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Das lange Warten auf Entscheidung

Von HELGA HEILIG 20.10.2011, 14:59

NAUMBURG. - Noch keinen Schritt weiter ist Heiko Riediger aus Naumburg in seinem Rechtsstreit mit der Krankenkasse IKK. Er hatte im Juli Klage gegen die Ablehnung der IKK eingereicht, ihm die Pflegestufe eins anzuerkennen (Tageblatt / MZ berichtete). Eine Entscheidung des Sozialgerichts Halle steht noch aus.

Begründet wird dies seitens der Pressestelle des Sozialgerichts damit, dass die Richter durch unzählige Klagen, vor allem zum Thema Hartz vier, regelrecht überschüttet werden. Riediger, der ganz andere Probleme hat, muss genauso lange auf eine Entscheidung warten wie alle anderen auch: ein bis anderthalb Jahre. Der Naumburger, dem seit rund einem Jahr ein Kunstherz hilft, am Leben zu bleiben, versteht die Welt nicht mehr. Seit Monaten führt der lebensbedrohlich erkrankte Mann, der auf eine Herztransplantation wartet, in seiner Angelegenheit einen regen Schriftverkehr - erst mit der IKK und nun mit dem Sozialgericht. Gerade erst hat Heinz Ristow, Stabsstelle Grundsatzfragen und Recht bei der IKK, dem Gericht mitgeteilt, man sei "weiterhin der Auffassung, dass der Kläger (Riediger, d. Red.) in dem in Frage stehenden Zeitraum die Voraussetzungen für die Einstufung in die Pflegestufe eins nicht erfüllt."

Das mutet zynisch an - ganz besonders vor dem Hintergrund, dass die Krankenkasse, zu der Riediger nach seiner Heirat im April gewechselt ist - die Bahn-BKK - ihm die Pflegestufe eins schon lange zahlt. Der von der BKK bestellte Gutachter hat sie nach einem Hausbesuch ohne auch nur eine Sekunde zu zögern bescheinigt, so Heiko Riediger. Er kann nicht nachvollziehen, warum der von der IKK bestellte Gutachter der Meinung ist, dass die Voraussetzung für den Bezug der Pflegestufe eins nicht gegeben ist, der von der Kasse BKK-Bahn dementgegen diese Pflegestufe problemlos anerkannt hat.

Herzpatient

"Über dieses ganze Hin und Her rege ich mich furchtbar auf", empört sich Riediger. Er komme sich gegenüber der IKK vor wie ein Bettler. Dabei braucht der gelernte Maurer derzeit alles andere als Aufregung - im Gegenteil.

Seitens des Fachpersonals der Herzklinik Leipzig wird ihm geraten, in der Wartezeit auf ein Spenderherz Aufregungen oder Sorgen von sich fern zu halten. Das ist angesichts solchen Ärgers leicht gesagt, aber schwer getan. Mit Hilfe von Ehefrau Ines, die ihn beiseite steht und die Pflege übernommen hat, versucht er so gut es geht fit zu bleiben, seine Muskeln im Rahmen des Zulässigen zu trainieren. So es das Wetter zulässt, ist Heiko Riediger mit Ines in Naumburg unterwegs. Vor sich her schiebt er einen Rollator. Darauf befindet sich die Maschine, die ihn am Leben hält: das Kunstherz. Kommentar Seite 8