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Landrat freut sich über funktionsfähige Luftfilter, hadert aber mit vierter Welle Es hätte nicht sein müssen...

Pandemie: Ulrich bei Vor-Ort-Termin in der Käthe-Kruse-Schule.

Von Harald Boltze 11.11.2021, 09:13
Marion Frühauf, Leiterin der Käthe-Kruse-Schule, ist mit den 49 Luftfiltern, die sie für ihre Fördereinrichtung vom Kreis geliefert bekommen hat, sehr zufrieden.
Marion Frühauf, Leiterin der Käthe-Kruse-Schule, ist mit den 49 Luftfiltern, die sie für ihre Fördereinrichtung vom Kreis geliefert bekommen hat, sehr zufrieden. (Foto: Andreas Löffler)

Naumburg - Fast alles in dieser Pandemie dreht sich um Wahrscheinlichkeiten. Und man wundert sich, warum dies in manchen Teilen der Bevölkerung noch immer nicht angekommen ist. „Die Impfungen bringen nichts. Meine Arbeitskollegin hat trotzdem Corona gekriegt.“ Oder: „Beim Reingehen in die Gaststätte muss ich Maske tragen, am Tisch aber nicht, total sinnlos.“ Noch immer nimmt man solche Gesprächsfetzen wahr. Noch immer „entweder - oder“. Noch immer ist nicht flächendeckend durchgesickert, dass die Impfung keine Garantie, sondern eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit mit sich bringt, sich nicht anzustecken, geschweige denn, schwer zu erkranken.

Wahrscheinlichkeiten bringen eine Abwägung mit sich. Etwa: „Wir riskieren, dich am Tisch ohne Maske essen zu lassen, weil wir Restaurantöffnungen sonst sein lassen könnten. Wir senken das Risiko aber durch die zumutbare Maske auf dem Gang.“ Eine einfache Logik. Wobei - zugegeben - es durch die deutlich aggressivere Delta-Variante zu Verschiebungen bei Wahrscheinlichkeiten und Abwägungen gekommen ist.

Ein neuer Standard-Satz in den „sozialen Medien“ könnte werden: „Die Luftfilter in den Schulen taugen nichts. Die Tochter von Schulzes hat sich trotzdem angesteckt.“ 135 solcher Anlagen hat die Kreisverwaltung für die hiesigen Schulen bestellt, zur Reduzierung der Infektionswahrscheinlichkeit in Klassenräumen, die schlecht oder gar nicht gelüftet werden können.

Lautstärke und kurze Lieferzeiten waren Hauptkriterien bei der Ausschreibung, so dass wir nicht den billigsten Anbieter nehmen mussten.

Landrat Götz Ulrich

In der Naumburger Käthe-Kruse-Schule für geistig behinderte Kinder und Jugendliche gibt es viele solcher Räume. Zu ihrem Schutz können Kinder die Fenster nur ankippen. „Das ist auch gut so, sonst hätte es schon etliche tragische Momente gegeben“, sagt Schulleiterin Marion Frühauf. Sie und ihre Kollegen schätzen die 49 Anlagen, die verbaut worden sind, um die Viren herauszufiltern. „Sie arbeiten sehr leise und komplikationslos.“ Das freut Landrat Götz Ulrich: „Lautstärke und kurze Lieferzeiten waren Hauptkriterien bei der Ausschreibung, so dass wir nicht den billigsten Anbieter nehmen mussten.“ Insgesamt rund 466.000 Euro haben die 135 Filter gekostet. Das Geld bekommt der Kreis vom Land erstattet. Mittlerweile können auch Kindertagesstätten ihren Bedarf nach solchen Anlagen beim Landesverwaltungsamt anmelden.

Da die Käthe-Kruse-Schule der größte Abnehmer war, wurde dorthin am Mittwochmorgen zum Pressetermin eingeladen. Und inmitten der ZDF-, MDR- und Tageblatt-Reporter merkte man Landrat Götz Ulrich zwar eine gewisse Zufriedenheit darüber an, dass das mit den Filtern gut geklappt hat. Und doch wirkt er - ja was genau? Verbittert? Genervt? Eigentlich stünde viel Arbeit an, um die Milliarden Euro aus dem Strukturwandelfonds zu sichern und in konkrete Projekte fließen zu lassen. Nun aber wieder Corona.

Ulrich hat das Thema seit Frühjahr 2020 sehr ernst genommen, sachlich und ruhig durch die Pandemie geführt. Doch auch er weiß: Mit einer deutlich höheren Impfquote stünde uns jetzt nicht die nächste (wahrscheinlich sogar schwerste) Welle bevor.

Sauer, auch wenn er das so deutlich nicht sagt, ist er aber nicht nur auf die Impf-Unwilligen, sondern auch auf die Kassenärztliche Vereinigung, die das Impfen weitgehend aus der Hand der Landkreise genommen hat und jetzt wohl überfordert wäre, gäbe es einen Run aufs Boostern. Aber wer weiß: Vielleicht darf Götz Ulrich schon bald wieder sein Impfzentrum öffnen, wenn die Sache mit der Wahrscheinlichkeit doch noch durchsickert.

Besondere Impf-Aktion am Wochenende

Der Burgenlandkreis weist aufgrund von 185 Neuinfektionen eine aktuelle Sieben-Tage-Corona-Inzidenz von 348,87 auf. Bei den Geimpften beträgt sie 109,6, bei den Ungeimpften 712,5. Durch die mobilen Impfteams des Landkreises werden vom 12. bis 14. November zusätzliche Termine für Erst-, Zweit- und Auffrischimpfungen angeboten. Es stehen die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zur Verfügung, heißt es seitens der Kreisverwaltung.

In Naumburg und in Laucha

Immunisierungen werden verabreicht am Freitag, 12. November, von 14 bis 18 Uhr, am Sonnabend, 13. November, von 10 bis 18 Uhr sowie am Sonntag, 14. November, von 10 bis 16 Uhr. Geimpft wird an folgenden Orten: in Naumburg in der Turnhalle der Sekundarschule „Alexander von Humboldt“, Theaterplatz 3; in Laucha in der Turnhalle des Burgenland-Gymnasiums, Eckartsbergaer Straße 19, in Zeitz in der Turnhalle der Pestalozzischule, Altenburger Straße 45, sowie in Weißenfels in der Turnhalle der Beuditzschule, Beuditzstraße 41. Der Burgenlandkreis wird sich dabei an die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) halten. Unter 70-Jährige sollten sich beim Wunsch nach dem „Booster“ derzeit noch an ihren Hausarzt wenden.