Landesweingut Kloster Pforta hatte vor einigen Jahren damit begonnen, auf Versuchsflächen in den Saalhäusern, am Köppelberg und zuletzt auch auf dem Eulauer Heideberg eben genau das zu testen. Ziel soll es sein, den Auswirkungen des Klimawandels mit zunehmenden Dürreperioden, höherem Erosionsrisiko durch Starkregenfälle und der Einwanderung neuer Schädlinge zeitnah zu begegnen. Gefördert werden die Versuche mit Zuschüssen von EU und Land Sachsen-Anhalt. Eingebunden ist alles in ein europäisches Projekt, an dem neben Saale-Unstrut die Anbaugebiete Luberon (Frankreich), Steiermark (Österreich) und Tokaj (Ungarn) beteiligt sind.
In der Saale-Unstrut-Region sind zuletzt 14 Weinberge im Herbst 2020 sowie im Frühjahr 2021 angesät worden, weitere vier sollen diesen Herbst beziehungsweise kommendes Frühjahr folgen. Erste Ergebnisse liegen derweil vor und wurden kürzlich bei einer Begehung im Eulauer Weinberg diskutiert. Die Resultate sind vielversprechend, wie aus einer Erhebung der Hochschule Anhalt, die das Projekt wissenschaftlich begleitet, hervorgeht. Demnach hat sich unter anderem die Pflanzenartenzahl innerhalb der sogenannten Biodiversitätsweinberge mehr als verdoppelt, konnte von den angesäten Pflanzenarten bereits die Hälfte nachgewiesen werden, während hingegen die Entwicklung auf konventionell begrünten Flächen stagnierte. Das neue Grün lockte wiederum gern gesehene Gäste an: Wildbienen sowie Gegenspieler von Schädlingen wie Marienkäfer, Schwebfliegen, Spinnen und Wespen. „Im Vergleich zu den konventionell begrünten Kontrollweinbergen war die Individuenzahl signifikant höher. Profitiert haben die Arten vor allem durch das verbesserte Nahrungsangebot als Folge der Wildpflanzenansaat“, heißt es. Weitere positive Effekte: Wildpflanzen erholen sich nach Dürrephasen besser, durchwurzeln den Boden kräftiger und stehen nicht mehr in Wasserkonkurrenz zu den Reben wie „übliche“ Pflanzen auch.
Eine Ansaat besteht aus etwa 30 bis 40 Wildpflanzen pro Mischung für den Mittelstreifen sowie fünf bis zehn sogenannten überfahrungstoleranten Gräsern und Kräutern für die Fahrspuren. Das Projekt läuft zunächst bis zum Juni 2025.