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Ehrung Die Lebensretter: DLRG Ortsgruppe Saale-Unstrut erhält Wenzelspreis

Tageblatt/MZ würdigt ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement.

Von Constanze Matthes Aktualisiert: 09.06.2022, 09:32
Gruppenfoto:  Das Sport- und Freizeitbad „Bulabana“ ist Ausbildungs- und Trainingsstätte der DLRG-Ortsgruppe Saale-Unstrut.
Gruppenfoto: Das Sport- und Freizeitbad „Bulabana“ ist Ausbildungs- und Trainingsstätte der DLRG-Ortsgruppe Saale-Unstrut. (Foto: Torsten Biel)

Naumburg - Einfach mal ganz in Ruhe und entspannt im See und am Meer schwimmen. Für Ines und Willy Hackbarth nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. „Wohin wir auch gehen, wir haben einen ganz anderen Blick und schauen anders hin“, erzählt die 51-Jährige. Mit ihrem Sohn, 26 Jahre alt, engagiert sich die Abtlöbnitzerin im Vorstand der Ortsgruppe Saale-Unstrut der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), die in diesem Jahr mit dem Wenzelspreis von Naumburger Tageblatt/MZ gewürdigt wird. 145 Mitglieder im Alter zwischen fünf Jahren und Mitte 70 gehören ihr derzeit an. „Zwei Drittel sind Kinder und Jugendliche. Wir sind die größte DLRG-Ortsgruppe im Burgenlandkreis, aber eine der kleineren im Land“, sagt Vorsitzender Willy Hackbarth.

Mit Kinderschwimmen fing alles an

Das Engagement ist weit gespannt und hat sich über die Zeit nach der Gründung 2002 nach und nach entwickelt. Den Anfang setzte einst das Kinderschwimmen, damals noch im Thermalbecken in Bad Kösen. Zu den Gründungsmitgliedern zählten Kerstin Rosowsky, die sich über mehrere Jahre als Vorsitzende engagiert hat, sowie Michael Hildebrand, der 2021 mit nur 59 Jahren verstarb. „Im Kinderschwimmen kannte ihn jeder. Sein Tod ist ein großer Verlust“, betont Ines Hackbarth. Heute wird nicht nur unzähligen Kindern im Sport- und Freizeitbad „Bulabana“ sowie in den Freibädern in Freyburg, Bad Bibra und Nebra das Schwimmen beigebracht.

Zwei Drittel sind Kinder und Jugendliche. Wir sind die größte DLRG-Ortsgruppe im Burgenlandkreis, aber eine der kleineren im Land.

Vorsitzender Willy Hackbarth

Die Ortsgruppe stellt und bildet Rettungsschwimmer - unter anderem auch für Bundeswehr und Polizei - aus. Und die eigenen kommen nicht nur in der Region zum Einsatz: Seit mittlerweile zehn Jahren stellen sie im Sommer Einsatzkräfte für den Rettungsdienst am Ostseestrand von Heiligenhafen (Schleswig-Holstein). Willy Hackbarth hat dort schon mehrere brenzlige Situationen erlebt. „Das gehört dazu. Das ist kein Urlaub, man trägt vielmehr Verantwortung“, sagt der 26-Jährige, der bereits als Kind der DLRG angehörte und folgend zahlreiche Ausbildungen absolvierte. Im vergangenen Jahr starben laut einer jüngst veröffentlichten DLRG-Statistik bundesweit 299 Menschen bei Badeunfällen. 1.655 Personen konnten bei Einsätzen gerettet werden.

