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Geringste Quote in ganz Sachsen-Anhalt Jeder sechste Hausarzt im Burgenlandkreis impft nicht gegen Covid

Während viele Praxen unter einer enormen Belastung durch die Corona-Pandemie leiden, verteilen andere keinen Piks.

Von Martin Walter Aktualisiert: 01.12.2021, 11:32
Nur 75 der 90 Hausarztpraxen im Burgenlandkreis impfen gegen das Corona-Virus.
Nur 75 der 90 Hausarztpraxen im Burgenlandkreis impfen gegen das Corona-Virus. (Symbolfoto: Andre Borges/dpa)

Naumburg - Impfen gilt als Gebot der Stunde, um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen. Für die meisten Hausärzte gehört der Piks gegen eine Covid-Erkrankung seit Monaten zum Tagesgeschäft. Doch „es gibt auch Hausärzte, die nicht impfen“, sagte Landrat Götz Ulrich (CDU) kürzlich und äußerte zugleich sein Unverständnis darüber. Im Burgenlandkreis ist das jede sechste Hausarztpraxis. Denn laut der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalts (KVSA) gibt es hier 90 Hausarztpraxen, von denen 75 gegen Covid impfen.

Der KVSA seien die Gründe, warum Hausärzte nicht impfen, unbekannt. „Jeder Arzt entscheidet selbst, welche ärztlichen Leistungen - dazu gehören auch Impfungen - er in seiner Praxis anbietet“, sagt Pressesprecherin Heike Liensdorf. Bei der Droyßiger Hausärztin Dr. Cornelia Roßdeutscher sorgt das für Unmut: „Es kann nicht sein, dass bei dieser Lage so viele Ärzte nicht impfen und testen.“ Über die Gründe könne sie nur mutmaßen, sie kenne aber beispielsweise auch einen Hausarzt, der Corona leugne, zumindest aber verharmlose. Dass sie und ihre Kollegen deshalb Patienten nicht-impfender Hausärzte immunisieren und testen, sei ein Grund für die Überlastung vieler Hausärzte, worauf sie in einem Schreiben an den Landrat und die KVSA aufmerksam machte.

Auch Dr. Karsten Milek, der Hausarztpraxen in Weißenfels und Hohenmölsen betreibt, bestätigt den Zulauf durch Patienten nicht-impfender Hausärzte und die enorme Arbeitsbelastung in seiner Praxis. Denn neben Corona-Impfungen und -tests sowie ausführlichen Beratungsgesprächen in der Praxis und per Telefon darf das normale Praxisgeschäft nicht vernachlässigt werden, wozu auch Grippeschutz-Impfungen zählen. Die beiden legen deshalb Überstunden ein und impfen auch in ihren Pausen sowie zum Teil an Sonnabenden gegen Covid. Ebenso wie der Zeitzer Hausarzt Jörg Spengler, der jedoch keine Coronatests anbieten könne. „Das ist nicht zu stemmen“, sagt er und begründet es mit den begrenzten personellen wie räumlichen Kapazitäten in seiner Praxis sowie der Mehrbelastung. Das könnten seiner Meinung nach auch mögliche Gründe dafür sein, warum einige Ärzte keine Impfungen durchführen.

Kritik üben indes alle befragten Hausärzte an der Kommunikationspolitik von Noch-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Als Beispiele nennen sie das Hin und Her mit dem Astrazeneca-Impfstoff zu Beginn des Jahres und die Rationierung des Biontech-Impfstoffs. Alle Impfstoffe seien gut und schützen vor einer schweren Covid-Erkrankung, weisen die Ärzte diesbezüglich hin.

Spengler benennt zudem das Problem, dass der Impfstoff in Fläschchen à sechs Impfdosen geliefert wird und nach dem Öffnen innerhalb von zwei Stunden verimpft werden muss. Die Impfwilligen für diesen Zeitraum zu organisieren, sei nicht einfach. Er empfehle deshalb, auch die staatlichen Angebote zu nutzen: „Dort geht es mit den Impfungen hintereinander weg.“

Das dürfte bei Landrat Ulrich auf wenig Gefallen stoßen. Ihn ärgere es nämlich, „dass die Impfquote der niedergelassenen Ärzte im Burgenlandkreis so niedrig ist wie nirgendwo sonst in Sachsen-Anhalt“. Und das, „obwohl andernorts die Arztdichte noch viel geringer ist“. Bis zum 22. November wurden nach Angaben der Kreisverwaltung 110.601 Erstimpfungen im Burgenlandkreis durchgeführt, davon erfolgten über zwei Drittel, nämlich 74.643 in den Impfzentren sowie durch mobile Teams des Kreises.