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Antwort Antwort: Bearbeitungszeit für Adressdatenbanken

26.04.2013, 08:30
An Freddy Linzmaier adressierte Briefe mit Notizen zu Zustellversuchen.
An Freddy Linzmaier adressierte Briefe mit Notizen zu Zustellversuchen. Torsten Biel Lizenz

Gössnitz - Die Einwohner der Finne-Region rücken seit den Fusionen von Gemeinden und der Bildung der Verbandsgemeinde (VG) An der Finne im Jahr 2009 menschlich enger zusammen - wenn auch nicht aus eigenem Antrieb. Auf die Sprünge helfen ihnen seit Jahr und Tag Briefe und Pakete. Mit den Fusionen änderten sich die Gemeindenamen, viele Straßennamen und damit auch Hausnummern - kurzum die Wohn- und Firmenanschriften.

Seither irren postalische Zusendungen mit teils abenteuerlichen Adressenangaben durch die Orte und landen entweder mit Zeitverzug im eigenen oder gar in einem fremden Briefkasten. Auf diese Weise lernte der Gößnitzer Freddy Linzmauer einen Mann aus Burgheßler kennen. Beide wohnen zwar in der Gemeinde An der Poststraße, jedoch in verschiedenen Ortsteilen. Der Mann aus Burgheßler hielt auf seinem Weg zum Einkauf freundlicherweise bei Freddy Linzmaier an, um ihm einen für ihn bestimmten Brief zu überreichen. Auf diesem war aus unerklärlichem Grund als Bestimmungsort „An der Poststraße - Burgheßler“ vermerkt.

Fremde Post fischte auch Linzmaier schon aus seinem Kasten - wie jene an einen Herren, der An der Poststraße, Am Schlossteich wohnt. Allerdings ist diese Straße in Klosterhäseler und nicht in Gößnitz - einem früheren Ortsteil von Klosterhäseler - zu finden. „Den Brief“, so Linzmaier, „habe ich der Postfrau wieder mitgegeben.“

Brenzlich wird es mit Post an Firmen oder, wenn wegen der Irrwege für termingebundene Post kostbare Zeit verstreicht. So trudelte nach dem ersten gescheiterten Zustellversuch ein Brief vom Vermessungsamt, der eine Fristsetzung beinhaltete, mit fast dreiwöchiger Verspätung bei Linzmaier ein. Für ihn war damit die Zeit für die Fristeinhaltung recht knapp geworden. „Einladungen zu Feuerwehrsitzungen habe ich teilweise erst am Tag der Versammlung erhalten“, erzählt er. Umher irrte auch ein Brief der Versicherung, die den Brief an ihn mit der Ortsangabe Klosterhäseler auf die Reise geschickt hatte.

Ein schwieriges Feld war bislang gar die Bestellung übers Internet. „Gibt man dafür seine Adresse ein, erscheint bei der Ortsangabe automatisch Burgheßler, das lässt sich auch nicht ändern“, so Linzmaier. Für ortsunkundige Lieferanten sei die Zustellung fast ein Ding der Unmöglichkeit. Als er privat ein Auto verkaufen wollte, „hat der Käufer zehnmal angerufen und gefragt, warum man ihm zwei Straßennamen nennt - An der Poststraße und Hauptstraße - und wie denn nun der Ort heiße“, erzählt Linzmaier. Ja, die Einwohner hätten sich damals für den Gemeindenamen An der Poststraße entschieden, weil diese die einzige Gemeinsamkeit sei. „Uns war nicht bewusst, dass dieser Name postalisch verwendet würde, wir dachten, für die Anschriften würden weiterhin die Namen der Ortsteile gelten.“

Viele Briefe mit allen denkbaren Anschrifts-Varianten und Irrwegvermerken füllen den Tisch in Linzmaiers Küche. „Langsam wird es ruhiger mit den Aufklebern“, sagt er und tippt auf die Nachweise diverser Zustellversuche. Noch einmal lebte das Durcheinander jedoch auf, als der Straßenname geändert wurde. Dass die Hauptstraße, in der er wohnt, nun Eckartsbergaer Straße heißt, diese Nachricht schickte ihm die VG-Verwaltung Ende Januar dieses Jahres per Brief ins Haus. Das neue Straßenschild wurde jedoch erst Wochen später aufgestellt. Dabei ist der Gemeindebeschluss zur Straßenumbenennung bereits über dreieinhalb Jahre alt.

Den Kopf konnte er nur noch schütteln, als ihm nach dem Brief zur Straßenumbenennung aus der Verwaltung ein zweiter Brief aus der VG ins Haus flatterte. Allerdings mit mehrtägiger Verspätung wegen der veralteten Anschrift, denn die Verwaltung hatte ihn zu Herrn Linzmaier in die einstige Hauptstraße geschickt, die aktuell Eckartsbergaer Straße heißt.