Wieder Supermarkt am Brühl?
Merseburg/MZ. - Auch Rosemarie Welter (80) aus Friedensdorf ist immer mal zu Plus einkaufen gefahren, weil dort gleich eine Bushaltestelle ist. "Ich weiß nicht, was ich jetzt machen sollen. Ich bin alleinstehend und hab' niemanden mit Auto, der mir helfen könnte." MZ-Leserin Gisela Jühnke forderte vor allem die Stadträte auf, ihre Hausaufgaben zu machen. "Wir brauchen dringend eine Einkaufsmöglichkeit in der Innenstadt, und wir haben den Stadtrat gewählt, damit er unsere Interessen vertritt."
Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, ob es eine Lösung für das Problem der unzureichenden Versorgung mit Supermärkten direkt im Zentrum geben wird, hat die MZ mit Merseburgs Oberbürgermeister Reinhardt Rumprecht (parteilos) und weiteren Vertretern der Stadtverwaltung gesprochen.
"Sicherlich ist es durch den Plus-Umzug zum Nuhlandtplatz für einige Leute schwieriger geworden, aber das Leid der einen ist das Glück der anderen", sagte Rumprecht. "Aber die melden sich meist nicht." Es sei allerdings keinesfalls so, dass der Stadt das Problem nicht bewusst sei und sie nicht versuche, hier etwas zu tun. Man sei mit dem Centermanagement vom Brühl im Gespräch, das natürlich neue Mieter suche. "Und wir haben versucht, das Gelände des alten Edeka-Marktes von Edeka zu kaufen, doch die verlangten eine Summe, die wir nicht zahlen können und stellten die Bedingung, dass dort kein Konkurrent - also kein anderer Lebensmittelanbieter - bauen dürfe." "Die haben uns erpresst", bringt es Christine Winter-Schulz, die Leiterin des Stadtplanungsamtes, auf den Punkt.
Mittlerweile gebe es jedoch zwei verschiedene Projektentwickler, die sich für die gesamte Brache zwischen Brühl und Preußerstraße interessieren. "Wir sind in Gesprächen und möchten, dass hier trotz der Differenzen mit Edeka ein angemessener Lebensmittelhandel und auch Textilgeschäfte hinziehen", sagte Hans-Dieter Weber, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. Und OB Rumprecht fügt hinzu. "Uns schwebt etwas mit Kaufhauscharakter vor, dass die Branchen Lebensmittel, Textil und Technik abdeckt." Mit der Umsetzung des IBA-Projekts "Neues Leben am Markt" würde dann eine Verbindung von der Gotthardtstraße bis zum Brühl hergestellt. Allerdings ist noch völlig unklar, wann der Traum der Stadtverwaltung in Erfüllung gehen könnte und wie die Gespräche mit den Projektentwicklern ausgehen. "Wir ,möchten das alles natürlich lieber heute als morgen, aber es ist alles ein Prozess", so Rumprecht.
Auch um ein anderes Sorgenkind kümmert sich die Stadtverwaltung, nämlich um die mittlerweile von Geschäftsleuten fast völlig leergezogene Klia-Passage. "Wir waren im Sommer mit einem Vorstand von Allianz in dem Objekt und haben unsere Gedanken und Vorstellungen geäußert", sagte Rumprecht. "Jetzt hoffen wir, dass sich auch hier etwas tut."