Bankräuber Bankräuber: Auch Überfall in Freyburg gestanden
HALLE/freyburg. - Im blauen Oberhemd, korrektem Kurzhaarschnitt mit einer auffälligen Uhr am Arm wirkt der 39-jährige Merseburger eher wie ein erfolgreicher Geschäftsmann. Doch angeklagt ist der frühere Weißenfelser Basketball-Profi und ehemaliger Inhaber einer Cocktailbar in Merseburg wegen fünf Banküberfällen.
Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Halle legte er gestern ein Geständnis ab: Damit räumte er ein, im Juli 2010 die Volks- und Raiffeisenbank in Bad Dürrenberg überfallen zu haben, ebenso im September 2010 eine Sparkasse in Leipzig und eine Volks- und Raiffeisenbank in Freyburg und im Dezember 2010 eine Volksbank in Koblenz (Rheinland-Pfalz). Nach kurzer Verhandlung wurde der 39-Jährige gestern rechtskräftig zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Maskiert und mit Waffen-Attrappe
Den fünften Anklagepunkt, nach dem er laut Staatsanwaltschaft im Januar 2012 auch eine Sparkasse in Großkorbetha überfallen zu haben, bestritt er jedoch. Der Täter hatte damals fast 6 500 Euro erbeutet - im Gegensatz zu den anderen Überfällen, wo der Angeklagte zwischen 450 und 700 Euro mitnahm.
In einem Fall, bei dem Raub in Koblenz, blieb es sogar bei einem Versuch: Dort stieß ihn der Filialleiter aus der Bank, sodass der Angeklagte ohne Beute das Weite suchen musste. Immer waren die Überfälle nach dem gleichen Schema abgelaufen: Maskiert und mit einer unechten Waffe aus Plastik ausgestattet, hatte er die Geldhäuser betreten und Geld gefordert. Teilweise hatte es Videoaufnahmen von den Überfällen gegeben, mit deren Veröffentlichung die Polizei damals nach dem auffällig großen Täter gesucht hatte, der fast immer zusätzlich zur Maskierung mit einem Basecap gekleidet war.
Private Probleme, Drogensucht
Doch der Bankräuber stellte sich im Februar 2012 selbst, war in der Verhandlung zu erfahren: "Ich bin nicht kriminell, ich wollte einen Schlussstrich ziehen." Seit Februar sitzt er in Untersuchungshaft. Private Probleme, so der Angeklagte, hatten ihn in die Drogensucht getrieben, die er offensichtlich mit den Banküberfällen finanzieren wollte. "17 Jahre lang habe ich ehrlich mein Geld verdient", sagte der gelernte Maschinentechniker, der nach Beendigung seiner sportlichen Karriere Mitte der 90er Jahre eine erfolgreiche Baufirma geführt hatte und später in die Gastronomie eingestiegen war. Doch nach der Trennung von seiner Frau und Querelen um das Sorgerecht des gemeinsamen Kindes sei er in den Drogenkonsum hereingerutscht. Kokain und Crystal habe er in großen Mengen eingenommen. Dazu habe er auch Beruhigungsmittel und Alkohol konsumiert.
Nachfragen hierzu von der Richterbank, etwa, wie er unter Drogeneinfluss dennoch gearbeitet habe, beantwortete er allerdings sehr ausweichend. Ebenso die, wie er denn die mehrere Tausend Euro monatlich für die Drogen aufgebracht habe: "Keine Aussage." Alledings muss sich kein Angeklagter selbst wegen weiterer Straftaten belasten. Der 39-Jährige betonte, dass er seine Taten bereue. Sein Plan für die Zukunft: eine Entzugstherapie und einen Trainerschein machen. Zumindest für die Entzugstherapie wird er nun viel Zeit haben. Denn mit dem Urteil wurde auch die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet.