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Naumburger Hussiten-Spektakel auch 2021 nur sehr eingeschränkt möglich Hörgenuss statt Tanzvergnügen

Kleine Kirschfest-Bruchstücke, viermal Weltmusik und ganz große Orgel-Kunst stehen an.

Von Harald Boltze 23.06.2021, 08:29
Auch 2020 gab es keine offizielle Kirschfest-Eröffnung. Damals aber sorgten die Stadtwache, vor allem aber die  Ruderer und die Schönburger Blasmusikanten für wenigstens ein klein wenig Kirschfest-Stimmung.
Auch 2020 gab es keine offizielle Kirschfest-Eröffnung. Damals aber sorgten die Stadtwache, vor allem aber die Ruderer und die Schönburger Blasmusikanten für wenigstens ein klein wenig Kirschfest-Stimmung. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Rock und Techno auf der Vogelwiese, mittelalterliche Klänge im Hussitenlager, Schunkelhits im Weindörfchen, Weltmusik bei den Naumburger Nächten und Klassik zum Orgelsommer: Normalerweise kommen Musikliebhaber in Naumburg am letzten Juni-Wochenende und in den Wochen danach auf ihre Kosten. 2021 hingegen ist dies pandemiebedingt, wie 2020, nur eingeschränkt möglich. Wie die folgende Übersicht zeigt, trifft es vor allem die Musik, die zu Ausgelassenheit verführt, während Fans ruhigerer Töne bedient werden.

Kirschfest:

Um 17 Uhr wird am Donnerstag (und an den Folgetagen jeweils um 12 und 17 Uhr) das Kirschfestlied auf dem Markt vom Band erklingen. Zu mehr darf und will die Stadt am Donnerstag nicht einladen. Wer sich am Nachmittag auf dem Markt einfindet, sollte aber nicht überrascht sein, die Stadtwache und Oberbürgermeister Bernward Küper zu sehen, der sich von allen Anwesenden nach 14 Jahren als Stadtoberhaupt verabschieden wird. Wer indes auf ein großes Hallo mit den feierfreudigen Ruderern sowie den Schönburger Blasmusikanten wie im vergangenen Jahr hofft, wird wohl enttäuscht.

Ähnlich bruchstückhaft verhält es sich mit dem Festumzug. Da wurde es jüngst problematisch, als aus der Bürgerschaft ein schriftlicher Aufruf zu einem Treffen erfolgte. Zu erwarten ist jedoch, dass es Gruppen geben wird, die am Sonnabendnachmittag kostümiert durch und um die Stadt ziehen und sich sicher über Beifall freuen werden.

Offiziell durchführen darf die Stadt hingegen einen Kirschfest-Wochenmarkt am Sonnabend von 8 bis 18 Uhr, wobei die gewohnten Marktstände durch Händler der Peter-Pauls-Messe ergänzt werden. Komplett ausfallen müssen Festwiese, Hussitenlager und Weindörfchen. Für das Kinderkirschfest gibt es eine Alternative (wir berichteten).

Naumburger Nächte:

„Unser Ziel war es, wenigstens vier Konzerte anbieten zu können“, erklärt die städtische Kulturbereichsmitarbeiterin Heike Mattausch, warum die „Naumburger Nächte“ in diesem Sommer halbiert daherkommen. Das Programm an vier Sonnabenden, jeweils ab 19.30 Uhr, lautet: französische Chansons und Swing mit „Moi et les autres“ am 3. Juli, äthiopischer Soul und Jazz mit „Gungun“ am 17. Juli, kubanische Klänge mit „Rody Reyes & Havanna con klasse“ am 14. August und A-cappella-Musik der Vokalband „Quartonal“ am 21. August. Die Weltmusik erklingt diesmal aber nicht im Marientor, wo abstandsbedingt nur 50 Zuhörer erlaubt wären, „was den Aufwand nicht rechtfertigen würde“, so Heike Mattausch. Sie ist deshalb froh, mit dem Domgarten einen einmaligen, aber sehr schönen Ausweichort gefunden zu haben. Dort werden dann Bühne sowie Bestuhlung für 120 Gäste aufgebaut. Karten zum Preis von zwölf Euro (ermäßigt neun) gibt es bereits in der Tourist-Info am Markt. Allein die vier Konzerte zu organisieren, sei, so Mattausch, eine Herausforderung gewesen. „Quarantänebedingt wollte ich nur Musiker, die zwar aus einem anderen Land stammen und dessen Musik repräsentieren, die aber in Deutschland leben.“ Zudem habe sie feststellen müssen, dass sich viele Bands in der Corona-Zeit aufgelöst haben. „So war für das Abschlusskonzert eigentlich eine andere Gruppe eingeplant, die es aber leider einfach nicht mehr gibt.“

Orgelsommer:

Ein besonderes Jubiläum feiert in diesem Jahr die Hildebrandt-Orgel in der Wenzelskirche. Sie begeht ihren 275. Geburtstag. 1746 erfolgte die Abnahme durch Johann Sebastian Bach persönlich. Vom 2. Juli bis 27. August, jeweils freitags um 19.30 Uhr, sind wieder internationale Organisten in St. Wenzel zu Gast, die eigens für diesen Geburtstag Werke und Improvisationen darbieten werden. Probleme, die Crème de la Crème der Orgel-Szene zu verpflichten, hatte Wenzelsorganist Nicolas Berndt nicht. „Ich erhalte so gut wie nie Absagen, da es für alle eine große Ehre und Freude ist, an unserer Orgel, die zu den fünf berühmtesten Instrumenten der Welt zählt, zu spielen“, so Berndt gegenüber Tageblatt/MZ. Das Eröffnungskonzert am 2. Juli mit Werken von Bach, Byrd, Frescobaldi, Muffat, Müthel, Scheidemannn und Tomkins spielt Henry Fairs, Professor an der Universität der Künste Berlin. Weitere Organisten kommen unter anderem aus Frankreich, den Niederlanden und Spanien, wie Juan de la Rubia, der Hauptorganist der Sagrada Familie in Barcelona.

„Musik für Kinder“:

Auch die beliebte Reihe „Musik für Kinder“ fällt in diesem Jahr schmaler aus. Freuen können sich Familien aber auf das Frauenduo „Die Rotzgören“. Es wird am Sonntag, 18. Juli, ab 15?Uhr im Naumburger Domgarten auftreten. „Ab vier Jahre“ heißt es in der Altersempfehlung. Versprochen wird „Musik für rebellierende Eltern und erziehende Kinder“.

Etwas gediegener geht es hingegen am 4. Oktober in der Wenzelskirche zu, wenn ab 13 sowie ab 15 Uhr Friedhelm Bruns und Florian Zschucke mit Moderation und Orgelspiel „der Königin gratulieren“. Sie werden auf den 275. Geburtstag der Hildebrandt-Orgel eingehen und dies musikalisch und interaktiv vermitteln. Karten für die Konzerte gibt es bereits in der Tourist-Information am Markt. Schulklassen können sich gesondert anmelden.

Übrigens: Bei den genannten Veranstaltungen wird die an dem Tag geltende Corona-Verordnung angewandt. Die Stadt hofft, dass das „3-G-Gebot“ (geimpft, genesen, getestet) dann nicht mehr erforderlich ist. Tests vor Ort werden nicht angeboten.