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Nachwuchstagung des Bödecker-Kreises in Naumburg Eine Werkstatt für Autoren

Seit 2017 veranstaltet Verein Zusammenkunft in der Akademie Haus „Sonneck“. Sie soll auf vielfache Weise Hilfe geben.

Von Constanze Matthes 27.10.2021, 09:23
Die Akademie  Haus „Sonneck“ in Naumburg ist  seit 2017  Gastgeber der Nachwuchstagung des Bödecker-Kreises für Autoren.  Die Autorin und Radio-Redakteurin  Kathrin  Aehnlich spricht zum Thema Schreiben für Rundfunk und Theater. Anlass ist der 100.  Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt.
Die Akademie Haus „Sonneck“ in Naumburg ist seit 2017 Gastgeber der Nachwuchstagung des Bödecker-Kreises für Autoren. Die Autorin und Radio-Redakteurin Kathrin Aehnlich spricht zum Thema Schreiben für Rundfunk und Theater. Anlass ist der 100. Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Weinstöcke mit herbstlichem Laub zum Greifen nah. In der Tiefe der Blütengrund mit dem berühmten Zusammenfluss von Saale und Unstrut. Über allem wölbt sich ein blauer Himmel, in den Niederungen hängt etwas Dunst. Ein goldener Oktobertag und die malerische Aussicht lassen auf dem Gelände der Akademie Haus „Sonneck“ eine Postkartenidylle entstehen. „Was für ein Ort“, sagt Wolf Stein nach einem Rundgang.

Der Magdeburger zählt zu der Runde aus 17 Autorinnen und Autoren, die anlässlich der traditionellen Nachwuchstagung des Friedrich-Bödecker-Kreises nach Naumburg gekommen sind. Die Heimvolkshochschule ist seit 2017 Gastgeber dieser Veranstaltung, die vom Ministerium für Kultur finanziell gefördert wird und Autoren unterstützen soll. „Wir wollen Schriftsteller helfen, die am Anfang ihres Weges stehen, egal welches Alter sie haben“, erklärt Sandra Heuchel, Geschäftsführerin des Bödecker-Kreises. So ist die Altersspanne der Teilnehmer sehr weit, reicht von 20 bis 70 Jahren.

Die Jüngste ist 20 Jahre alt

Luise Pieper ist die Jüngste in dieser Runde. Aus der Altmark stammend, studiert die 20-Jährige derzeit Sonderpädagogik in Leipzig. Das Schreiben begleitet sie seit der Kindheit. Unterstützt und geprägt von der Mutter - und vom Bödecker-Kreis, der für Kinder und Jugendliche Schreibwerkstätten veranstaltet, an der auch Luise Pieper teilnahm. „Ich wollte schon immer schreiben“, sagt die junge Autorin, die derzeit vor allem Kurzgeschichten verfasst, allerdings sich auch für einen sicheren Weg entschieden hat. „Ich will erst einmal mein Studium beenden, Lehrer werden“, erzählt sie. Das Schreiben als Leidenschaft soll sie indes weiter begleiten.

Von Texten wirklich zu leben, gelingt hierzulande den wenigsten Autoren, von denen es schätzungsweise 300 in Sachsen-Anhalt gibt. Zwei Drittel sind beim Bödecker-Kreis gelistet. „Die größte Sorge ist es, einen Verlag zu finden, wobei wir von Selbst- oder Bezahlverlagen abraten“, sagt Sandra Heuchel. Eine Möglichkeit, um den Lebensunterhalt zu verdienen, liegen im Schreiben für Rundfunk und Theater. Ein Thema, das die Leipziger Autorin und freie Radioredakteurin Kathrin Aehnlich in ihren Vorträgen vermittelt. Der 100. Geburtstag des Schweizer Schriftstellers und Dramatikers Friedrich Dürrenmatt (1921 - 1990) bildete allgemein den Anlass für die mehrtägige Zusammenkunft.

Die hallesche Autorin Christine Hoba stellt im Kunstwerk „Turbinenhaus“ in Naumburg ihren Roman „Schräger Regen“ vor. Die Lesung ist Teil der Tagung.
Die hallesche Autorin Christine Hoba stellt im Kunstwerk „Turbinenhaus“ in Naumburg ihren Roman „Schräger Regen“ vor. Die Lesung ist Teil der Tagung.
(Foto: Torsten Biel)

Dabei steht die Nachwuchstagung, zu der auch eine Lesung im Kunstwerk „Turbinenhaus“ in Naumburg zählte, vor allem im Zeichen des Austausches. Eigene Texte werden gelesen und zusammen, mitunter auch kritisch diskutiert, soll die Teilnahme den Zugang zu einem Netzwerk ermöglichen. „Es sind gute Themen, die besprochen werden. Ich sehe die Tagung als eine Form der Erweiterung, um Impulse und Inspiration zu erhalten“, sagt Wolf Stein. Auch um Themen wie Corona und Digitalisierung kommt man nicht herum. Zur Erleichterung des halleschen Autors Christian Kreis sind wieder Lesungen möglich: „Ich mag diese Auftritte. Ich bin viel unterwegs, verdiene damit auch Geld. Aber es herrscht noch eine gewisse Verhaltenheit.“

Anthologie erscheint im kommenden Frühjahr

Der Weg in die Öffentlichkeit sei das A und O, weiß Sandra Heuchel. Unterstützung leistet dabei auch der Bödecker-Kreis. Er berät Bibliotheken mit Blick auf Lesungen sowie die Staatskanzlei bezüglich der Vergabe von Literatur-Preisen. Darüber hinaus gibt er vierteljährlich die Zeitschrift „oda - Ort der Augen“ heraus. Die Redaktionsleitung der Publikation hält André Schinkel inne. Der Schriftsteller, vielfach mit Preisen und Stipendien gewürdigt, wird auch die Herausgabe der Anthologie zur Tagung betreuen. Sie enthält Texte der Teilnehmer und erscheint im kommenden Frühjahr.