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Fehlbeträge in der FRN-Kasse

Von Jana Kainz 29.08.2006, 15:35

Naumburg. - Beim Verein des Freien Radio Naumburg (FRN) - das 1998 als Ereignishörfunk an den Start ging - überschlagen sich derzeit selbst die Ereignisse. Geld, mit dem die Landesmedienanstalt (LMA) Sachsen-Anhalt das Lokalradios unterstützt, soll nicht seinem Zweck entsprechend verwendet worden sein. Wofür es ausgegeben wurde, ist genauso noch nicht geklärt, wie die Höhe des Fehlbetrages selbst. Wie gemunkelt wird, soll es sich um 60 000 Euro handeln, die seit 2004 auf dunklen Wegen verloren gegangen sein sollen.

Diese Zahl wollte FRN-Vereinsvorsitzender Ralf Scheibe gestern auf Nachfrage unserer Zeitung nicht bestätigen. "Genaues kann ich nicht sagen, wir sind noch in der Ermittlung. Vermutlich ist es ein fünfstelliger Betrag", erklärte Scheibe, der von den finanziellen Problemen vergangene Woche "eiskalt erwischt" worden sei. Und das durch einen Anruf der Landesmedienanstalt. Bei dieser habe sich zuvor der Vermieter der einstigen Senderäume im Citykaufhaus gemeldet. Dieser wartet derzeit noch auf die ausstehende Miete von insgesamt rund 28 000 Euro.

Ein paar Stunden vor dem Anruf der LMA habe Geschäftsführer Hannes Tier dem Vereinsvorsitzenden offenbart, dass Geld fehlt. Tier wurde inzwischen fristgerecht zum 15. September gekündigt. Scheibe: "Er hatte mein ganzes Vertrauen, da ich als Vereinsvorsitzender nicht täglich in Naumburg war. Als Geschäftsführer, der für den täglichen Geschäftsablauf sorgt, musste Tier handlungsfähig sein. Somit hatte er über Online-Banking Zugriff auf das Geld." Das blinde Vertrauen habe sich im Nachhinein als Fehler herausgestellt, resümierte der Vorsitzende.

Tier sei inzwischen damit beauftragt worden, zeitnah die Lücken in der Buchhaltung aufzuarbeiten. Fehlende Kontoauszüge würden neu angefordert. Ist alles beisammen, kann die Rechnungsprüfung durchgeführt werden. Insolvenz habe Scheibe nicht angemeldet: "Da noch nicht klar ist, inwieweit Geld fehlt oder noch da ist." Warum Fehlbeträge, die offenbar seit 2004 aufliefen, nicht eher bemerkt wurden, kann er sich nicht erklären. Zu den jährlichen Rechenschaftslegungen hätte alles gestimmt.

Dass Geld fehlt, "ist ein absoluter Einzelfall in Sachsen-Anhalt", so der Bürgermedienreferent der LMA, Ricardo Feigel. Als mögliche Konsequenz könnte der einst als förderungswürdig eingestufte Verein die Sendelizenz verlieren. Wie es auch ausgeht, bis zum Tag der Entscheidung, so Scheibe, bleibe FRN auf Sendung.