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Willi Sittes Tochter gekündigt Willi Sittes Tochter gekündigt: Was wird aus restaurierungsbedürftigen Werken?

Von Undine Freyberg 21.01.2019, 13:00
Willi Sittes Tochter Sarah Rohrberg mit dem Werk „Zug ins Leben“ aus dem Jahr 1947.
Willi Sittes Tochter Sarah Rohrberg mit dem Werk „Zug ins Leben“ aus dem Jahr 1947. Undine Freyberg

Merseburg - Sie hatte es ihrem Vater immer wieder versprochen. „Dass ich sein Werk bewahren und in eine Stiftung überführen würde“, erzählt Sarah Rohrberg, die Tochter des Malers Willi Sitte (1921-2013). Immer wieder hatte er das Thema zur Sprache gebracht. Sein Wunsch nach einer Stiftung konnte erfüllt werden, doch die steckt finanziell in einer prekären Situation.

Bereits im vergangenen Jahr waren drei Gemälde Sittes verkauft worden - zwei davon Akte -, um die laufenden Kosten zu decken. Eine der größten Unterstützerinnen der Stiftung, die Saalesparkasse, die diese Stiftung laut dem Vorsitzenden Hans-Hubert Werner seit Bestehen bereits mit insgesamt 600.000 Euro unterstützt hat, hat ihre jährliche Spendensumme heruntergefahren.

Stiftung in Merseburg: Willi Sittes Tochter als Mitarbeiterin gekündigt

Deshalb hat die Stiftung nun endgültig die Reißleine gezogen und Sittes Tochter als Mitarbeiterin gekündigt. Da die 52-Jährige schwerbeschädigt ist, steht ihr ein Mitarbeiter zur Seite, der sie unterstützt. Auch diese (geförderte) Stelle fällt mit der Kündigung von Rohrberg weg. Die Merseburger Willi-Sitte-Stiftung für realistische Kunst hat damit bald gar keine Mitarbeiter mehr.

Die Folgen: Die Ausstellung, die Sarah Rohrberg gerade für die Sitte-Galerie konzipiert, wird wohl keine Jahresausstellung sein. „Sie wird dann einfach hängenbleiben wie sie hängt. Wer soll es denn machen“, zuckt sie mit den Schultern. Außerdem kann die Stiftung nach Aussage von Rohrbach mit ihrem Weggang keinerlei Bilderanfragen anderer Galerien für eventuelle Ausstellungen mehr bearbeiten.

Im Besitz der Willi-Sitte-Stiftung sind etwa 240 Gemälde und rund 1.200 Handzeichnungen

Im Besitz der Stiftung sind etwa 240 Gemälde und rund 1.200 Handzeichnungen. „Das ist eigentlich alles mein Erbe und das meiner Mutter, das wir in die Stiftung gegeben haben“, sagt Rohrberg nachdenklich. Von den Handzeichnungen haben unzählige auch eine Rückseite.

„Das sind also insgesamt fast 2.000 Zeichnungen. Da hat mein Vater einfach noch ein anderes Motiv gezeichnet, zum Teil hat er auch kurze Notizen gemacht. Die kann aber außer mir und meiner Mutter niemand lesen“, lächelt Sarah Rohrberg beim Gedanken an die „Geheimschrift“ ihres Vaters.

Willi-Sitte-Stiftung in Merseburg: Unter den Werken sind 200 Handzeichnungen und auch vier Gemälde, die restauriert werden müssten

Unter den Werken sind 200 Handzeichnungen und auch vier Gemälde, die restauriert werden müssten - darunter der „Zug ins Leben“ - Sittes erstes großes Bild, ein Gemälde auf Sperrholz aus dem Jahr 1947. An einer Stelle hat es einen Riss, auch die Farbe weist Schadstellen auf. Auch die Studie „Kopf und Hand“, die er als Vorbereitung darauf gezeichnet hat, braucht Zuwendung eines Fachmanns, weil Passepartout und auch das Bild Stockflecken haben. Beim Werk „Überaltert“ fehlt eine Ecke.

„Die würde man aber nicht ersetzen, nur verhindern, dass es schlimmer wird“, so Rohrberg. Tückisch: Viele Zeichnungen waren mit Klebeband aus DDR-Zeiten, das nicht säurefrei war, in Passepartouts geklebt. Dadurch hat das Papier Schaden genommen. Die Restaurierung von 100 Zeichnungen, die es am nötigsten haben, würde 15.000 Euro kosten. (mz)

Das Papier dieser Handstudie ist am Rand eingerissen.
Das Papier dieser Handstudie ist am Rand eingerissen.
Undine Freyberg
Dem Werk „Überaltert“ fehlt eine Ecke.
Dem Werk „Überaltert“ fehlt eine Ecke.
Undine Freyberg