Stadt Leuna Warum die alte Kastanie in Horburg gefällt werden soll
In Horburg soll eine neue Wendeschleife für Busse entstehen. In diesem Zuge soll die Kastanie entnommen werden.

Leuna/Horburg/MZ - Nach Vorgabe der EU sollen bis Ende 2022 alle Bushaltestellen barrierearm sein. Seit mehreren Jahren werden daher auch in der Stadt Leuna Anfahrtswege, Einstiegsflächen und Wartebereiche mit Häuschen ertüchtigt. Noch in diesem Jahr soll das in Horburg erfolgen, teilt die Stadt mit. Dafür muss jedoch die alte Kastanie weichen.
In Zusammenarbeit mit dem Landkreis Saalekreis, der für den Öffentlichen Personennahverkehr zuständig ist, soll am Haltepunkt Burgauenstraße - Mühlholz eine Wendeschleife entstehen. Vorgabe für die Planungen sei unter anderem gewesen, die ortsbildprägende Kastanie - quasi in der Mitte des Platzes - zu erhalten und für das Umfeld der Haltestelle Gestaltungsideen zu entwickeln, heißt es seitens der Stadt Leuna. Im Zuge der Bauarbeiten sollen auch sämtliche Medienkabel und Leitungen im Untergrund erneuert werden.
Gutachter hat Baumschäden an der Kastanie in Horburg festgestellt
Die Erdbaumaßnahmen greifen dabei in den Wurzelbereich der großen Kastanie ein. Deshalb mussten Standfestigkeit und die Vitalität des Baumes im Vorfeld untersucht werden, um der Baufirma Sicherungsmaßnahmen für den Baum aufzutragen. Das vorliegende Gutachten von einem Sachverständigen bescheinige jetzt allerdings gravierende Standsicherheitsdefizite und weitere Baumschäden, teilt die Stadt mit. Der Gutachter könne sich aus Sicherheitsgründen einen Erhalt des Baumes nur vorstellen, wenn seine Krone stark reduziert auf maximal sieben Meter in Höhe und Breite eingekürzt wird.
„Die Kastanie haben wir schon zu Beginn der Überlegungen aus kulturgeschichtlichen und gestalterischen Gründen als erhaltenswürdig eingeschätzt. Das sah der Gutachter zunächst auch so. Durch die notwendigen Sicherungsmaßnahmen würde aber der Schutzcharakter nicht mehr gegeben sein.“ Zudem gehörten Kastanien durch ihr eher weiches Holz zu den schnittunverträglichen Bäumen, betont die Verwaltung. Das heißt, der Baum würde nach starken Einkürzungen vermutlich sukzessive absterben.
„Dies spiegelt sich auch in der vom Baumprofi prognostizierten Reststandzeit des Baumes von fünf bis längstens zehn Jahren wieder. Erholen würde sich die Kastanie nicht mehr. Bliebe die Kastanie jetzt stehen, wäre sie auch ohne die Baumaßnahmen für die Haltestelle aufgrund ihres Zustandes und der Erkenntnisse, die wir jetzt haben, einzukürzen und würde wohl nicht mehr lange stehen“, teilt die Stadt weiter mit. Auch, wenn sie auf den ersten Blick nicht so aussehe, sei die Kastanie krank. Laut Stadtverwaltung würde sie auch stark eingekürzt eine Gefahr für Nutzer der Fläche darstellen.
Stadt sucht Ideen von Bürgern aus Horburg
„Das war Anlass für die Verwaltung, die Situation neu einzuschätzen. Im Ergebnis soll die gesamte Fläche neu gestaltet und der Baum entnommen werden.“ Eine naturschutzrechtliche Fällgenehmigung des Landkreises liege vor.
Für die zukünftige Gestaltung unter dem Motto „neue Haltestelle, neue Fläche, neue Bäume“ sind auch Ideen und Hinweise der Horburger gefragt. Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr, denn die Haltestelle soll anteilig mit Fördermitteln des Landkreises finanziert werden und die müssen alsbald ausgegeben werden. Gelingt das nicht, drohen der Stadt nach eigenen Angaben Strafzinsen.
Am 7. November will sich der Ortschaftsrat Horburg-Maßlau mit der neuen Situation beschäftigen. Konstruktive Ideen sind erwünscht. Die Sitzung findet um 20 Uhr im Gemeindeamt Horburg-Maßlau statt.