17-Jährige aus Frankroda startet Lehre zur Mechatronikerin Celine schraubt an ihrer Zukunft
Warum die Nachwuchsgewinnung sich für Unternehmen zunehmend knifflig gestaltet.

Frankroda/Niedertrebra - Die nachfolgende Geschichte ist ungewöhnlich und gewöhnlich zugleich: Ungewöhnlich insofern, als die Protagonistin, eine 17-jährige Auszubildende aus Frankroda, in einer Welt unterwegs ist, die nach wie vor als ausgesprochene Männerdomäne gilt - im Kfz-Handwerk nämlich. Und gewöhnlich ist die Schilderung dahingehend, als in ihr die Schwierigkeiten behandelt werden, die Betriebe häufig und zunehmend beim Finden von Lehrlingen haben.
„Es sind nicht nur Demografie und geburtenschwache Jahrgänge, die die Zahl geeigneter Auszubildender haben schrumpfen lassen“, verdeutlicht Inhaber Tobias Meißner vom gleichnamigen Autohaus in Niedertrebra kurz hinter Sachsen-Anhalts Landesgrenze zu Thüringen. „Wir haben zuweilen Schüler zum Praktikum hier, die dann im Grunde eine Woche unbeteiligt herumstehen. Auch in Bewerbungsgesprächen hatte ich wiederholt den Eindruck, dass so mancher junge Mensch gar keine Idee davon hat, wo er beruflich eigentlich hin will“, bedauert der Chef. Er stellt jedoch klar: „Ausbildung bedeutet ja auch Aufwand fürs Unternehmen. Aus schierer Not jeden zu nehmen, ist daher keine Lösung.“

Celine Götze, die vor wenigen Wochen in Meißners Firma eine Lehre zur Kfz-Mechatronikerin begonnen hat, sei erfreulicherweise das komplette Gegenbeispiel. „Als Celine sich bei uns um eine Lehrstelle bewarb, hat sie von sich aus angeregt, zur Probearbeit in die Werkstatt zu kommen. Und weil sie dort ähnlich proaktiv handelte - also mitdachte, anpackte, nachfragte - gab es durchweg positive Rückmeldungen von den Kollegen“, betont Geschäftsführerin Ricarda Meißner.
„Ich finde es faszinierend zu lernen, wie ein Auto im Einzelnen aufgebaut ist und wie man Defekte repariert.
Celine Götze, Auszubildende
Und auch die Angesprochene selbst hat ihre Berufswahl noch keine Sekunde bereut. „Ich finde es faszinierend zu lernen, wie ein Auto im Einzelnen aufgebaut ist und wie man Defekte repariert“, sagt die 17-Jährige, die insgesamt große Zielstrebigkeit und eine gewisse Unerschütterlichkeit ausstrahlt. Ob das irgendwie Thema sei, dass sie in der Werkstatt die einzige Frau unter lauter Männern ist? „Nö. Und für mich sowieso nicht: Ich kam bereits zu Schulzeiten besser mit Jungs klar.“ Wie sie die Pendelei von Frankroda über die Landesgrenze hinbekomme? „Bis ich im kommenden Frühjahr meinen Führerschein habe, fährt mich meine Mutti - und zur Berufsschule nach Weimar bringt mich der Zug“, sagt die junge Frau kurz und bündig, ehe sie sich mit Ausbilder Uwe Keimling wieder konzentriert in die Fehlerbehebung an der Alarmanlage eines Ford Ranger vertieft.
Apropos Alarm: Um dem Mangel an beruflicher Orientierung entgegenzuwirken, gibt es im Nachbar-Bundesland ein neues Programm für Neuntklässler: Ein Dreivierteljahr lang arbeiten diese allwöchentlich sechs Stunden in einem Betrieb ihrer Wahl mit.