Umfangreiche Baumaßnahme Kur für Haus der Kinder - 100.000 Euro fließen in Freyburger Hort
An der Außenstelle der Freyburger Kita „Hühnerjagd“ finden umfangreiche Arbeiten statt. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude in der Braugasse kann eine bewegte Geschichte erzählen.

Freyburg - Bereits seit mehr als 130 Jahren spielen und lernen Kinder unter diesem Dach. Damit das auch so bleibt und der Hort in der Außenstelle der Freyburger Kita „Hühnerjagd“ weiterhin ein sicheres Domizil hat, waren in den vergangenen Wochen die Handwerker auf und im Haus in der Braugasse kräftig zugange.
Bis Jahresende nur noch Restarbeiten
Ein Gerüst kündet noch immer von den umfangreichen Arbeiten an Dach, Giebel und Fassade, die seit Mitte September stattfinden. Dachziegel und der Kunstschiefer an den Giebeln leuchten bereits in Rotbraun beziehungsweise sattem Schwarz. „Jetzt sind nur noch Restarbeiten zu erledigen“, erzählt Martin Kaufmann, Mitarbeiter des Bauamtes der Verbandsgemeinde (VG) Unstruttal, während eines Vorort-Termins. Noch bis Jahresende, so das Wetter hält, sollen zum Schluss einige Fugen ausgebessert werden. Im Zuge der Maßnahme sei auch eine Zwischensparrendämmung nachgerüstet worden, so Kaufmann weiter.

Rund 100.000 Euro investiert die VG in das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht. 70 Prozent der Kosten werden mit Fördermitteln gedeckt, die restlichen 30 Prozent trägt die Verbandsgemeinde als Eigenanteil. Das Förderprogramm hat den beschleunigten Infrastrukturausbau der Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder zum Ziel. Das Geld stammt aus dem Investitionsprogramm des Bundes. Die Abrechnung erfolgt dabei über den Burgenlandkreis. Der Zuschlag fiel nach der Ausschreibung im zweiten Quartal an zwei Freyburger Firmen: den Dachdecker-Meisterbetrieb Maik Grünewald und die auf Natursteinsanierung spezialisierte Manufaktur Tänzer & Beinemann.
VG-Bürgermeisterin: „Hat alles reibungslos geklappt“
Dabei erfuhr der von der Marienstraße aus einsehbare Ziergiebel eine besondere Zuwendung. Vollkommen neu entstand die Bekrönung. Weitere Teile, wie die steinernen Kugeln aus Muschelkalk, wurden mit Hilfe eines Autokrans abgenommen und in die Werkstatt gebracht, um sie dort zu reinigen und auszubessern. VG-Bürgermeisterin Jana Schumann zeigte sich mit dem Fortschritt des Vorhabens zufrieden: „Es war eine Baumaßnahme, bei der mal wieder alles reibungslos geklappt hat.“ Im Gegenzug gebe es mehrere Maßnahmen, bei denen die Kommune Rechtsstreitigkeiten führt. Außerdem übte Schumann Kritik am hohen bürokratischen Aufwand und dem Vergaberecht.
Die umfangreichen Arbeiten fanden bei laufendem Hort-Betrieb statt. „Die Absprachen haben super geklappt. Alles war abgesichert“, berichtet Christel Bärthel-Fischer, Leiterin der „Hühnerjagd“ und des Hortes. Rund 100 Grundschüler werden von vier Erzieherinnen betreut. Hier wird gespielt, werden Hausaufgaben gemacht, stehen unter anderem Musik und Theater, Yoga und Englisch auf dem Programm. In der Adventszeit wird fleißig gebastelt, werden die eigenen Kreationen jeden Donnerstagnachmittag bei einem Weihnachtsmarkt im Haus verkauft. „Die Kinder lieben dieses Haus und fühlen sich darin sehr wohl, weil der Schulcharakter fehlt“, schildert die Hortleiterin weiter.

Noch bevor in die Freyburger Haushalte der Strom einzog und in der Weinstadt eine zentrale Wasserversorgung bestand, öffnete hier 1889 der erste Kindergarten der Stadt. Das Gebäude war zuvor mit der finanziellen Hilfe des Großkaufmanns und Inhabers des Hamburger Unternehmens „C. Hagenbeck & Arnold“, Bernhard Arnold, errichtet und übergeben worden. Ein Jahr nach seiner Eröffnung besuchten bereits 125 Mädchen und Jungen die Einrichtung, die nicht den in Preußen üblichen Namen Kinderbewahranstalt, sondern den Titel Kindergarten trug, den der Thüringer Pädagoge Friedrich Fröbel (1782-1852) einst geprägt hatte. Viele Jahre stand die Einrichtung in Trägerschaft des Vaterländischen Frauenvereins. Zwischen 1960 und 1970 fanden umfangreiche Erweiterungen statt, das Haus erhielt einen Anbau und eine neue Treppe, der Küchentrakt wurde erweitert.
Seit 2001 Außenstelle der Kita „Hühnerjagd“ und Hort
In den 90er-Jahren wurden hier zeitweise Grundschüler unterrichtet. Seit 2001 wird das Haus nahe der Post als Außenstelle der Kita „Hühnerjagd“ und Hort genutzt. Zum Jubiläum „120 Jahre ein Haus für Kinder“ 2009 pflanzte Freyburgs Bürgermeister Udo Mänicke einen Eschenahorn. Während der Feier stellte damals die Hortnerin Annegret Jasiulek Ergebnisse ihrer umfangreichen Recherche zur Geschichte des Hauses vor.

Ein Haus, mit dem Dachdeckermeister Maik Grünewald über die aktuellen Arbeiten hinaus eine besondere Beziehung verbindet. Seine Mutter Sabine war einst als Hortleiterin tätig. Er selbst habe in der Vergangenheit kleine Ausbesserungen vorgenommen, ehe er nun mit seinen Mitarbeitern großflächig tätig war. Nach den Arbeiten an Dach, Fassade und Giebel plant die Verbandsgemeinde, den Außenbereich noch zu verschönern.