Wrestling-Festival Wrestling-Festival: Die deutsche Rakete hat nicht gezündet
Merseburg/MZ. - Der Grizzly-Bär packt Joe mit einer erstaunlichen Leichtigkeit, wirbelt ihn scheinbar bis fast unter die Hallendecke. Man hat Angst um den Ringboden, auf den der Kanadier kracht. Um Joe selbst hat man keine Angst, er ist schließlich Catcher, Wrestler, wie man heute sagt. Und da Wrestling ohnehin alles nur Show ist, was soll da passieren? Alles nur Mache? Wenn da nur nicht Ecki Eckstein wäre, die deutsche Rakete. "Alles nur Mache? Das ist ein sehr oberflächliches Urteil. Natürlich gehört auch ein bisschen Show dazu, wir wollen die Zuschauer ja schließlich gut unterhalten. Außerdem ist das doch heute bei fast allen Sportarten so. Da schindet ein Fußballer mit einer theatralischen Schwalbe einen Elfer, die Fans klatschen begeistert. Ist das keine Show? Wrestling, das behaupte ich mal, ist die Sportart, in der man am meisten trainieren muss, um bestehen zu können." Ecki, der eigentlich Christian mit Vornamen heißt, ist seit zehn Jahren Catcher. Mit 20 stieg der Hannoveraner das erste Mal in den Ring, nachdem er sich vorher in vielen Sportarten versucht hatte. Warum ausgerechnet Catchen? "Weil es ein ehrlicher Kampf Mann gegen Mann ist. Und weil man nahezu täglich Wettkämpfe hat, nicht nur einen im Jahr, wie so mancher Berufsboxer."
Ein paar Meter weiter und höher hat der Grizzly wieder Punkte gesammelt, es kracht und klatscht. Seine Rechte schlägt auf den Nacken von Joe, scheint aber rechtzeitig zu stoppen. Wilde Schläge, die ganz sanft landen. Die 400 Zuschauer johlen, springen auf. Rumms. Legend Joe rollt im Ringstaub. Wieder ein Schlag, wieder scheint die Faust eine Vollbremsung zu machen. Ecki, das riecht doch nach purer Show. Die deutsche Rakete lässt sich nicht beirren. "Die Schläge tun weh, aber wir können es ja gern mal probieren, wenn du''s nicht glaubst." Nein, nein, Ecki, das wäre unfair, du bist ja schließlich verletzt. Und gegen einen Verletzten kämpfe ich nicht. Gut, dass der Mann Spaß versteht. "Würde beispielsweise ein Berufsboxer mit voller Kraft ohne Handschuhe zuschlagen, bricht er sich mit Sicherheit das Handgelenk. Bei uns ist das nicht anders, daher die Zurückhaltung unmittelbar vorm Einschlag."