Kommentar Kommentar: Anders sein

naumburg - „Hallo Taxi“ - dieser Ruf wird möglicherweise ab Januar des nächsten Jahres weniger zu hören sein. Denn Taxifahren wird bundesweit teurer. „Das ist regional unterschiedlich“, sagt Frank Tempel, Vorsitzender des Landesverbandes Personenbeförderung Taxi & Mietwagen Sachsen-Anhalt. In Halle, Dessau und Magdeburg würden die Preise zwischen 20 und 25 Prozent angehoben, einzig und allein der Burgenlandkreis liege mit 30 Prozent darüber. Wer sich jedoch die tatsächlich zu zahlenden Preise anschaut, wird zu einem ungleich höheren Ergebnis kommen (siehe Tabelle).
Grund für die drastische Verteuerung ist die Einführung des Mindestlohns 2015. Derzeit verdienen angestellte Taxifahrer im Durchschnitt sechs bis 6,50 Euro pro Stunde. Im kommenden Jahr müssen sie mindestens 8,50 Euro erhalten. Tempel: „Wir haben gar keine Wahl, der Gesetzgeber zwingt uns zum Mindestlohn.“ Wenn ein Fahrer in der Schicht 50, 60 Euro bringe, was durchaus vorkomme, das Unternehmen aber 80 Euro Arbeitslohn zahlen müsse, könne das nicht aufgehen. „Es sei denn, der Staat subventioniert uns.“ Er mahnt an, jetzt nicht in Hektik zu verfallen, sondern das entspannt zu sehen.
Nicht zufrieden mit der neuen Preisgestaltung ist der Naumburger Taxiunternehmer Christoph Hinze. „Ich hätte die Preise etwas niedriger angesetzt, um die Kunden nicht zu verprellen“, so Hinze, der das Unternehmen „Domtaxi“ führt. Jedoch sei eine Preissteigerung aufgrund der Einführung des Mindestlohnes unumgänglich gewesen. Sechs Euro Stundenlohn bezahlt er seinen Fahrern momentan noch. Ähnlich argumentiert René Becker (41), der als Fahrer im Betrieb Ochs in Weißenfels arbeitet. Der Druck auf die Fahrer werde sich erhöhen, wenn sie nicht den entsprechenden Umsatz bringen.
„Jede Preiserhöhung hat uns bis jetzt Kunden gekostet“, sagt Andrea Hädicke, Geschäftsführerin im Ochs-Unternehmen. Dass es in Taxibetrieben zu Entlassungen komme, sei für sie vorstellbar. Das Geld sei unter den Leuten einfach nicht vorhanden. Die letzte Erhöhung 2012 habe sich schon schlecht ausgewirkt, aber nun sei es ja richtig heftig.
Warum ausgerechnet im Burgenlandkreis die Preise am stärksten steigen, müsse der Regionalverband Taxiunternehmen Elster-Saale-Unstrut beantworten, so Landrat Götz Ulrich (CDU). Es habe seitens der Kreisverwaltung mit dem Regionalverband Gespräche gegeben - die Erhöhung sollte sogar höher ausfallen, was der Kreis abgelehnt habe. Ihm sei bewusst, dass das dennoch heftig sei, so Ulrich. Die Beförderungspflicht der Unternehmen sei aber so zu gestalten, dass diese davon auch leben können.
Ob das alles aufgeht? Peter Hänse, Geschäftsführer von City-Tours, einem Reise- und Busunternehmen in Zeitz, ist sich nicht sicher. Er fürchtet Arbeitsplatzabbau. Wenn schon der Bundesverband der Taxibetreiber von 50 000 arbeitslosen Taxifahrer rede, könne der Kelch an der Region nicht vorbei gehen. Insbesondere im Osten, wo weniger verdient werde. „Ich denke, da ist viel Panikmache im Spiel“, erklärt hingegen Bezirksgeschäftsführer Lothar Philipp von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in Halle. Bis jetzt sei niemand am Mindestlohn kaputt gegangen. Nicht in England, Frankreich oder sonst wo in Europa, ergänzt er.