Training im "Bulabana": Mit einem Spine-Board, das bei Wirbelsäulen-Verletzungen Anwendung findet, wird eine Person aus dem Wasser gezogen.
Training im "Bulabana": Mit einem Spine-Board, das bei Wirbelsäulen-Verletzungen Anwendung findet, wird eine Person aus dem Wasser gezogen.
(Foto: Torsten Biel)

Zum Stamm der Ortsgruppe zählen darüber hinaus Taucher, darunter fünf aktive Einsatztaucher; die einzigen im Landkreis. Mittlerweile wird die Ortsgruppe als Fachdienst über die Leitstelle bei Wasser-Unfällen gerufen. Wichtige Partner: Feuerwehr und das Technische Hilfswerk, mit denen in der Vergangenheit mehrfach gemeinsame Übungen durchgeführt wurden. Der Verein dient zudem als Ausbilder in den Bereichen Erste Hilfe und Sanitätsdienst. Ganz frisch ist der Aufbau einer Drohnengruppe. „Eine Personensuche verursacht einen enormen Zeitaufwand. Mit der Technik können wir in kürzester Zeit viel Fläche absuchen“, erklärt der Vereinschef den Vorteil.

Von Baderegeln bis Verhalten auf dem Eis: Prävention spielt wichtige Rolle

Ein Standbein spielt in der Ortsgruppe indes eine besondere Rolle: die Prävention, die Vermittlung von Wissen über das Schwimmenlernen hinaus - wie Bade- und Strandregeln oder Hinweise zur Sicherheit auf dem Eis. Dafür werden Kindertagesstätten und Grundschulen besucht. „Wir wollen über die Kinder auch an die Eltern herankommen. Für diese Arbeit suchen wir vor allem noch ältere Helfer“, sagt Ines Hackbarth. Über Zuspruch kann sich der Verein indes nicht beschweren: Für sowohl Schwimmkurse als auch die Mitgliedschaft gibt es Wartelisten. „Wir würden mehr aufnehmen, wenn wir könnten“, bemerkt Ines Hackbarth und verweist auf das dafür notwendige Personal und die gebuchten Bahnenzeiten im „Bulabana“.

Im „Bulabana“ werden nicht nur das sichere  Schwimmen und Tauchen trainiert, sondern auch Rettungsübungen durchgeführt.
Im „Bulabana“ werden nicht nur das sichere Schwimmen und Tauchen trainiert, sondern auch Rettungsübungen durchgeführt.
(Foto: Torsten Biel)

All diese vielfältigen Aufgaben werden von den Mitgliedern der Ortsgruppe ehrenamtlich gestemmt. Die Technik und Fahrzeuge werden mittels Mitgliedsbeiträgen, Spenden oder Fördermitteln finanziert. „Rettungskräfte müssen ihre Kleidung selbst kaufen“, erzählt Willy Hackbarth. Für den Einsatz an der Ostsee nehmen die Rettungsschwimmer Urlaub. Neben einem Obolus von nur fünf Euro pro Tag plus Verpflegung werden Unterkunft und Fahrtkosten gestellt. Doch weshalb dann die Mühe und der Einsatz? „Es hat sich eine Gruppe gefunden, in der ein Teamgefühl herrscht. Freundschaften sind entstanden“, so der Vorsitzende.

Preis wird seit 1994 verliehen

Unsere Zeitung vergibt seit 1994 alljährlich den Wenzelspreis. Damit wird besonderes ehrenamtliches Engagement von Vereinen oder Einzelpersonen gewürdigt. Zuletzt ist damit 2019 die Gruppe der Lesepaten des Naumburger Bürgervereins bedacht worden. Den Preis erhielten in den vergangenen Jahren unter anderem der Förderverein Moritzkirche, die Interessengemeinschaft Unstrutbahn, Dieter Lang und Horst Becker aus Almrich, Roswitha Hartmann aus Nebra, Brigitte Krause von der Arbeitsgruppe Bad Kösen der Rheuma-Liga sowie der Imkerverein Unstruttal Nebra und Umgebung.

Die Verleihung findet traditionell während des Wenzelsempfangs statt, zu dem am Donnerstag zahlreiche Gäste erwarten werden. Die diesjährige Wenzelsfigur, die mit dem undotierten Preis vergeben wird, schuf der Naumburger Bildhauer Stefan Albert Hutter.