Jagd nach Captain Flints Schatz
NAUMBURG. - Nach diesem Rückblick ein Szenenwechsel: Im einsamen Gasthaus "Zum Admiral Benbow", das Jim Hawkins und seine Mutter führen, klopft es nachts an die Tür. Herein kommt eine zwielichtige Gestalt namens Bill Bones. Er trägt eine geheimnisvolle Kiste mit sich. Wenig später ist der versoffene Seebär tot. Gestorben nach einem Säbelgefecht mit einem Seeräuber aus Flints früherer Mannschaft. Die ist hinter einer Karte hinterher, die zu Flints auf einer Insel vergrabenem Schatz führt. Jim kann den Plan vor den Piraten retten und bringt ihn zu Dr. Livesey und Friedensrichter Trelawney. Letzterer lässt sofort ein Schiff, die Hispaniola, ausrüsten, das unter Führung von Captain Smollett mit Hawkins, Livesey und Trelawney als "Admiral" an Bord zur Flint-Insel aufbricht. Was die Schatzsucher nicht wissen: Schiffskoch John Long Silver, mit der Suche nach einer Crew betraut, hatte Flints Piratenbande rekrutiert. Während der Überfahrt belauscht Hawkins die Verschwörer und deckt deren Pläne zur Meuterei auf. Auf der Insel kommt es dann zu Kämpfen mit den Piraten, die bis auf Silver den Tod finden. Hilfe bei diesem Showdown hatten die Schatzsucher von einem ausgesetzten Matrosen namens Ben Gunn erhalten, der früher zu Flints Mannschaft gehörte und schon im Besitz des Schatzes war.
Drei "Piraten" in Schwarz, Daniela Gießler, Holger Vandrich und Tobias Weishaupt, hauchen den Bühnenakteuren Leben ein und schlüpfen dabei in verschiedene Rollen. Mensch und Puppe wachsen beim Spiel fast zu einer Person zusammen, was zur Erheiterung der Zuschauer beiträgt. So, wenn sich Trelawney mit der für seinen Puppenkopf viel zu großen Hand Vandrichs den Angstschweiß von der Stirn wischt. Wie überhaupt der Humor bei dieser Inszenierung nicht zu kurz kommt. So in den Umbaupausen, als eine Stimme im Dunkeln fragt, ob die Mannschaft gegen Tropenkrankheiten geimpft sei. Zur Heiterkeit trägt auch eine bewusste Überzeichnung der Figuren bei, die sich sowohl in deren illustrer Kostümierung als auch in den Aktionen selbst wiederfindet. Der offensichtlich am Insel-Koller leidende Ben Gunn agiert beispielsweise mehr als Affe denn als Mensch. Wobei in der Fassung von Jagodzinski nicht das Finden des Schatzes, sondern der Weg zu ihm, das Abenteuer der Suche, im Zentrum der Handlung steht.
Die spielt in der Ausstattung von Frank Alexander Engel in einem minimalistischen Bühnenbild, das mit ein paar Planken, Kisten und Baumresten auskommt. Das kommt dem raschen Wechsel der Orte und Erzählebenen und damit der Flüssigkeit des Spiels entgegen. Am Ende gab's für die gelungene Inszenierung lang anhaltenden Applaus. Die nächste Vorstellung findet übrigens Freitag, 30. April, ab 19.30 Uhr statt.