Tourismus in der Saale-Unstrut-Region Einst jüngster Hoteldirektor, heute Chef dreier Jugendherbergen
Weshalb Matthieu Stange einen anderen Weg gegangen ist.

Nebra/Naumburg - Es ist vielleicht ein gar nicht mal so seltenes Phänomen, dass der Karriereaufstieg im Job dazu führt, dass man sich von dem, wofür man seinen Beruf liebt, immer weiter entfernt. Hier die Journalistin, die als Ressortleiterin vor lauter administrativen Aufgaben kaum noch eigene Storys zu recherchieren und zu schreiben schafft, dort der Möbelhaus-Chef, der sich fast erkämpfen muss, mal bei einer Küchenmontage mit anpacken zu können. Auch Matthieu Stange, als Regionalleiter verantwortlich für die drei Jugendherbergen im Kreis, passt irgendwie in diese Reihe.
Geboren und aufgewachsen in Eisleben, hatte der heute 33-Jährige nach Abitur und Lehre zum Hotelfachmann einen geradezu kometenhaften Aufstieg hinter sich: Dem „Hotel Graf von Mansfeld“, seiner Ausbildungsstätte, folgte als nächste Station direkt das deutlich größere Dormotel Europa in Halle. Drei Jahre später - Matthieu Stange hatte in einem Wahnsinnskraftakt und parallel zu seinen Schichtdiensten im Hotel an der Uni Halle den Bachelor als Betriebswirt erworben - folgte er seinem damaligen Chef nach Mecklenburg-Vorpommern.
Im Hotel Schloss Neustadt-Glewe fungierte die ambitionierte Nachwuchskraft von 2013 an als Empfangsleiter und damit quasi als „rechte Hand“ des Mannes, der schon in Halle sein Vorgesetzter gewesen war. Als ebenjener das Haus 2014 jedoch schon wieder verließ, avancierte Matthieu Stange selbst zum Hoteldirektor - „die Erfüllung eines Jugendtraums“, wie er bekennt. Mit gerade einmal 25 Jahren sei er seinerzeit der jüngste Direktor eines Vier-Sterne-Hotels innerhalb der gesamten Mercure-Gruppe gewesen. „Diese Position erreicht zu haben, machte mich einerseits super happy, zumal ich das in mich gesetzte Vertrauen mit satten Zugewinnen bei den Übernachtungszahlen auch rechtfertigen konnte. Andererseits war es tatsächlich so, dass ich praktisch nur noch mit Buchhaltung und den einschlägigen Kennziffern zu tun hatte“, schildert Matthieu Stange die eigene Zerrissenheit.
„Ich habe nach etwas Neuem Ausschau gehalten, um erstens wieder viel näher dran am Gast zu sein und zweitens mir und meiner Partnerin im Mansfelder Land Wochenendbeziehung und ewige Pendelei zu ersparen.
Matthieu Stange, Leiter von drei Jugendherbergen
Für jemanden, dessen Antrieb es immer war, als Gastgeber Menschen glücklich zu machen und ein dankbares Strahlen in ihren Gesichtern zu sehen, war das kein auf Dauer auszuhaltender Zwiespalt: „Ich habe nach etwas Neuem Ausschau gehalten, um erstens wieder viel näher dran am Gast zu sein und zweitens mir und meiner Partnerin im Mansfelder Land Wochenendbeziehung und ewige Pendelei zu ersparen.“
Zwei Wünsche, die Matthieu Stange erfüllt sah, als er 2016 seine heutige Stelle als Regionalleiter der Jugendherbergen in Nebra und Naumburg antrat (2021 kam noch die Verantwortung für Kretzschau hinzu). „Ich fühle mich wohl und beruflich angekommen, mache das gern bis zur Rente. Ich habe Verantwortung und geistige Herausforderung, kann aber genauso der Grillmeister am abendlichen Lagerfeuer oder mittendrin in einer Wasserschlacht mit den Kids sein.“ Ein Schritt „zurück“ ins Glück also.
