Sachsens Ministerpräsident besucht Unstruttal Kretschmer: „Aufschwung der Wirtschaft brauchen wir jetzt“
Schwimmbad in Freyburg Laucha und Tiefbau-Firma sind Stationen

Freyburg/Laucha - Er habe jetzt begriffen, warum Sachsen-Anhalt innerhalb des Strukturwandels auf den Ausbau der S-Bahn-Verbindung von Leipzig in das Nachbarbundesland, so nach Zeitz und weiter ins thüringische Gera dränge, sagte Michael Kretschmer (CDU) am Donnerstag in Laucha. Der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen war in die Saale-Unstrut-Region gekommen, um den Landtagsabgeordneten Daniel Sturm (CDU) im Wahlkampf zu unterstützen. Der Naumburger, der 2016 das Direktmandat knapp gegen Lydia Funke (AfD) gewonnen hatte, tritt am kommenden Sonntag im Wahlkreis 40 Naumburg erneut als Direktkandidat der CDU an.
Sturm und Kretschmer kennen sich bereits aus Zeiten der Jungen Union. So kam vor einigen Tagen der Anruf Kretschmers, er werde sich einige Stunden Zeit nehmen und die Region besuchen. Die ist mit Sachsen durch Themen wie den Strukturwandel und die Metropolregion bereits eng verbunden. Und nicht zuletzt durch eine weitere Verbesserung der Infrastruktur hoffen beispielsweise Naumburg und Freyburg auf einen Zuzug aus Leipzig.
Für uns als kleineren Verein ist es enorm schwierig, finanzielle Unterstützung beispielsweise seitens des Landes zu erhalten.
Jörg Schneider, Vorsitzender des Freyburger Freibad-Vereins
Und so ging es in Freyburg beim Besuch des von einem Förderverein betriebenen Schwimmbades nicht nur um die mangelnde Finanzausstattung der Kommunen, sondern ebenso um die Frage, wie bürgerschaftliches Engagement wirksam unterstützt werden kann. „Für uns als kleineren Verein ist es enorm schwierig, finanzielle Unterstützung beispielsweise seitens des Landes zu erhalten“, sagte Vereinsvorsitzender Jörg Schneider. Vieles hätten die rund 110 Mitglieder in Eigenleistung gestemmt, unterstützt von Sponsoren. Nun jedoch müsste das Rohrleitungssystem erneuert werden, „100.000 Euro, etwa aus einem kleinteilig gestrickten Förderprogramm würden da schon helfen“, so Schneider. Froh ist er, dass nach Lockerung der Corona-Bestimmungen das Bad am Sonnabend, 12. Juni, in die Saison starten kann. „Das Gesundheitsamt hat die Anlage abgenommen, wir können 160 Gäste plus bereits vollständig Geimpfte und Genesene aufnehmen.“
Ministerpräsident will Themen auf Bundesebene mitnehmen
Auf Bundesebene will Kretschmer das Anliegen von Freyburgs Bürgermeister Udo Mänicke (parteilos) und Manuela Dietz, der Leiterin des Freyburger Jahn-Museums, mitnehmen, die zu dem Treffen ebenso eingeladen waren wie die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Unstruttal, Jana Grandi (CDU). „Wir würden uns mehr nationale Unterstützung wünschen, steht doch 2024 das 100. Jahn-Turnfest an“, so Mänicke. Die neue Ausstellung, so kündigte Manuela Dietz an, werde Jahn und dessen Rezeption in den unterschiedlichen Zeiten und Gesellschaftsordnungen zeigen und so eine differenzierte Einordnung des Turnvaters ermöglichen.
Ein weiteres Thema dann: die Kommunalfinanzen. So fehlen der Stadt Freyburg durch das coronabedingte Ausbleiben von Touristen erhebliche Einnahmen aus der Kurtaxe. „Dieses Geld nutzten wir unter anderem, um die touristische Infrastruktur zu verbessern - diesen Verlust können wir nicht kompensieren“, sagte der Bürgermeister.“ Er appellierte an Sturm, das Land solle prüfen, wie diese Lücke - nach dem Beispiel anderer Bundesländern - geschlossen werden könne.

Nach Freyburg als erster Station führte die Wahlkampftour weiter nach Laucha. Dort empfing Michael Bilstein (parteilos), seit 2010 Bürgermeister der rund 2.900 Einwohner zählenden Stadt, den sächsischen Gast. Er konnte darauf verweisen, dass eine Vielzahl der Einwohner in und um Laucha Arbeit gefunden habe. Zu ihnen gehören die 130 Mitarbeiter der Meliorations-, Straßen- und Tiefbau GmbH, die im Gewerbegebiet Alte Zuckerfabrik angesiedelt ist. 1967 gegründet, wurde sie vom heutigen Gesellschafter Klaus Frenzel nach der Wende in die Marktwirtschaft geführt. Angestrebt wird, wie Geschäftsführer Egbert Thieme informierte, ein jährliche Bauleistung von rund 25 Millionen Euro. „Wir realisieren Baumaßnahmen im Umkreis von maximal 100 Kilometer, unter anderem auch neuerdings im Buhnenbau am Hainer See nahe Böhlen in Sachsen“, konnte Becker eine Brücke zum Nachbarland schlagen.
Mitarbeiter hat einst in Dresden studiert
Eine ganz persönliche Verbindung ins Sächsische hat Felix Bach, der im Unternehmen arbeitet und in Dresden ein duales Studium begonnen hat. Er gehört zur jüngeren Generation, mit der sich der Baubetrieb für die Zukunft fit macht. Denn auch hier zieht digitale Technik ein, so zur Vermessung oder Erfassung der mit den Baumaschinen getätigten Arbeiten. In der Gesprächsrunde, die sich an den Rundgang über das Betriebsgelände anschloss, warb Klaus Frenzel bei der Landes- und Bundespolitik dafür, Maßnahmen zur Verbesserung der Infrastruktur - auch im Hinblick auf die Bewältigung der Kosten der Corona-Krise - nicht zu vernachlässigen.
Kretschmer sagte: „Die Folgen, also auch die Verschuldung von rund vier Milliarden Euro zur Bewältigung der Pandemie, lassen sich nur durch den Aufschwung der Wirtschaft abfedern, den brauchen wir jetzt, dann kommen wir auch aus der jetzigen Situation heraus.“
