Kegeln Kegeln: Lossa schlägt den Vorgänger
Bad Kösen - Auf einem Deckenbalken in einer der Wohnungen des Bad Kösener Traditionscafés „Schoppe“ liegt ein Messgerät. Es soll eventuelle Erschütterungen messen. Ab einem kritischen Wert wird es aktiv und sendet per Funk ein Signal. Solch ein „Notruf“ ist bislang nicht abgesetzt worden.
Doch überhaupt ruhen seit drei Wochen die Arbeiten auf der Brückenbaustelle am „Café Schoppe“. Der Grund dafür: ein defekter Antrieb für den Bohrer, der den Gründungsarbeiten für das neue Brückenbauwerk dient. Das bestätigt die Landesstraßenbaubehörde in Halle. Wann der Antrieb wieder eingesetzt werden kann, ist offen. Zurzeit wird er repariert. Die Behörde lässt allerdings wissen, dass das Bauziel April 2014 eingehalten werden soll. „Davon gehen wir aus, denn die Gründungsarbeiten sind bisher schneller gelaufen als gedacht. Von 148 Bohrpfählen sind bereits 50 gesetzt“, so Horst Hörig, zuständig für Brückenbau. Eine Einschränkung gibt es trotzdem: die provisorische Verkehrsführung direkt vor dem Café entlang wird wohl 14 Tage länger bestehen bleiben und erst im Januar aufgehoben - unter Beibehaltung der Ampelregelung.
Die Bauarbeiten vor dem Café Schoppe sind notwendig geworden, weil die 40 Meter lange Brücke, die kaum sichtbar unter der Bundesstraße 87 entlang führt und bis auf den Platz reicht, in einem maroden Zustand ist. Sie soll mit einer neuen Konstruktion überbaut werden. Dafür sind 148 Bohrpfähle notwendig, die bis in eine Tiefe von zehn Metern reichen. Bereits im Vorfeld sind die drei großen Linden wegen der Dimension der Baustelle gefällt worden, ebenso zwei kleinere Ahornbäume.
Die Riesenbaustelle bleibt indes nicht ohne Auswirkungen auf die Anlieger - wie Schoppe-Inhaber Holger Elm. Seit Beginn der Baumaßnahme ist der Straßenverkauf um 30 Prozent zurückgegangen, vermietet wird 40 Prozent weniger - und wenn, dann zum Hof hinaus. „Die Situation ist schon belastend, wenngleich mir wohl das Schlimmste noch bevorsteht. Nämlich dann, wenn auf der Baustelle verpresst wird. Dann dürften Lärm und Erschütterungen deutlich zunehmen“, so Elm. Insgesamt hat er sich auf diese Situation zwar eingestellt, wurden Investitionen in Backstube und Geschäft verschoben. Jedoch: „Der Knackpunkt ist der Lkw-Verkehr, der hier Tag und Nacht rollt. Und das trotz einem Durchfahrtsverbot für Laster. Das wird einfach ignoriert.“ An einem Wochentag, so Elm, habe man einmal Strichliste geführt. Ergebnis: von 9.30 bis 18 Uhr 54 Lkw.
Dabei sollte ursprünglich alles ganz anders sein. Eine Höhenschranke sei versprochen worden, die von Zulieferern beziehungsweise gewerblichen Anliegern per Fernbedienung hätte geregelt werden können. Elm: „Nun funktioniert nicht einmal die Kontrolle der Lkw, die hier nichts zu suchen haben.“
Verschärft wird die Situation durch eine widersprüchliche Ausschilderung für Lkw, die aus Richtung Naumburg kommen. Freier Lieferverkehr bis zur Krusestraße ist da am Ortseingang ausgewiesen, doch ein Abzweig in diese wird nachfolgend per Geradeaus-Pfeil untersagt. Andererseits sind Sperrschilder bereits umgeworfen worden. Das beim Kreis ansässige Straßenverkehrsamt will letztere Situation prüfen, sagte gestern Leiterin Irene Ißleb auf Nachfrage unserer Zeitung. Prinzipiell aber sei die Ausschilderung eindeutig. „Lkw haben hier nichts zu suchen, lediglich Busse und Pkw dürfen die Strecke nutzen. Sollte das Fahrverbot - wie geschildert - ignoriert werden, sind andere Maßnahmen notwendig.“ Damit sind Kontrollen durch die Polizei gemeint, aber auch der Einsatz einer Höhenschranke. „Allerdings“, so Irene Ißleb, „ist im Vorfeld diese technische Möglichkeit schon ins Auge gefasst worden. Es hat sich aber keine Firma gefunden, die der Landesstraßenbaubehörde eine solche Lösung hätte anbieten können. Es fehlten offenbar schlichtweg die Möglichkeiten der technischen Umsetzung.“
Unterdessen steht die Planung für die „Kucheninsel“, die das Naumburger Architekturbüro Holz im Auftrag der Stadt erledigt. Demnach lehnt sich die künftige Gestaltung im Wesentlichen an die alte an, dazu gehört auch das Wiederherstellen der Umwehrungsmauern. Entfallen wird die Treppenanlage, stattdessen soll der gesamte Platz barrierefrei angelegt sein und räumlich durch acht Platanen abgegrenzt werden. Im Bereich der jetzigen Treppe sind Parkierungen für Radfahrer (etwa 20 Plätze), komplettiert mit Infotafel und Bank, geplant. Für den Deckenschluss sind Granitpflaster beziehungsweise -platten vorgesehen. Der Platz vor dem Café könnte wie bisher als Freifläche für eine Bestuhlung dienen. Der Ortschaftsrat hat das Konzept bereits zur Kenntnis genommen.
Das letzte Wort hat allerdings ein für die Landesstraßenbaubehörde arbeitendes Ingenieurbüro, denn die Neugestaltung des Platzes darf nicht mehr kosten als dessen Herrichtung in alter Form. Die Stadt Naumburg geht bei alledem davon aus, dass die Baumaßnahme „kostenneutral“ ausfällt. Bleibt die Frage, ob der Platz nicht noch einen Namen bekommen kann. Denn - so wurde unter anderem zur jüngsten Ratssitzung in Bad Kösen deutlich - die landläufige Bezeichnung „Kucheninsel“ sei wenig förderlich.
