Beobachtung Beobachtung: Das erste Ei der Flug nach Süden: Hier wird genau Buch geführt

memleben - Ein Meer aus Blumen und Geschenken ist auf dem großen Tisch vor der Theke der Gaststätte „Zum Storchennest“ aufgebaut. Die Gastwirtsfamilie Ihle feiert mit Geschäftspartnern, Gemeindevertretern, Vereinen aus Memleben, Stammgästen, Pensionsgästen und Freunden ihr 35-jähriges Geschäftsjubiläum. „Am 7. Oktober 1981, also genau vor 35 Jahren, haben wir unsere Gaststätte eröffnet“, erzählen Rosel und Horst Ihle. Aus dem Leipziger Raum waren beide aufs Land gezogen und betrieben in Memleben die Dorfgaststätte in den ersten Jahren bis zur Wende 1990 unter dem Pachtverhältnis der Konsumgenossenschaft. „Es waren schöne, aber auch schwierige Jahre, doch wir haben es nie bereut, hierhergekommen zu sein“, blickten Rosel (66) und Horst (67) auf dreieinhalb Jahrzehnte zurück.
Auch wenn das Waren- und Getränkekontingent über die Konsumgenossenschaft zugeteilt wurde und nicht immer dem Bedarf und den Wünschen entsprach, sei man schließlich auch damit klargekommen. Mit zufriedenen Gästen werde oft ein Stück Anerkennung und Dankbarkeit zurückgegeben, meint Frau Ihle und damit die Bestätigung für die eigene Arbeit.
Einen markanten Einschnitt brachte die Wendezeit 1989/90. Der Konsum zog sich zurück und nahm gleichzeitig das gesamte Gaststätteninventar heraus. „Wir mussten komplett neu anfangen und kauften das Storchennest“. Das bedeutete zunächst einen schwierigen Start, doch auch die Möglichkeit, wirklich selbstständig und eigenverantwortlich zu wirtschaften. Fleiß, Mut und Beharrlichkeit zahlten sich aus, die Memlebener waren letztlich froh, noch eine Gaststätte im Ort zu haben.
Seit Ende der 90er Jahre bringt auch der Tourismus mit Rad- und Wasserwanderwegen und Besuchermagneten wie Erlebnistierpark und Klostermuseum einen Aufschwung in den Gästezahlen. Ihles eröffneten 2003 das „Café am Kloster“, das neu gebaute zweite gastronomische Standbein mit Pensionszimmern. In all den Jahren ist der Familienbetrieb bei allen möglichen Festen dabei; mittlerweile verstärkt durch die mitarbeitende Tochter und den helfenden Sohn.
Nun aber wollen Rosel und Horst bald zur Ruhe kommen, abschalten und mal mehr an sich denken. Das Ruhestandsalter ist längst erreicht. Zum kommenden Jahreswechsel 2015/16 soll dann auch die Verantwortung für das „Storchennest“ an jüngere Hände übertragen werden. Tochter Katrin Nimmler wird künftig das Geschäft übernehmen. Der Wechsel der Generationen werde indes nicht mit einem Ruck vollzogen, sondern Stück für Stück, blickt Rosel Ihle voraus. Und sie und ihr Mann Horst freuen sich dann auf mehr Zeit für sich selbst, auf Ruhe und auch die eine oder andere längere Reise.