Handball: Kevin Szep-Kis trifft mit dem HCB quasi vor der Haustür auf seine Ex-Teamkollegen Auswärtsspiel daheim
Burgenländer mit großer Leipzig-Fraktion zur Drittliga-Partie gegen den SC DHfK II.

Leipzig - Etwa fünf Minuten Fußweg: Es ist eine der kürzesten „Anreisen“ zu einem Auswärtsspiel, die man sich vorstellen kann. Gut, eingefleischte Fans des schottischen Fußballs werden einwenden, das Stadtderby in Dundee zwischen dem FC und United lässt sich in diesem Zusammenhang nicht toppen. Die Stadien der beiden Clubs liegen an der Tannadice Street, nur einen Katzensprung - 52 Meter Luftlinie sollen es lediglich sein - voneinander entfernt.
Doch für Handballer Kevin Szep-Kis ist die Strecke, die er von seiner Wohnung am Waldplatz in Leipzig zur in Sichtweite gelegenen Arena zurücklegen muss, natürlich auch nur ein Klacks. An diesem Samstag spielt er dort im Trikot seines neuen Vereins HC Burgenland in der 3. Liga gegen sein Ex-Team, die Bundesliga-Reserve des SC DHfK.
„Natürlich ist das in vielerlei Hinsicht eine ganz besondere Partie, aber nicht nur für mich“, so der 21-Jährige, der damit auf die große Leipzig-Fraktion beim HCB anspielt. Neben Szep-Kis und dem mit ihm vor dieser Saison von der DHfK-Zweiten nach Naumburg gewechselten Kreisläufer Mirco Fritzsche haben die Torhüter Marius Göbner und Max Neuhäuser sowie die Feldspieler David Heinig, Sascha Meiner, Tom Hanner und Florian Pfeiffer eine Leipziger Vergangenheit als Aktive. Mit Co-Trainer und Rechtsaußen Philipp Große sowie Erik Stepan studieren und leben zudem zwei weitere HCB-Spieler in der sächsischen Metropole. Ein „Auswärtsspiel daheim“ wird das also für die meisten Burgenland-Akteure.
In erster Linie eben für Kevin Szep-Kis, der in Ungarn geboren wurde, aber bereits mit einem Jahr nach Deutschland kam, wo sein Vater Krisztian als Handball-Profi tätig war. Beim ThSV Eisenach, wo Szep-Kis senior seine Karriere beendete, begann die Handballer-Laufbahn des Sohnes, der als B-Jugendlicher zum SC DHfK wechselte und dort zum Jugend-Bundesligaspieler und auch zum (ungarischen) Jugend-Nationalspieler wurde. „Ich besitze beide Staatsbürgerschaften und würde mich, sollte einmal der sehr unwahrscheinliche Fall eintreten, dass sich die Trainer beider Nationalmannschaften für mich interessieren, wahrscheinlich für die ungarische Auswahl entscheiden“, gibt Szep-Kis, der sich in Leipzig zum Immobilienkaufmann ausbilden lässt, zu.
Zum Männer-Nationalspieler ist es für den Rückraumakteur aber noch ein langer Weg. Erst einmal will sich „Szeppi“, wie er von Teamkollegen und Freunden nur genannt wird, in der 3. Liga beim HC Burgenland weiterentwickeln und etablieren. „Ich möchte natürlich durchgehend auf der Platte stehen und nicht nur im Angriff spielen. Deshalb muss ich meine Abwehrarbeit verbessern. Und in der Offensive muss ich in meine Aktionen mehr Tempowechsel einbauen“, gibt sich der im Rückraum-Zentrum eingesetzte Deutsch-Ungar lernfähig und selbstkritisch. Zurzeit springt er auf der Spielmacher-Position verstärkt für den verletzten Routinier Florian Pfeiffer ein. „Das ist eine gute Chance für mich, mehr Spielzeit zu erlangen. Ich bin aber sehr froh, mit Flo vor mir jemanden zu haben, der sehr erfahren ist und von dem ich noch viel lernen kann“, sagt Kevin Szep-Kis.
Auf das Duell mit seinen Ex-Teamkollegen freut sich der Wahl-Leipziger ungemein. „Ich habe da noch sehr viele Freunde und Bekannte. Sieben Jahre beim SC DHfK sind ja auch eine lange Zeit, und der Kontakt mit den meisten Leuten dort ist nicht abgerissen.“ Ob das Insiderwissen, das er, Kreisläufer Fritzsche und Keeper Göbner mitbringen, helfen kann, das für den Klassenerhalt so wichtige Spiel gegen einen direkten Konkurrenten zu gewinnen? „Das kann sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil sein, denn schließlich weiß der Gegner ja auch, was wir können und vielleicht noch nicht so gut können“, meint Kevin Szep-Kis, der dieses Mal den Fragebogen unserer Zeitung ausgefüllt hat (siehe unten), schmunzelnd. Auf jeden Fall können die Burgenländer mit einem Sieg beim Tabellenzehnten, der drei Zähler und zwei Positionen hinter ihnen liegt, einen weiteren Schritt auf dem Weg zum angestrebten sechsten Platz machen.
HCB-Steckbrief: Neuzugang Kevin Szep-Kis (21)
Position: Rückraum Mitte
Spitzname: Szeppi
Erster Verein: ThSV Eisenach
Größte sportliche Erfolge: Teilnahme mit der ungarischen Auswahl an den Olympischen Jugend-Sommerspielen 2017 in Györ

Drei Gründe für den HCB: komplett neue Herausforderung, die ich gesucht hatte; persönliche Weiterentwicklung; das sehr gute Gesamtpaket
Saisonziel: Platz sechs nach der Hauptrunde und damit der vorzeitige Klassenerhalt steht über allem. Dann möchte ich mich persönlich und mit der Mannschaft entwickeln.
Lieblingssport außer Handball: Fußball (Fan von Atlético Madrid)
Lieblings-Laster: gibt es wahrscheinlich gar nicht
Lieblings-Übung im Training: Fußball zur Erwärmung (ich bin da übrigens der Top-Scorer)
Hass-Übung im Training: Sprünge nach der Erwärmung
Nach dem Spiel gehe ich am liebsten... mit Marcel Popa ein Bier trinken