1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Naumburg
  6. >
  7. Auf der Spur der eigenen Gene

Bad Bibraer Lauf-Ass Felix Dreisow lässt seine DNA entschlüsseln Auf der Spur der eigenen Gene

Besonders spannend: Wie umgehen mit eventuell heiklen Befunden?

Von Andreas Löffler 15.06.2021, 09:17
Wissbegierig: Felix Dreisow aus Bad Bibra hat sein Genom entschlüsseln lassen.
Wissbegierig: Felix Dreisow aus Bad Bibra hat sein Genom entschlüsseln lassen. (Foto: Andreas Löffler)

Bad Bibra - Was der Bad Bibraer Felix Dreisow gemacht hat, rührt an einem fast schon philosophischen Punkt. Der 39-Jährige, vielen in der Region auch als Lauf-Ass bekannt, hat sein Genom, also seine komplette in den Chromosomen beziehungsweise der DNA hinterlegte Erbinformation, sequenzieren lassen. Und damit quasi die „Büchse der Pandora“ geöffnet, denn: Anhand der Gene und des inzwischen über sie gesammelten Wissens lassen sich immer präzisere Aussagen über vorhandene Prädispositionen treffen - also auch über die Veranlagung für bestimmte Krankheiten. „Willst du das denn wirklich wissen?“, sei eine häufige Frage in seinem Umfeld gewesen - wohl gespeist aus dem „Kopfkino“, welche Herausforderung der Umgang mit einem heiklen Befund mit sich bringen könnte.

„Ehrlich gesagt habe ich mir zumindest im Vorfeld gar nicht so einen Riesenkopf über derlei gemacht“, kommentiert Felix Dreisow. Ihn habe schlicht das Erkenntnisinteresse des Wissenschaftlers geleitet, sagt der promovierte Physiker, der bei Schott in Jena arbeitet. „Und da wir weltweit Kunden mit den für die DNA-Sequenzierung benötigten Glas-Chips beliefern, wollte ich einfach mal wissen, was bei einer solchen Analyse letztlich überhaupt rauskommt.“ Das entsprechende Test-Kit des in Italien ansässigen Anbieters Dante Labs, seinerzeit zum Sonderpreis von 150 statt 250 Euro erhältlich, habe er sich vorige Weihnachten selbst zum Geschenk gemacht.

Resultate in vier Komplexe aufgeschlüsselt

Nach dem Einsenden seiner Speichelprobe erhielt er unlängst nun die Auswertung dazu: vier Seiten PDF-Dokument sowie einen geschützten Online-Link, der zu detaillierten Ergebnissen führt und wo sich Dreisow theoretisch die Visualisierung jedes noch so kleinen DNA-Abschnitts seiner Chromosomen anzeigen lassen kann. Die Resultate hinsichtlich bestimmter genetischer Veranlagungen seien in die vier großen Themenkomplexe Ernährung und Lebensweise, Pharmazeutika, Gesundheit sowie Fitness unterteilt. „Ich finde hier zum Beispiel den Hinweis, dass ich nicht so zum Muskelprotz tendiere, aber sehr gut auf Ausdauertraining anspreche, einen niedrigen Ruhepuls habe und nach Belastung schnell regeneriere - alles Sachen, die absolut zutreffen“, erläutert Dreisow. Dass er von seinen Genen her „vorbelastet“ sei, schnell Gewicht zuzulegen, könne er freilich nicht bestätigen, meint er fröhlich. „Im Großen und Ganzen erkenne ich aber eine große Übereinstimmung zwischen meinen genetischen Anlagen und der tatsächlichen Ausprägung.“

Aufgeschlüsselt bis ins kleinste Detail: Dank der computergestützten Auswertung kann sich Felix Dreisow ganz bestimmte Gen-Abschnitte anzeigen lassen.
Aufgeschlüsselt bis ins kleinste Detail: Dank der computergestützten Auswertung kann sich Felix Dreisow ganz bestimmte Gen-Abschnitte anzeigen lassen.
(Repro: Andreas Löffler)

Und der sensible Bereich der Prädisposition für bestimmte Erkrankungen? „Gendefekte, die typische Erbkrankheiten zur Folge haben, liegen bei mir zum Glück nicht vor. Daran, dass es mit meinen Knochen und Gelenken nicht zum Allerbesten bestellt ist und deshalb irgendwann Osteoporose oder Osteoarthrose drohen könnten, erinnert mich schon heute mein zwickendes Knie“, sagt Dreisow. Und damit, dass es eine größere Wahrscheinlichkeit gebe, dass er einmal Nierensteine entwickelt, könne er auch leben.

Grafik zeigt auch an, wie er auf Medikamente reagieren könnte

Aber klar schwebt da auch diese „Was wäre, wenn?“-Frage durch den Raum: Wie würde er beispielsweise damit umgehen, die Gen-Analyse hätte auf die hohe Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung hingewiesen? Würde er fortan paralysiert in sich hineinhorchen oder das Leben umso voller auskosten? Auch wenn es in seinem Fall ein abstraktes Gedankenspiel bleibt, neigt der Bad Bibraer eher dem Letzteren zu. „Und ich würde natürlich sämtliche einschlägigen Vorsorge-Untersuchungen sehr intensiv betreiben.“ Und auch wenn er beispielsweise dank einer „Ampel“-Grafik nun weiß, auf welche Medikamenten-Wirkstoffe er wie reagieren dürfte, „ist der 100-prozentige Nutzen meiner DNA-Sequenzierung sicher nicht da“, räumt Felix Dreisow ein.

Für ihn sei die Sache aber allemal hochinteressant gewesen. Zudem könne er, fußend auf seinem nun dauerhaft digital hinterlegten genetischen „Fingerabdruck“, beim italienischen Anbieter Dante Labs noch viele weitere Auswertemöglichkeiten hinzubuchen - etwa hinsichtlich der Abstammung. „Es wäre doch spannend zu erfahren, ob ich nicht vielleicht zu 67 Prozent Mongole bin“, so Felix Dreisow lachend.