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Kandidatur An der Finne In Heimat etwas bewegen

Die Verbandsgemeinde wählt am 26. September einen neuen Bürgermeister. Um das Hauptamt bewirbt sich auch Thomas Reiche.

20.09.2021, 10:53
Thomas Reiche
Thomas Reiche Foto: V. Grätsch

Wohlmirstedt - Thomas Reiche (CDU) ist einer der drei Bewerber um das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde (VG) An der Finne. Der in Wohlmirstedt beheimatete Immobiliengutachter stellt sich am Sonntag, 26. September, zur Wahl. Thomas Reiche antwortet auf die Fragen von Redakteurin Jana Kainz.

Was hat Sie zu Ihrer Kandidatur bewogen?

Thomas Reiche: Seit sieben Jahren bin ich Mitglied im Verbandsgemeinderat An der Finne - und dort seit sieben Jahren Fraktionsvorsitzender - und konnte so die Arbeit der Verbandsgemeindebürgermeisterin begleiten. Ich möchte mich für meine Heimatregion einsetzen. Etwas bewegen geht aber nur, wenn die Mehrheit des Verbandsgemeinderates in die gleiche Richtung denkt und handelt. Im Verbandsgemeinderat gibt es zwei arbeitende Fraktionen, die aber grundsätzlich keine gegensätzlichen Absichten haben, wenn es um die Belange der Verbandsgemeinde geht. Dennoch waren für die Mehrheit oft Vorschläge der jetzigen Bürgermeisterin nicht überzeugend und eigene wurden durchgesetzt. Eine Mehrheit des Verbandsgemeinderates wünscht sich daher einen Wechsel und viele waren an mich herangetreten und unterstützen meine Kandidatur. Sie sagten zu mir: „Dir trauen wir das zu.“

Welche zusätzlichen kommunalpolitischen Erfahrungen haben Sie über den VG-Rat hinaus gemacht?

Von 2014 bis 2019 war ich Mitglied des Kreistags des Burgenlandkreises. Drei Jahre war ich Verwaltungsratsmitglied der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd und seit 2014 sitze ich als Vertreter im Abwasserzweckverband Unstrut-Finne - seit diesem Jahr ist das neu der Wasser- und Abwasserverband Saale-Unstrut-Finne.

Was würden Sie als Verbandsgemeindebürgermeister sofort anpacken wollen?

Die größte Investitionsmaßnahme: den Neubau der Kindertagesstätte Herrengosserstedt. Dort hat sich lange zu wenig getan. Es gibt keine nennenswerten Veränderungen zur Neubaufinanzierung, dafür aber eine Gemengelage, was nicht so gut gelaufen ist. Es ist meine größte Motivation, das Problem mittelfristig zu lösen. Wichtigster Punkt dabei ist die Fördermittelakquise. Aber auch die Modernisierung des Bad Bibraer Schwimmbades ist eine wichtige, drängende Aufgabe. Und dann sind da noch die Straßen, die saniert werden müssen, wie jene von Rehehausen ins thüringische Land, die von Pendlern viel genutzt wird. Auch wenn dies teilweise Aufgabe der Mitgliedsgemeinden ist, sollte die Verbandsgemeinde dort als Unterstützer tätig sein. Mir liegt auch am Herzen, die Attraktivität unserer kleinen Orte und der beiden Städte Bad Bibra und Eckartsberga, die anders als Bad Bibra kein Grundzentrum mehr ist, zu erhalten und dort die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu erhöhen. Wichtiges Thema wird weiterhin die Abwasserbeseitigung sein. Augenmerk möchte ich auch auf die freiwilligen Feuerwehren legen und auf die Kindertagesstätten, auch jene in freier Trägerschaft, deren Fortbestand weiterhin gesichert werden muss. Zu den weichen Faktoren zählen beispielsweise die Vernetzung kleiner und mittelständischer Unternehmen oder die Unterstützung der Vereinslandschaft. All dies soll auf einer soliden Haushaltslage basieren, um die Mitgliedsgemeinden nicht zu erdrosseln und die Verbandsgemeinde nicht zu überschulden, was deren Handlungsfähigkeit stark einschränken würde. So geschwächt würden sie daran gehindert, ihren eigenen Aufgaben nachzukommen. Da die Haushaltspolitik eine Schlüsselaufgabe ist, hat diese oberste Priorität. Um den Etat solide aufzustellen, muss man auch mal Nein oder „nicht dieses Jahr“ sagen können. Zudem müssen aber auch spontane Förderinstrumente spontan in Anspruch genommen werden können, was das Vertrauen des Verbandsgemeinderates in einen Verbandsgemeindebürgermeister voraussetzt.

Wie schätzen Sie die Situation in der Verbandsgemeinde ein?

Die Verwaltung ist handlungsfähig so aufgebaut, dass man damit weiterarbeiten kann. Dazu bedarf es einer nachhaltigeren Haushaltsplanung und -führung und einer besseren Fördermittelakquise. Letztere setzt aber ein vielfältiges Know-how voraus, das ausgebaut werden muss. In personeller Hinsicht muss die Anzahl der Mitarbeiter an die der Einwohnerentwicklung gekoppelt sein. Das darf nicht gegenläufig sein. Das muss man im Blick behalten. Zirka die Hälfte der Ausgaben sind derzeit Personal- und Verwaltungskosten. So müssten künftig Mitarbeiter verschiedene Aufgaben übernehmen. Dabei könnten sie durch eine bessere Digitalisierung entlastet werden. Beziehe ich Ihre Frage auf die regionale Einordnung, bleibt festzustellen, dass die Verbandsgemeinde am westlichen Rand des Burgenlandkreises liegt und eine lange Kreis- und Landesgrenze hat. Beruflich wie familiär - hinsichtlich der Kinderbetreuung - gibt es viele Beziehungen zu Thüringen. Da stößt man im Alltäglichen allerdings schnell an die Verwaltungsgrenzen - zum Beispiel was die Betreuungskosten für Kinder betrifft, die eine Thüringer Kindertagesstätte besuchen möchten. Nachteile sehe ich auch für den öffentlichen Personennahverkehr. Generell sind die Menschen hier schlechter gestellt als jene in Gemeinden, die in der Mitte des Landes Sachsen-Anhalt liegen. Das zu verbessern, dafür werde ich mich starkmachen.

Was ist Ihrer Meinung nach in der Verbandsgemeinde bisher gut gelaufen?

Positiv ist, dass bisher die Kindertagesstätten-Landschaft erhalten werden konnte - hinsichtlich der Anzahl und der Standorte. Die freiwilligen Feuerwehren erfuhren eine kontinuierliche Förderung, das soll fortgesetzt werden.

Was lief Ihres Erachtens bisher nicht so optimal?

Ändern würde ich als Bürgermeister der Verbandsgemeinde die Zusammenarbeit mit dem Verbandsgemeinderat und den Mitarbeitern der Verwaltung. Basieren muss diese auf Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit. Das schafft Vertrauen. In der Vergangenheit gab es Qualitätsmängel in der Zusammenarbeit mit dem Verbandsgemeinderat, der aber, das sollte man nicht vergessen, das Hauptorgan der Verbandsgemeinde ist. Außerdem möchte ich die Wahrnehmung der Verbandsgemeinde nach außen verbessern. Bislang war sie zu viel mit eigenen Dingen beschäftigt. Lösungen findet man aber durch Vernetzungen mit anderen Verbandsgemeinden und auch mit dem Kreis. Davon muss man partizipieren. Und ganz wichtig ist, wie schon erwähnt die Akquise von Fördermitteln.